Goldstein
Zigarette an.
Rath grinste. Er mochte den Journalisten nicht besonders, das erleichterte die Sache.
»Schön, dass Sie Zeit gefunden haben«, sagte er. »Sie scheinen viel zu tun zu haben.«
»Ich habe immer viel zu tun. Welche Informationen haben Sie denn für mich? Sie haben es ja sehr spannend gemacht am Telefon.«
»Ziemlich brisante«, antwortete Rath. »Es geht um einen Mann,der hohe Spielschulden hat und deswegen große Schwierigkeiten bekommen könnte.«
Fink stutzte. Hinter seiner Stirn schien es zu rattern. »Was soll ich denn damit? Seit wann kümmern Sie sich um illegales Glücksspiel?«
»Ich kümmere mich um alles, das mir interessant genug erscheint.«
»Was wollen Sie?«, fragte Fink. »Können Sie mir nicht einfach sagen, um was es geht, statt in Rätseln zu sprechen?«
Rath holte die mittlerweile reichlich zerknitterte Tag -Ausgabe heraus und faltete sie auseinander.
»Darum geht es«, sagte er und legte die Zeitung auf den Tisch.
Fink rang sich ein müdes Lächeln ab. »Die ist von gestern. Wollen Sie eine aktuelle?« Er legte einen noch druckfrischen Tag auf den zerknitterten. Die Schlagzeile war rot unterstrichen und wenig erfreulich.
Jüdischer Gangster terrorisiert Berlin. Was tut die Polizei?
»Sauregurkenzeit?«, fragte Rath. »Oder warum kochen Sie das immer noch hoch?«
»Weil die Leute das lesen wollen.«
»Und warum ist die Konfession so wichtig, dass sie in den Titel muss? Liest sich ja schon fast wie der Angriff .«
»Schickt Isidor Weiß Sie zu mir?« Fink lachte. »Was wollen Sie, Herr Rath? Ich dachte, Sie hätten Informationen, und dann kommen Sie mit solchen ollen Kamellen.«
»Ich habe Informationen.«
»Meinen Sie das mit den Spielschulden? Wen interessiert denn so was?«
Fink hatte nach wie vor eine große Klappe, aber Rath meinte, hinter der Fassade dieser festen Stimme die Unsicherheit zittern zu hören.
»Kein Interesse? Dann hätte ich noch etwas anderes.« Er zündete sich eine Zigarette an. »Ich kann Ihnen zum Beispiel auch verraten, dass es Ihnen in den nächsten Tagen und Wochen deutlich besser ergehen wird, sollten Sie mir hier und heute noch verraten, wie Sie an die Polizeizeichnung und die internen Informationen gekommen sind, mit denen Sie sich Ihren miserablen Artikel zusammengestoppelt haben.«
Fink drückte seine Zigarette aus und seufzte, als errege Rath sein höchstes Mitleid. »Herr Kommissar! Ich weiß nicht, was Sie sich davon versprechen. Was meinen Sie, wie oft mich Ihr Kollege Böhm in den letzten Tagen schon gelöchert hat? Und meine Antwort war immer die gleiche.«
»Nämlich?«
»Informantenschutz. Ein seriöser Journalist nennt seine Quelle niemals. Um keinen Preis.«
»Wirklich um keinen Preis?« Rath zog einen Umschlag aus der Tasche.
»Ein deutscher Journalist ist nicht bestechlich!«
»Sie haben Schulden von summa summarum vierzehntausend Err-Emm, die auf Begleichung harren. Illegales Glücksspiel.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, sagte Fink, doch es war ihm anzusehen, dass er das ganz genau wusste, dass er nur noch nicht einsortieren konnte, wie Rath an diese Informationen gekommen war.
»Ich denke, Sie wissen ganz genau, wovon ich spreche. Und ob Sie’s glauben oder nicht: Ich bin der gute Onkel, der Ihnen helfen kann. Wenn Sie sich denn kooperativ zeigen.«
Fink sagte nichts, er zündete sich die nächste Zigarette an. Aus dem Blick, den er Rath zuwarf, sprach eine Mischung aus Misstrauen, Angst und Verachtung.
»Ich kann Ihnen Ihre Schulden nicht erlassen. Überschätzen Sie meinen Einfluss nicht. Aber ich kann dafür sorgen, dass die Laufzeit verlängert wird und die Zinsen sinken. Und Ihnen auf diese Weise vielleicht ein paar Fingerknochen weniger gebrochen werden.«
»Was sind Sie für ein Bulle? Sie sind nicht nur korrupt, Sie wollen mir auch drohen?«
»Sie spielen Ihre schmierigen linken Spielchen, ich spiele die meinen.«
Fink inhalierte, als brauche er das Nikotin so nötig wie Sauerstoff. »Wie kommen Sie überhaupt auf die Idee, ich könne Spielschulden haben?«, fragte er.
Rath lächelte so süffisant, wie er nur konnte. »Tut mir leid«, sagte er. »Informantenschutz.«
Dann drückte er seine Zigarette aus und stand auf.
»Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen. Ich muss noch mit dem Hund Gassi gehen, der wird schon unruhig.«
Er bückte sich und band Kirie los, die gleich mit dem Schwanz wedelte, als sie merkte, dass es wieder nach draußen ging. Rath hatte den halben Weg zur Tür
Weitere Kostenlose Bücher