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Goldstein

Goldstein

Titel: Goldstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Buick in einer Seitenstraße und ging hinüber ins Haus. Christine hatte den gutbürgerlichen sowie gänzlich unspektakulären Nachnamen Möller und wohnte deutlich nobler, als Rath das erwartet hätte. Vorderhaus, erster Stock.
    Es dauerte eine Weile, bis jemand aufmachte, obwohl Rath Liangs Empfehlung ernst genommen und sich erst nach der Mittagspause auf den Weg gemacht hatte. Da stand sie, die Hauptattraktion des Venuskellers, in einem nachtblauen seidenen Hausmantel, ähnlich raffiniert geschnitten wie ihr Garderobenbademantel, undgähnte hinter vorgehaltener Hand. Sie schien ihn erkannt zu haben, schaute ihn an wie eine Löwin in ihrer Höhle, gleichermaßen scheu wie angriffslustig.
    »Ich wusste, wir würden uns noch einmal wiedersehen«, sagte sie und öffnete die Tür. »Kommen Sie doch herein. Ich frühstücke gerade.«
    Der Duft von Kaffee lag in der Wohnung. Sie führte ihn in ein sonnendurchflutetes Zimmer. Das Oberlicht des großen Fensters stand auf Kipp und ließ die Geräusche der Straße herein und den Wind, der mit den Vorhängen spielte. Auf einem kleinen Tisch mit zwei Stühlen standen eine Kaffeekanne, in einen dunkelroten Kaffeewärmer gehüllt, und eine Tasse, in der schwarzer Kaffee dampfte. Im Aschenbecher lag bereits eine ausgedrückte Zigarette. Christine Möller schien ähnliche Frühstücksgewohnheiten zu haben wie er selbst.
    »Wollen Sie auch einen Kaffee?«
    »Gerne.«
    Sie schenkte ein. »Legen Sie doch ab und leisten Sie mir ein wenig Gesellschaft«, sagte sie.
    Rath hörte die Zwischentöne in ihrer Stimme. Sie hatte es darauf abgesehen, ihn zu verführen, das war sonnenklar. Er wusste es, und dennoch konnte er sich kaum gegen die Erregung wehren, die er plötzlich spürte. Diesmal halfen auch die Gedanken an fette Oberarme nicht.
    Rath legte Mantel und Hut ab und setzte sich zu Christine an den Tisch, trank einen Schluck Kaffee und versuchte dabei, den Blick auf ihren üppigen Busen zu vermeiden, der sich unter der nachtblauen Seide überaus deutlich abzeichnete.
    »Danke«, sagte er.
    »Warm hier, finden Sie nicht?« Christine pustete sich eine blonde Strähne aus der Stirn und beugte sich ein wenig nach vorn, als sie in ihrer Kaffeetasse rührte, sodass der Mantel den Blick auf eine Brust freigab. Rath beschloss, dass es an der Zeit war, zur Sache zu kommen.
    Mit einem Scheppern stellte er die Kaffeetasse zurück auf die Untertasse.
    »Sie arbeiten nicht nur für Johann Marlow«, sagte er. »Sie arbeiten auch für meine Kollegen von der Sitte.«
    Er beobachtete sie genau, während er das sagte. Sie blieb erstaunlich gefasst.
    »Arbeiten nicht auch Sie für Marlow und für die Polizei?«
    »Es geht hier um Sie und nicht um mich.«
    Sie zuckte die Achseln. »Wenn Sie gut bezahlen, arbeite ich auch für Sie.«
    Sie sagte das mit einem zweideutigen Unterton, doch mittlerweile war Rath immun gegen ihre Verführungsversuche. Er ließ sie nicht aus den Augen, während er eine Zigarette aus der Schachtel klopfte und sie anzündete.
    »Danke«, sagte er, »kein Bedarf.«
    »Schade.«
    Sie raffte die auseinanderklaffenden Enden ihres Morgenmantels zusammen.
    »Vielleicht sollten Sie mir sagen, in wessen Auftrag Sie hier sind, im Auftrag von Doktor M. oder im Auftrag von Doktor Weiß?«
    »In meinem eigenen Auftrag.«
    Je mehr sie von seinen Fragen ablenkte, desto mehr war Rath davon überzeugt, dass sie wirklich etwas zu verbergen hatte. Die Fotos, die er in Lankes Schublade gefunden hatte, waren kein Zufall.
    »Aber das heißt nicht«, fuhr Rath fort, »dass bei diesem Gespräch nicht etwas für meine Auftraggeber herausspringen würde. Das kommt ganz darauf an, wie Sie sich verhalten. Ob Sie mir die Wahrheit sagen oder nicht.«
    »Sie wollen mir also drohen.«
    »Ich will Sie nur warnen.«
    »Vielleicht sollte ich Sie warnen. Was meinen Sie wohl, was Doktor M. mit Ihnen macht, wenn er erfährt, wie Sie mich hier behandeln? Mich mit so einem Kinderkram erpressen zu wollen!«
    »Und was meinen Sie, was er mit Ihnen macht, wenn er erfährt, dass Sie es waren, die Hugo Lenz in die tödliche Falle gelockt hat?«
    »Wie meinen Sie das?«
    Ihr Erschrecken, auch wenn sie es schnell mit einstudierter Selbstsicherheit zu überdecken versuchte, war echt. Rath hatte nur eine Vermutung ausgesprochen, aber nach dieser Reaktion war er sich sicher, dass er mit seiner Vermutung der Wahrheit sehr nahekam.
    »Sie haben Hugo Lenz seine Kontakte zur Polizei verschafft«, sagte er. »Lenz glaubte, endlich

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