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Goldstein

Goldstein

Titel: Goldstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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mit Ihren Leuten da mal rausfahren, Herr Kommissar«, sagte die Voss.
    »Reinhold, nimm doch unseren Kommissaranwärter mit und kümmere dich darum«, sagte Rath. »Ich hab gleich einen Gesprächstermin, den ich nicht verschieben kann.«
    In der Kantine hatte Rath den Eindruck gewonnen, dass sich die beiden jungen Männer gut verstanden. Gräf war kaum älter als Tornow, hatte aber eine komplett andere Polizeilaufbahn hinter sich, immer im Schoße der Kriminalpolizei, noch niemals Dienst in Uniform geschoben. Soweit Rath wusste, hatte Reinhold Gräf beinahe von Anfang an mit Gennat zusammengearbeitet. Was für den Kriminalsekretär sprach, denn der Buddha holte sich nurdie besten Leute. Meistens jedenfalls. Denn irgendwie waren ihm auch ein paar faule Eier ins Nest gelegt worden wie Czerwinski oder Brenner. Wobei Czerwinski bestimmt einmal gut gewesen war, aber über die Jahre und nachdem man ihn zu häufig bei anstehenden Beförderungen übergangen hatte, offensichtlich jede Lust und jeden Ehrgeiz verloren hatte. Und Brenner? Na, dieser Idiot war zum Glück kaltgestellt. Nach dem Disziplinarverfahren letztes Jahr hatte man ihn nach Ostpreußen abgeschoben, irgendwo in den hintersten Winkel des Landes, wo er kein Unheil anrichten konnte. Wahrscheinlich hockte der strafversetzte Kommissar jetzt in einem miefigen Büro und dachte darüber nach, wie er sich an Gereon Rath rächen konnte. Eigentlich hatte Brenner sich die Sache selber eingebrockt, aber das sah er wohl anders.
    Selbst beim Mittagessen hatte sich alles um Goldstein gedreht.
    »Warum man so einen nicht an der Grenze abfängt und gleich wieder nach Hause schickt«, hatte Gräf gesagt, und Tornow hatte ihm beigepflichtet.
    »Manchmal ist es wirklich eine Schande, wie man sich von ausgewiesenen Verbrechern auf der Nase herumtanzen lassen muss.«
    Die beiden jungen Männer hatten sich förmlich in Rage geredet, und Rath musste den besonnenen älteren Kollegen geben. Er konnte die beiden verstehen, allzu gut nur, aber letzten Endes gab es keine Alternative zu dem Rechtssystem, das sie hatten: dass man nur wegen einer begangenen und nachzuweisenden Straftat verurteilt werden konnte und nicht allein schon deswegen, weil man als Verbrecher galt.
    »Brauchst du den Wagen für deinen Termin?«, fragte Gräf.
    »Kannst du haben«, sagte Rath. Es konnte nicht schaden, Gräf die undankbare Aufgabe am Güterbahnhof durch den Buick etwas schmackhafter zu machen. Besser als in einem grünen Opel der Fahrbereitschaft nach Moabit zu fahren. Er warf ihm den Schlüssel zu.
    »Um was für ein Gespräch geht es denn?«, fragte der Kriminalsekretär, der sich immer schon durch eine gesunde Neugierde ausgezeichnet hatte.
    »Treffen mit einem Informanten.« Rath nahm Mantel und Hut vom Garderobenständer und schnappte sich Kiries Leine. »Außerdem braucht der Hund Bewegung.«
    Er sah es Gräfs Gesicht an und auch Tornows, dass die beiden mehr hören wollten, doch er ließ es dabei bewenden und legte den Finger an die Hutkrempe. Am allerschlimmsten, das wusste er, traf seine Geheimniskrämerei Erika Voss.
    Stefan Fink erwartete ihn im Aschinger in der Leipziger Straße. Der Journalist hatte den Treffpunkt selbst vorgeschlagen, sicherlich nicht ohne Hintergedanken: In diesem Lokal waren er und Rath sich zum ersten Mal begegnet. Fink, damals noch für die B.Z. unterwegs, hatte den Kriminalkommissar als Informanten für die Presse anwerben wollen. Rath hatte dankend abgelehnt und war von dem Schmierfinken prompt aufs Kreuz gelegt worden.
    Fink hatte einen Teller mit einem riesigen Holsteiner Schnitzel vor sich stehen.
    »Wünsche guten Appetit«, sagte Rath.
    »Spätes Mittagessen«, sagte der Journalist, wischte sich die Hände an der Serviette ab und stand auf, um Rath die Hand zu geben. »Herr Kommissar! Ich freue mich doch sehr, dass Sie sich endlich dazu durchgerungen haben, mit mir zusammenzuarbeiten. Sie werden sehen, es lohnt sich.«
    »Da bin ich mir sogar sicher«, entgegnete Rath. Er band Kiries Leine am Tischbein fest, bestellte ein paar Bouletten für den Hund und für sich selbst ein kleines Bier. Dann setzte er sich zu Fink an den Tisch und wartete, bis der Journalist zu Ende gegessen hatte. Es dauerte nicht lange; Fink vertilgte sein Schnitzel in Rekordtempo.
    »So«, sagte er schließlich und führte die Serviette an den Mund, »das hatte ich aber auch nötig. Erst fünf Tassen Kaffee gefrühstückt, und sonst noch nichts im Magen.« Er lachte und steckte sich eine

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