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Goldstein

Goldstein

Titel: Goldstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Riesenbaustelle, die langsam ahnen ließ, wie der Alexanderplatz künftig aussehen sollte, und steuerte Tietz an. Das Kaufhausrestaurant war eine gute Wahl, keine Frage. Nah am Präsidium, aber kein Ort, an dem sich die Beamten blicken ließen, jedenfalls nicht freiwillig. Wer hatte schon Lust, sich in seiner wohlverdienten Mittagspause in die Gesellschaft quengelnder Kinder und schlecht gelaunter Mütter zu begeben?
    Sie brauchte einen Moment, ehe sie ihn entdeckt hatte. Der Kriminalassistent hatte einen Tisch gefunden, der abseits genug lag, um sie von solchen Alltäglichkeiten weitgehend unbehelligt zu lassen.
    »Fräulein Ritter«, sagte er und stand auf, rückte ihr den Stuhl zurecht wie ein Kavalier alter Schule. »Schön, dass Sie Zeit für mich gefunden haben.«
    Sie hatte das Gefühl, er sei wieder rot geworden. Davon war allerdings nichts mehr zu sehen, als sie ihm gegenüber am Tisch saß. Kriminalassistent Lange hatte eine völlig normale Gesichtsfarbe.
    »Sie wundern sich sicherlich, warum ich Sie hierher und nicht in mein Büro bestellt habe.«
    »Ist mir ganz recht so«, sagte sie.
    »Nun, ich habe meine Gründe. Die Dinge, die ich mit Ihnen besprechen möchte, sind streng geheim.«
    »Aha.« Sie zündete sich eine Juno an. Das schien ihn nervös zu machen. Oder war er das schon?
    »Kriminalrat Gennat hält große Stücke auf Sie«, sagte er, »wissen Sie das?«
    Komplimente waren Charly immer etwas peinlich. Dennoch: Gut zu hören, dachte sie und genoss es. Im Moment konnte sie jegliches Schulterklopfen gebrauchen. Aber worauf wollte Lange hinaus? Sie zog an ihrer Zigarette.
    »Kann ich auf Ihre Verschwiegenheit zählen?«, fragte er. »Von dieser Angelegenheit wissen sonst nur Kriminalrat Gennat, Doktor Schwartz und ich.«
    »Nicht einmal Böhm?«
    »Nicht einmal Böhm.«
    »Ich dachte, Sie arbeiten zusammen.«
    »Nicht in dieser Sache.«
    Charly nickte. Schien wirklich geheim zu sein. »Geht es um das Mädchen?«, fragte sie. »Alexandra Reinhold?«
    »Indirekt. Bei unserer Unterhaltung neulich sind wir leider vom Kollegen Böhm gestört worden.«
    »Machen Sie es doch nicht so spannend!«
    »Es geht um den Tod von Benjamin Singer«, sagte Lange. »Alexandras Komplize, der bei seiner Flucht ums Leben gekommen ist.«
    »Natürlich. Der Todesfall, in dem Sie ermitteln. Aber das ist doch kein Geheimnis.«
    »In gewisser Weise schon.« Lange räusperte sich. Es schien ihm wirklich schwerzufallen, den entscheidenden Satz auszusprechen. »Wir haben Gründe zu der Annahme«, sagte er schließlich und trank einen Schluck Selters, »dass Benjamin Singer von einem Polizeibeamten bewusst in den Tod getreten wurde.«
    Er hatte sehr leise gesprochen, dennoch schaute er sich um, ob niemand gelauscht hatte.
    Charly ahnte mit einem Mal, worauf er hinauswollte. Und woher die Angst in Alex’ Augen rührte. »Sie brauchen Alexandra Reinhold als Zeugin«, sagte sie.
    Lange nickte. »Wir haben einen anonymen Anruf bekommen«, sagte er, »wahrscheinlich von dieser Alexandra. Ihr Bullen habt Benny umgebracht , das hat die Anruferin gesagt.«
    Charly gab sich zerknirscht. »Umso ärgerlicher, dass das Mädchen mir entwischt ist, was?«
    »Aber nein«, beschwichtigte Lange.
    »Wenn Alex wirklich einen Mord beobachtet hat«, meinte sie, »dann hat der Mörder womöglich auch sie gesehen.«
    Lange nickte.
    »Dann ist sie in Gefahr.«
    Lange nickte noch einmal.
    »Haben Sie schon jemanden in Verdacht?«
    »Einen Hauptwachtmeister vom hundertsiebenundzwanzigsten Revier.« Lange schluckte. »Aber ich fürchte, ohne Zeugenaussage ist ihm nicht beizukommen. Eine heikle Sache, einen Kollegen des Mordes zu beschuldigen.«
    »Und Sie glauben, einem Straßenmädchen schenkt man Glauben vor Gericht?«
    Lange zuckte die Achseln. »Wir haben auch ein paar Indizien. Aber ohne Zeugin nützen die uns nichts.«
    Der Kellner kam mit den Speisekarten. »Sie sind eingeladen«, sagte Lange. »Geht auf die Rechnung der Mordinspektion.«
    Charly bestellte ein Mineralwasser, bevor der Kellner wieder verschwand, dann schauten sie in ihre Karten.
    »Ich habe Alex gesehen«, sagte Charly nach einer Weile, »das Mädchen hatte eine ungeheure Angst. Halten Sie es für möglich, dass dieser Hauptwachtmeister Jagd auf sie gemacht hat?«
    Lange legte seine Karte beiseite. »Durchaus«, sagte er und musste grinsen. »Aber es ist ihm nicht gut bekommen. Ich fürchte, diese Alex hat Krallen. Oder wenigstens ein Messer.«
    »Ist der Mann etwa immer noch im

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