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Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Titel: Goldrausch in Bozen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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sie vorschlug zu skypen. Das bedeutete, dass sie sich sogar sehen würden. Die erfreulichen Aussichten hoben Vincenzos Stimmung beträchtlich. Er ließ die Tasse mit dem inzwischen lauwarmen Kaffee auf seinem Nachttisch stehen, nahm Jacke und Dienstwaffe vom Haken und fuhr ohne Frühstück nach Bozen. Marzoli würde sich freuen, dass er gestern Abend noch einen großen Vorrat an Cantuccini gekauft hatte, und sich später auch davon bedienen.
    Als er Bozner Stadtgebiet erreichte und wieder durchgängig Empfang hatte, griff er zu seinem Handy.
    * * *
    Bozen, Forensische Psychiatrie
    Dottore Crescente Albertazzi, Leiter der forensischen Psychiatrie, schritt stolz durch die Gänge des Gebäudes. Die neue Bozner Psychiatrie zählte zu den größten und modernsten Einrichtungen Italiens. Vom Errichten des Rohbaus hatte es noch mehr als ein Jahr gedauert, bis die letzten Bauarbeiten abgeschlossen worden waren. In dieser Zeit war die Psychiatrie noch in einem hässlichen Bau aus den Siebzigern untergebracht gewesen, ein idealer Drehort für einen Horrorfilm. Anfangs war nicht klar gewesen, ob Albertazzi die Leitung behalten würde. Denn während er sich, einerseits widerwillig, andererseits erfreut, weil ihm das alte Gebäude einige interessante Möglichkeiten geboten hatte, um die alte Einrichtung kümmern musste, hatte ihn Dottore Adriano Galante, ein Turiner, besser vertreten, als es Albertazzi lieb gewesen war. Doch dank seiner guten Beziehungen zum Träger der konzerngebundenen Einrichtung hatte er für seinen Kollegen eine attraktive Position in Verona ausfindig gemacht. Als bekennender Freund der Oper hatte Galante das Angebot angenommen und den Weg für Albertazzi frei gemacht.
    Der Psychiater war nicht nur der Chef der Vorzeigeeinrichtung, sondern kümmerte sich auch selbst um einige seiner Patienten. Unter ihnen war auch der hochgradig schizophrene Mann, der dem bedauernswerten Commissario Vincenzo Bellini übel mitgespielt hatte. Nur weil Albertazzi nachvollziehen konnte, was sich im Inneren des Polizisten abspielte, duldete er dessen regelmäßige Anrufe. Mindestens ein Mal pro Woche meldete er sich, um sich zu erkundigen, ob der Patient, dessen Taten er selbst aufgedeckt hatte, auch noch brav in seiner Zelle saß. Aber wo sonst sollte er denn sein? Manchmal löcherte der Commissario ihn zusätzlich mit Fachfragen. Wollte wissen, ob es normal sei, dass seine Freundin sich so abweisend verhalte. Da Zeit nicht gerade zu den Dingen gehörte, die Albertazzi im Überfluss hatte, nervten ihn Bellinis Anrufe zunehmend. Doch der Psychiater in ihm ermahnte ihn jedes Mal, mehr oder weniger darauf einzugehen. Zudem war der Commissario eigentlich ein netter Kerl.
    Crescente Albertazzi stand vor der Tür des Mörders. Er war in seiner Zelle durch eine massive Plexiglaswand mit einer Durchreiche für die Mahlzeiten von einem kleinen Vorraum getrennt. Diesen konnten die Ärzte betreten, ohne Gefahr zu laufen, von dem Mann angegriffen zu werden. Nicht einmal ein Begleiter zur Sicherheit war notwendig. Denn eines war klar: Hätte dieses Monster die Möglichkeit, würde es sich auf jeden Besucher stürzen. Und zwar mit brachialer Gewalt. Der Mensch war eine Ausgeburt der Hölle. Dass man ihm das weder ansah noch sonst irgendwie äußerlich bemerkte, machte ihn so gefährlich.
    Bis heute hat die Wissenschaft nicht zweifelsfrei klären können, ob Charaktereigenschaften angeboren oder anerzogen oder sie eine Mischung aus beidem sind. Eine weitere Frage, die unzählige Wissenschaftler beschäftigt, beantwortete sich in diesem Fall jedoch von selbst, wenn man dem Monster gegenübersaß. Grundsätzlich war Schizophrenie bei einem Drittel der Betroffenen heilbar. Bei den übrigen konnten die Symptome durch eine möglichst frühe und dauerhafte Therapie zumindest erheblich gelindert werden. Doch bei diesem Menschen schien alle Mühe aussichtslos. Er kam Albertazzi unheilbar vor. Manchmal fragte er sich ernsthaft, ob er es überhaupt mit einem Fall von Schizophrenie zu tun hatte. Als Mediziner musste er das klar bejahen, doch sein Gespür sagte ihm, dass er es nicht mit einer lapidaren Krankheit, sondern mit dem personifizierten Bösen zu tun hatte. Ein überdurchschnittlich gut aussehender Mann mit besten Umgangsformen, höflich, scheinbar kooperativ und sprachlich auf beeindruckendem Niveau, das eine weit überdurchschnittliche Intelligenz erkennen ließ. Mit seiner Art konnte der Mann nahezu jeden Menschen täuschen. Er würde sich

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