Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall
zum Beispiel auch Fußballfonds.«
„Fußballfonds?«
„Ja, Fußballfonds; du hast richtig gehört: Da werden mit dem Geld der Anleger die Transferrechte an jungen, talentierten Fußballspielern gekauft. Und dann werden neue Vereine für sie gesucht. Und wenn man einen gefunden hat, werden sie mit hohem Gewinn dorthin verkauft. Du hast doch bestimmt mitgekriegt, dass MPI die Rechte an diesem Nationalspieler dem 1. FCK abgekauft hat – ich glaub für 5 Millionen Euro. Geiger sagt, die haben dadurch den FCK vorm sicheren Bankrott gerettet. Siehst du: Und wenn die ihn dann an Bayern München für 10 Millionen weiterverkaufen, kommen 5 Millionen Gewinn in den Fonds rein. Diese Fonds haben eine Super-Performance!«
„Performance? – Ich raffe gar nichts mehr!«
„Musst du auch nicht. Mach ich ja alles für uns.«
„Wie: machst du für uns?«
„Ja, ich! Du hättest mich wohl nicht für so geschäftstüchtig gehalten, oder? Ich hab nämlich bereits 10.000 Euro bei MPI angelegt und ...«
„Ohne mich zu fragen, verzockst du unser Geld?«
„Erstens verzocke ich nichts, sondern habe das Geld geschickt investiert. Und zweitens ist das nicht unser Geld, sondern das Geld meiner Mutter, das ich als mein Eigentum mit in unsere Ehe gebracht habe.«
›Ehe‹ war anscheinend genau das Stichwort, das Tannenberg benötigte, um aus seiner lethargischen Sprachlosigkeit, die ihn die ganze Zeit über gelähmt hatte, gerissen zu werden. Wahrscheinlich, weil er der Eheschließung seiner beiden Mitarbeiter als einer der Trauzeugen beigewohnt hatte.
„Kinder, jetzt beruhigt euch doch mal wieder.« Er stellte sich wie der Ringrichter eines Boxkampfs resolut zwischen die beiden Streithähne. „Ich möchte euch eindringlich darum bitten, euren Ehekrach zu Hause fortzusetzen, nicht hier. Wir haben wirklich Wichtigeres zu tun! In Ordnung?«
Noch bevor die beiden sich äußern konnten, fragte Fouquet, der das verbale Gemetzel ebenfalls die ganze Zeit über fassungslos verfolgt hatte, nach dem neuesten Stand im Obdachlosen-Mord, für den Schauß und Geiger an diesem Morgen erste Befragungen im Berbermilieu durchgeführt hatten.
„Also gut: Der Penner heißt – oder hieß vielmehr – Alfred Tauber.«
Michael Schauß zog einen kleinen karierten Notizblock aus seiner Lederjacke und vergewisserte sich nochmals, ob er den Namen richtig in Erinnerung hatte.
„Ja: Alfred Tauber, geboren am 20.11.1952 in Bochum. Gelernter Koch. Mehrere Vorstrafen wegen Diebstahl, Nötigung, Landfriedensbruch usw. War bei dem Totschlag an dem Penner vor einem halben Jahr zwei Mal als Zeuge befragt worden, wollte aber nichts gesehen haben, obwohl er eigentlich etwas gesehen haben musste. – Dann noch die Sache mit der Erdhöhle, in der ihn der Hund eines gewissen ...«
Schauß blätterte um, entdeckte aber nicht sofort, was er suchte. Erst als er den Block auf die Rückseite drehte, wurde er fündig und ergänzte deshalb: „Baldur Seiffert gefunden hat.«
„Wann haben die ihn eigentlich gefunden?«, fragte Tannenberg.
„Um 10 Uhr gestern Morgen.«
„Todeszeitpunkt war nach dem vorläufigen Ergebnis der Rechtsmedizin gestern zwischen 5 und 7 Uhr. Der Mann ist übrigens definitiv ermordet worden. Was ist eigentlich mit Tatortspuren? Hat der Mertel da schon irgendwelche neuen Erkenntnisse?«, wollte der Leiter des K1 wissen.
„Also heute früh, bevor wir los sind, war ich bei ihm und hab ihn gefragt. Das einzig Auffällige sind Abdrücke von Turnschuhen in der Erdhöhle: Größe 45. Und der tot aufgefundene Penner hatte Schuhgröße 42. Aber die müssen ja nicht zwangsläufig vom Täter stammen; die können ja auch von einem Saufkumpan sein.«
„Glaub ich eher weniger!«, wandte Tannenberg direkt ein. „Ich weiß noch von den Befragungen in dem anderen Fall, dass die zwar oft zusammen saufen, aber nur selten irgendwo gemeinsam pennen. Vor allem die nicht, die in den Wald gehen. Das sind die totalen Einzelgänger. Die wollen niemanden in ihrer Nähe haben. – Gibt’s sonst noch was Wichtiges, Michael?«
„Ja. Eigentlich ... Nein.«
„Ja, was denn nun?«
„Die Kollegen haben nach den Habseligkeiten des Penners gesucht, aber nur eine Tüte mit leeren Flaschen und ein paar Kleidern gefunden. Na ja, und den Ausweis eben.«
„Mehr haben die ja oft nicht bei sich. Die leben ja von der Hand in den Mund. Habt ihr ’nen Geldbeutel oder so was gefunden.«
„Nix. Und auch keinen einzigen Cent.«
„Ach, da haben die sich bestimmt
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