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Goldstein

Goldstein

Titel: Goldstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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muss den Bullen sagen, wer er ist. Das ist ein Freundschaftsdienst. Das Letzte, was wir für ihn tun können.«
    »Ich weiß nicht ... Ich kann das nicht ...«
    »Wenn du mir ’nen Groschen geben kannst für die Telefonzelle, dann mach ich es für dich. Ich ruf bei den Bullen an und sag denen, wer Benny ist. Damit er wenigstens ein anständiges Grab bekommt. Eins mit seinem Namen.«
    »Ich ...« Plötzlich spürte Alex, dass die Tränen wieder in ihre Augen schießen wollten, das Gefühl kam aus heiterem Himmel, sie musste sich zusammenreißen, um weitersprechen zu können. »Ich weiß doch nicht einmal seinen Nachnamen«, sagte sie.
    Vicky tröstete sie. »Keine Sorge, ich krieg das schon raus. Ich glaub, Kotze und er waren im selben Heim.«

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    17
    G anz schön eindrucksvoll, der Schreibtisch, den sie hier im Gang stehen hatten, imposanter noch als der im Büro von Polizeipräsident Grzesinski. Rath hatte sich auf der großzügigen, mit Intarsien verzierten Tischplatte ausgebreitet. Neben seinem Zigarettenetui, das noch ein gutes Dutzend Overstolz enthielt – diesmal hatte er vorgesorgt –, lagen zwei zerlesene Tageszeitungen, und daneben standen eine Tasse Kaffee, ein Glas Wasser und ein halb voller Aschenbecher. Der Schreibtisch, ein wahres Monstrum, war ihm gestern auf dem Weg zu Goldstein bereits aufgefallen, direkt bei den Aufzügen, mit einem perfekten Blick auf die Tür zur Suite 301.
    Nach dem gestrigen Ärger hatte Rath die Observierungstaktik geändert. Weiß, dem er am Morgen Bericht erstattet hatte, war nicht bereit gewesen, ihm mehr Leute abzustellen, trotz der Schwierigkeiten, die Rath geschildert hatte, also musste er umdisponieren: Wenn Unauffälligkeit unwichtig war, konnten sie auch ganz offensichtlich einen Posten vor der Tür des Zielobjekts platzieren. Und der Schreibtisch, zu welchen Zwecken er hier auch stehen mochte, wahrscheinlich nur zu dekorativen, war für diesen Beobachtungsposten geradezu ideal. Der Service mochte nicht ganz so perfekt sein wie in der Halle, hier wurden die Aschenbecher nicht alle drei Minuten geleert, aber einen Kaffee immerhin hatte er auch hier bestellen können, der Page hatte ihm das Gewünschte anstandslos gebracht, dazu das Tageblatt und die Vossische . Eigentlich fühlte Rath sich hier ganz wohl. Zumal er sich jetzt öfter mit Gräf ablösen konnte und nicht den ganzen Tag an einem Fleck hocken musste.
    Mit einem leisen Pling öffnete sich die Aufzugtür. Eine elegante Dame, die sich bei einem kleinwüchsigen Herrn eingehakt hatte, passierte seinen Schreibtisch mit einem neugierigen Blick, und Rath schaute ihr hinterher, jede Abwechslung war ihm willkommen, vor allem wenn sie solch einen hübschen Po hatte. Ein Räuspern ließ ihn herumfahren. Neben ihm stand ein hagerer Mann, der ebenfalls aus dem Aufzug gekommen sein musste – wenn er nicht gerade aus dem Boden gewachsen war.
    »Guten Morgen«, meinte Rath und stand auf.
    Mit einem säuerlichen Lächeln schüttelte ihm der Hoteldetektiv die Hand. »Unser Gespräch ist gestern unterbrochen worden«, sagte er. »Ich habe Sie in der Halle gesucht, dann aber von Ihrem Kollegen erfahren, dass Sie hier oben sitzen.«
    Rath nickte. »Beste Aussicht auf Zimmer dreihunderteins.«
    »Allerdings nicht gerade unauffällig, wenn ich das anmerken darf.«
    »Es geht auch nicht um Unauffälligkeit, es geht um Effektivität«, erklärte Rath.
    »Schön.« Grunert lächelte noch einmal sein Saure-Gurken-Lächeln. »Wenn Sie so freundlich wären und mir endlich er­klärten, worum es überhaupt geht, wäre ich Ihnen überaus dankbar.«
    »Sie wissen, dass die Informationen, die ich Ihnen nun gebe, unter uns bleiben müssen? Allerhöchste Diskretion!«
    Grunert nickte. »Selbstverständlich.«
    »Gut. Die Sache ist ganz einfach: Abraham Goldstein, Ihr werter Gast, steht unter dringendem Verdacht, Mitglied eines amerikanischen Verbrecherkartells zu sein, und aus diesem Grund steht er unter Beobachtung der preußischen Polizei. Schließlich wollen wir nicht, dass Berlin zu Chicago wird, nicht wahr?«
    Rath hatte gehofft, die Atmosphäre mit der letzten Bemerkung etwas aufzulockern, doch Grunert schaute weiter so drein, als leide er an einem schlimmen Magengeschwür. Vielleicht tat er das ja auch.
    »Und worauf gründet sich dieser ... dringende Verdacht?«, fragte der Detektiv.
    »Sie werden verstehen, dass ich Ihnen das nicht sagen kann, das sind kriminalpolizeiliche Interna.«
    Der Hoteldetektiv zog die Stirn in

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