Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldstück: Roman (German Edition)

Goldstück: Roman (German Edition)

Titel: Goldstück: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
Vom Netzwerk:
tolle Frau gefunden hat.«
    »Ähm«, erwidere ich etwas verschämt.
    »Doch, doch!«, unterbricht mich Dorothee. »Nimm das bitte ruhig als Kompliment. Ich fand dich ja schon im ›Gallo Nero‹ super, aber jetzt muss ich sagen: Mein Bruder ist ein Glückspilz!«
    »Äh.« Auweia, ist mir ja richtig unangenehm, wie sie mich hier über den grünen Klee lobt. Aber trotzdem freue ich mich natürlich auch tierisch darüber, dass Daniels Schwester mich offensichtlich mag.
    »Weißt du«, sie senkt die Stimme, »er hat es wirklich mehr als verdient, endlich mal glücklich zu sein. Seit …«
    »Seit was?«, frage ich nach, als sie nicht weiterspricht.
    Dorothee schüttelt den Kopf. »Ach, das ist eigentlich unwichtig, und ich will auch nicht tratschen.« Das finde ich wiederum sehr schade, widerstehe aber der Versuchung, nachzufragen. »Alles, was zählt, ist doch, dass ihr glücklich miteinander seid.«
    Ich nicke. »Ja, das sehe ich auch so.«
    »Dann will ich mal zusehen, dass ich mein eigenes Glück ab sofort auch in die Hand nehme.«
    »Ich wünsche dir viel Erfolg dabei!«
    Wir verabschieden uns, und mit beschwingten Schritten entschwindet Dorothee aus meinem Büro. Mein Blick fällt auf die große Wanduhr über dem Eingang. Drei Uhr, dann habe ich jetzt noch zwei Stunden Zeit, in der Wohnung Klarschiff zu machen, bevor Stefan hier auftaucht.
    Auf halbem Weg zwischen Büro und Wohnung lässt mich ein lautes Geräusch zusammenzucken. Draußen auf der Straße kracht und scheppert es, dicht gefolgt von einem gellenden Schmerzensschrei. Mit einem Satz bin ich wieder am vorderen Eingang, reiße die Tür auf – und spüre, wie mir bei dem Anblick, der sich mir bietet, sämtliches Blut aus den Gliedern sackt. Nur wenige Meter entfernt liegt Stefan mitsamt seinem Fahrrad in einem Blumenkübel, Dorothee Unverzagt sitzt auf ihren vier Buchstaben direkt daneben und hält sich das linke Knie. Ach, du Scheiße, was ist denn da passiert? Stefan beantwortet meine Frage, ohne dass ich sie ausgesprochen habe.
    »Was, verdammt noch mal«, brüllt er Dorothee an, »haben Sie mitten auf dem Radweg verloren?«

[home]      
    25. Kapitel
    E s tut mir leid, es tut mir so schrecklich leid!« Wieder und wieder stammelt Dorothee Entschuldigungen in Richtung Stefan, während sie, von mir gestützt, zurück zum Büro humpelt. »Ich verstehe das nicht, ich hab Sie einfach überhaupt nicht gesehen!«
    »Das habe ich gemerkt«, zischt Stefan, der uns hinkend folgt. »Sie sind ja buchstäblich in mich hineingelaufen!«
    »Es tut mir so leid«, wiederholt Dorothee nun noch einmal.
    »Davon habe ich jetzt auch nichts«, blökt Stefan, »ich habe mir mit Sicherheit den Knöchel verstaucht!«
    »Stefan!«, weise ich ihn energisch zurecht. »Jetzt hör aber mal auf, sie hat sich doch schon entschuldigt!«
    Tatsächlich hört er mit seiner Schimpferei auf, hilft mir sogar, Dorothee abzustützen, während ich die Tür aufschließe, und bugsiert sie dann gemeinsam mit mir in einen der Sessel. Das alles läuft bei mir wie automatisch ab, ohne dass ich groß darüber nachdenke. Denn momentan sind meine grauen Zellen mit etwas völlig anderem beschäftigt: Was will Stefan denn schon hier? Und wie kann ich verhindern, dass er und Dorothee sich jetzt gleich miteinander unterhalten?
    »Tut mir wirklich ganz schrecklich leid«, sagt Dorothee noch einmal, als würde sie gerade ein Mantra beten, und bedenkt Stefan mit einem zerknirschten Blick.
    Schlagartig werden seine Gesichtszüge weicher, sogar so etwas wie ein Lächeln zeigt sich. »Ach, na ja«, erwidert er, »ist nicht so schlimm, ich hätte natürlich auch besser aufpassen müssen.«
    »Nein, das stimmt nicht«, widerspricht Daniels Schwester, »Sie haben schon vollkommen recht, ein Fußgänger hat auf dem Radweg nichts zu suchen.«
    »Ist ja kein Drama«, ist es nun wieder an Stefan, alles herunterzuspielen. »Fühlt sich auch gar nicht mehr so schlimm an, war wohl nur der erste Schreck.« Er deutet auf seinen Knöchel.
    »Trotzdem! Ich bin an der ganzen Sache schuld, und ich werde natürlich …«
    »So«, unterbreche ich die beiden, bevor sie sich gegenseitig in ihren Schuldanerkenntnissen übertreffen, »ich glaube, die Hose ist hin.«
    Dorothee wirft einen Blick auf ihr linkes Knie. Tatsächlich hat ihre Jeans an dieser Stelle ein Loch, und ein bisschen Blut sickert durch den Stoff.
    »Sie bluten ja!«, ruft Stefan erschrocken aus.
    »Ist nicht so schlimm«, meint Dorothee, »nur eine kleine

Weitere Kostenlose Bücher