Goldstein
Fehler.«
Goldstein schnippte die Zigarette ins Gras. »Fuck you «, sagte er und steckte die Hände in die Manteltaschen.
»Wir sind in Deutschland hier«, meinte Stefan, »und in Deutschland wird Deutsch geredet. Das werden wir dir jetzt mal beibringen.«
Goldstein hatte den Dünnen genau im Blick und sah, wie er mit der Rechten unmerklich ausholte. Bevor er zuschlagen konnte, hatte er dem Mann die Stirn aufs Nasenbein gerammt. Stefan verdrehte die Augen und ging zu Boden; Blut schoss ihm aus der Nase. Blieben noch drei.
»Und?«, fragte Goldstein. »Versteht ihr das? Oder braucht ihr auch dafür einen Dolmetscher?«
Endlich fand der Dicke die Sprache wieder.
»Wir verstehen diese Sprache nicht nur, wir sprechen sie auch«, sagte er. »Zeig’s ihm, Gerd!«
Der Mann namens Gerd musste der sein, der sich gerade einen Schlagring über die Fingerknöchel geschoben hatte.
»Mit mir machst du so was nicht, Arschloch«, sagte er, »ohne Vorwarnung, so eine feige Sauerei.«
»Gut, dann diesmal mit Vorwarnung.« Goldstein zog die Remington aus der Manteltasche. »Noch einen Schritt, und du hast ein Loch in deiner schicken Uniform!«
Gerd stockte mitten in der Vorwärtsbewegung und stierte unsicher auf den Lauf der Pistole. Dann versuchte er, sich die verlorene Selbstsicherheit bei seinem Anführer wiederzuholen.
»Schau dir das mal an, Günter, der hat ’ne Wumme. Glaubt wohl, wir kennen so was nicht.«
»Ich würde die an deiner Stelle lieber wegstecken«, sagte Rotgesicht Günter. »Wenn du glaubst, dass die SA in einer Kommunistengegend wie dieser unbewaffnet unterwegs ist, dann hast du dich geirrt.«
»Ich muss euch warnen. Wenn einer von euch auf die Idee kommen sollte, etwas aus der Tasche zu ziehen, was auch nur entfernt an eine Pistole erinnert, hat er ebenfalls ein Loch in seinem Hemd.«
Abe musste sich zu sehr auf den Anführer und auf Gerds Schlagring konzentriert haben, jedenfalls hatte er den Dritten nicht im Blick gehabt. Als er die Bewegung bemerkte, spürte er auch schon den harten Griff um seine Arme. Obwohl er mit allem gerechnet hatte, war er für einen Augenblick überrumpelt, verlor das Gleichgewicht und stürzte zusammen mit seinem Angreifer zu Boden. Aus der Remington löste sich ein Schuss, und er hörte jemanden schreien.
»Ah, mein Fuß!«
Als sie auf dem Boden landeten, lockerte sich der feste Griff für einen Moment, und das reichte Goldstein, um dem Angreifer seine Rechte und die Remington mit voller Wucht gegen die Schläfe zu donnern. Das genügte. Der Mann war außer Gefecht.
Und nicht nur der. Gerd saß auf dem Rasen, neben dem immer noch bewusstlosen Stefan, und hielt seinen rechten Fuß umfasst, mit der linken Hand und mit der rechten, an der immer noch der Schlagring saß. Zwischen den Fingern sickerte Blut hindurch, in dunklen, glänzenden Linien, und tropfte auf den Boden.
»Verdammt, mein Fuß«, brüllte er, »was hast du getan, du Arschloch.«
Goldstein schaute nach dem Dicken, doch der stand immer noch in einiger Entfernung und machte keine Anstalten, näher zu kommen. Goldstein rappelte sich auf, bereit, dem nächsten Angriff entgegenzutreten.
Doch der Dicke blieb stehen.
»So«, sagte er, »jetzt sieht die Sache wohl anders aus. Waffe weg!«
Goldstein dachte zunächst, sich verhört zu haben, dann sah er die schussbereite Luger in der Faust des Mannes.
»Ich warne dich«, sagte Günter, »ich bin ein guter Schütze. Lass deine Pistole fallen.«
Goldstein zuckte die Achseln. »Weißt du, in solchen Situationen kommt es gar nicht so sehr darauf an, wer der bessere Schütze ist.«
»So? Worauf denn dann?«
»Es kommt darauf an, wer die Nerven behält.«
»Runter mit der Waffe! Sofort fallen lassen!«
»Siehst du, das meine ich. Du bist viel zu nervös, deine Stimme viel zu laut. Gleich fängt deine Hand noch vor Aufregung an zu zittern. Wie willst du da zielen?«
»Ein so großes Arschloch wie dich treff ich schon!«
»Dein Problem ist doch: Du willst mich gar nicht erschießen. Du kannst das gar nicht, du bringst es nicht fertig. Sonst hättest du es schon längst getan.«
Jetzt fing die Luger tatsächlich an zu zittern.
»Schieß doch endlich«, rief Gerd, »mach ihn fertig! Das Schwein hat meinen Fuß erwischt! Das ist Notwehr!«
Günter war schon in der Rückwärtsbewegung, die Luger allerdings hielt er immer noch in der Hand.
»Ich denke, es ist an der Zeit, eine kleine Warnung auszusprechen«, sagte Goldstein und zeigte mit einer Kopfbewegung
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