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Goldstein

Goldstein

Titel: Goldstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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nicht hundertprozentig wissen, wer Ihren ... Geschäftspartner wirklich auf dem Gewissen hat.«
    »Dann geben Sie mir verdammt noch mal endlich diese hundertprozentige Gewissheit.«
    »Ich kümmere mich darum«, sagte Rath.
    Marlow überlegte. »Ich gebe Ihnen drei Tage«, sagte er schließlich. »Genau zweiundsiebzig Stunden. Sonntag Abend sehen wir uns wieder. Und dann möchte ich Klarheit haben.«
    Rath nickte. »Das werden Sie.« Er drückte seine Zigarette aus und stand auf.
    »Wollen Sie nicht mit uns essen?«
    »Ist mir zu nah am Präsidium hier«, meinte Rath.
    »Keine Sorge, das hier können sich Ihre Kollegen nicht leisten«, sagte Marlow. »Und der Polizeipräsident ist zu geizig für Borchardt.«
    »Nein, nein, vielen Dank. Sie könnten mir einen anderen Gefallen tun?«
    »Welchen?«
    »Ich müsste Christine noch einmal sprechen. Sie wissen schon, die Tänzerin aus dem Venuskeller .«
    Marlow grinste. »Ich denke, das lässt sich einrichten«, sagte er und warf Liang einen kurzen Blick zu. Der Chinese holte ein schwarzes Notizbuch aus seinem Jackett und schrieb eine Adresse auf, bevor er die Seite herausriss.
    Liang reichte Rath den Zettel. »Da können Sie Christine erreichen. Aber nicht vor zwölf Uhr mittags. Oder Sie gehen heute noch in den Venuskeller .«
    »Nein danke«, sagte Rath, »ich habe etwas Besseres vor.«
    95
    V on Alex hatte sie nichts mehr gehört. Weder von Alex noch von Vicky; die Mädchen waren immer noch verschwunden. Charly schloss ihre Wohnungstür auf und ging hinein. Gereon war noch nicht da. In der Burg war sie ihm glücklicherweise auch nicht mehr begegnet. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie erleichtert war, nicht mit ihm reden zu müssen.
    Im Buffetschrank fand sie eine halb volle Flasche Rotwein und setzte sich mit einem Glas an den Tisch. Tat ganz gut, der erste Schluck. Sie zündete sich eine Zigarette an und dachte nach. In was war sie da hineingeraten? Polizisten, die Polizisten töteten? Minderjährige Mädchen, die sich an einem Polizisten rächen wollten. Wie gern hätte sie mit Gereon über diesen ganzen Mist gesprochen, allein sie durfte nicht. Dabei schien ihr Fall mit dem seinen zusammenzuhängen. Die Tatwaffe. Der SA-Mann im Humboldthain war aller Wahrscheinlichkeit nach mit demselben Messer erstochen worden wie der Polizist im Hansaviertel. Der Polizist, der ebenfalls SA-Mann war, wie sie seit heute wussten. Gab es da einen Zusammenhang? War irgendjemand in der Stadt unterwegs, der SA-Männer abschlachtete? War vielleicht Abraham Goldstein dieser Jemand? Gereons Gangster. Der war doch Jude. Vielleicht war das der Auftrag, dessentwegen er den Atlantik überquert hatte: Vielleicht sollte er ein paar SA-Männer erledigen. Im Auftrag irgendwelcher Juden, die sich die Pöbeleien der SA nicht länger gefallen lassen wollten. Absurde Idee. Andererseits: Oft genug führten gerade die absurden Ideen zur Lösung. Und es passte doch irgendwie.
    Diese verdammte Geheimniskrämerei. Gereon mochte daran gewöhnt sein, sie war es nicht – und würde sich auch niemals daran gewöhnen können. Mit jeder Stunde, die verstrich, ohne dass sieoffen reden konnte, wurde es schlimmer. Ob sie sich von Gennat grünes Licht geben lassen sollte, das ausdrückliche Einverständnis, Kommissar Rath zu informieren? Andererseits wusste sie nur zu gut, dass Gennat Böhm deswegen in ihre kleine Truppe geholt hatte, weil der den Humboldthain-Fall bislang bearbeitet hatte. Und Böhm kam mit so jemandem wie Gereon Rath, der keinen Vorgesetzten wirklich akzeptieren konnte, einfach nicht zurecht. Sie konnte es ihm nicht einmal verdenken, dass er Gereon meist links liegen ließ. Auch wenn der ihn dafür hasste. Charly war mit Wilhelm Böhm immer bestens ausgekommen; möglich war das also, man durfte dessen bärbeißigen Charme nur nicht allzu persönlich nehmen.
    Sie hörte Schritte im Treppenhaus. Ob er das war? Sie trank noch einen Schluck Wein und lauschte beinah ängstlich auf die Geräusche draußen.
    96
    G räf und Tornow war er schon am Morgen losgeworden. Er hatte die beiden losgeschickt, um noch einmal die Berliner Camel-Verkaufsstellen abzuklappern, die Grabowski fein säuberlich aufgelistet hatte. Der Kriminalsekretär und der Kommissaranwärter schienen sich gut zu verstehen, er konnte sie ohne Bedenken zusammenarbeiten lassen. Die beiden waren also beschäftigt, und Rath konnte wieder das machen, was er am liebsten tat: alleine arbeiten.
    Die Adresse lag in Treptow. Rath parkte den

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