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Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Titel: Goldrausch in Bozen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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und der Fundort haben daran ihren Anteil. Auf dem Grund der Schlucht dürften die Temperaturen fast durchgängig in Gefrierpunktnähe liegen. Da verwest so schnell nichts. Und wenn, dann dauert es Jahre. Allerdings wird der gute Zustand der Leiche eine exakte Eingrenzung des Todeszeitpunktes erschweren. Wir müssen die Obduktion abwarten.« Sie wies mit dem Kopf auf den Fund neben Sara Gasser. »Und dazu kommen wir später.«
    Obwohl Vincenzo in seiner noch kurzen Laufbahn bereits mehr Leichen gesehen hatte, als ihm lieb war, wurde ihm beim Anblick von Sara Gasser übel. Mauracher hingegen blieb genauso ungerührt wie bei ihrem ersten Toten im vergangenen Jahr. »Wäre es denkbar, dass jemand Sara Gasser über den Abgrund geschubst hat?«
    »Schwer zu sagen.« Paci zuckte mit den Schultern. »Natürlich ist das möglich, aber nachweisen lässt sich das kaum. Wie wollen Sie einen kleinen Stoß bei einem von Wunden übersäten Sturzopfer feststellen? Anders wäre es, wenn jemand zuvor mit einem Eispickel auf sie eingeschlagen hätte. Die spezifischen Wunden würde man eindeutig erkennen.«
    Reiterer sagte nicht viel, zwischen den widerlichen Felswänden schien er in einen klaustrophobischen Zustand verfallen zu sein. Kurz schilderte er, wie er den Rucksack nebst Inhalt geborgen und den Grund um das Opfer herum abgesucht, aber dabei nichts Auffälliges entdeckt hatte. »Können wir jetzt endlich zurückfliegen?«
    Vincenzo nickte. »Gleich. Sagen Sie uns jetzt noch etwas zu Ihrem zweiten Fund, Signora Paci?«
    »Natürlich.« Die Rechtsmedizinerin kniete sich neben die Überreste des zweiten Opfers. »Knochen und Schädel weisen auf einen zierlichen Menschen hin. Insofern vermute ich, dass es sich um eine Frau handelt. Näheres werden erst die Laboruntersuchungen ergeben. Fest steht dagegen, dass das Opfer schon seit Jahren, ich würde gar behaupten, seit Jahrzehnten dort unten gelegen hat.«
    Vincenzo blickte betroffen auf die sterblichen Überreste von Christel Abendstein. »Sie hat mehr als einunddreißig Jahre dort unten gelegen.«
    Paci sah ihn fragend an, während Mauracher und Reiterer wissend nickten. Im Job zumeist Rivalen aus Leidenschaft, hatten sich die beiden Souveräne darauf verständigt, Thalers letzten Willen entgegen der Vorschriften zu respektieren und von einer Obduktion Abstand zu nehmen. Die Blutuntersuchung hatten sie von einem Internisten durchführen lassen, der die Angaben des Bergführers in seinem Abschiedsbrief bestätigte. Auch über den Inhalt des Abschiedsbriefes wussten die beiden Beamten natürlich Bescheid.
    »Das ist Christel Abendstein aus Kitzbühel. Ein DNA -Abgleich sollte für klare Verhältnisse sorgen. Wir werden uns darum kümmern, dass ihre Gebeine begraben werden. Und ich weiß auch schon, wo.«

22
    Sarnthein, Mittwoch, 25.   April
    Vincenzo schaute durch das Panoramafenster seiner Wohnung über die Landschaft in tausend Meter Höhe, wo der Frühling nach dem langen kalten Winter endlich einen späten Sieg feierte. Überall sprossen Schneeglöckchen und Krokusse aus dem Boden, in den Gärten der umliegenden Häuser auch Magnolien. Nach der gestrigen unfreiwilligen Rückkehr ins Eis genoss er den Anblick umso mehr. Während des Einsatzes war er abgelenkt gewesen, hatte keinen Gedanken an den Horror des vergangenen Herbstes verschwendet, doch als er abends mit einem leichten Sankt Magdalener ins Bett ging, er hatte sein altes Gewicht fast wieder erreicht und konnte sich ab und an ein Schlückchen Alkohol genehmigen, kam die Erinnerung wieder zurück. Plastisch stiegen die verstörenden Bilder vor seinem geistigen Auge auf. Er war aus dem Bett gesprungen, hatte den Fernseher eingeschaltet, der ansonsten zu den am wenigsten genutzten Technologien seines Alltags zählte, und hin und her gezappt. Ablenkung um jeden Preis. Das sinnentleerte Zappen zeigte die erhoffte Wirkung. Binnen weniger Minuten war er so müde geworden, dass er es gerade noch ins Bett geschafft und bis zum Klingeln des Weckers durchgeschlafen hatte.
    Doch jetzt, mit einem Kaffee in der Hand, überfiel ihn erneut das diffuse Gefühl von Angst, die merkwürdig real wirkte. So als wäre es noch nicht vorbei. Als wollte das Gefühl Vincenzo nicht nur sagen, dass er sich sein Leben lang an den Horror erinnern würde, sondern ihn auch zusätzlich beschwören: »Du hast damals einen schweren Fehler gemacht, der sich rächen wird. Bist du bereit, dich dieser Herausforderung zu stellen, wenn es so weit ist? Bist du

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