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Goldstück: Roman (German Edition)

Goldstück: Roman (German Edition)

Titel: Goldstück: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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meine Cousine. »Und ich will so schnell wie möglich mit dir zusammenwohnen. Aber ich kann die arme Maike nicht einfach vor die Tür setzen.«
    Die arme Maike vor die Tür setzen? Ich habe das Gefühl, als ob mir jemand plötzlich den Boden unter den Füßen wegzieht und ich ganz tief falle. Mir ist regelrecht schwindelig. Kiki will mich loswerden. Und zwar so schnell wie möglich. Ich fasse es nicht. In diesem Moment öffnet Stefan die Tür und blickt mir direkt ins Gesicht.
    »Oh, hi, Maike«, stammelt er, »wo kommst du denn auf einmal her?«
    Ich starre ihn böse an. Plötzlich spüre ich, wie die Energie wieder in meinen Körper strömt und mich aus meiner Bewe
    gungsstarre löst. Bestimmt schiebe ich ihn beiseite und mache einen Schritt in Kikis Zimmer. »Schon vergessen?«, blaffe ich Stefan dabei an. »Ich wohne hier. Noch!«
    Kiki sitzt auf ihrem Bett und wirft mir einen bestürzten Blick zu, alle Farbe ist aus ihrem Gesicht gewichen. »Du hast uns belauscht?«, will sie wissen.
    »Das war gar nicht nötig«, stelle ich mit sarkastischem Unterton fest, »ihr hättet leiser sprechen und die Tür schließen sollen, so kam es eher einer Privatvorführung für mich gleich.«
    »Maike«, setzt Kiki an, Stefan steht noch immer bewegungslos hinter mir.
    »Keine Sorge«, unterbreche ich sie und bedenke sie mit einem zynischen Lächeln. »Deine arme Cousine wird dir nicht weiter zur Last fallen und zusehen, dass sie so schnell wie möglich Platz für den lieben Stefan macht.«
    »Aber so war das doch gar nicht gemeint!«, ruft Kiki aus.
    »Nein? War es nicht?« Ich versuche, möglichst ruhig zu bleiben, doch es fällt mir unendlich schwer. »Es hat sich aber verdammt danach angehört.«
    »Nun ja«, schaltet Stefan sich nun wieder ein, geht zu Kiki rüber, setzt sich neben sie und legt einen Arm um ihre Schulter. »Tatsächlich wollen Kiki und ich gern zusammenziehen. Das heißt, ich möchte hier einziehen. Wenn es dir in letzter Zeit nicht so schlechtgegangen wäre, hätte Kiki mit Sicherheit schon mit dir darüber gesprochen.«
    »Komisch, gerade hatte ich den Eindruck, du hättest eher irgendwas in die Richtung gesagt, dass es mir immer schlechtgeht.«
    Stefan guckt peinlich berührt zu Boden. Aber nur eine Sekunde lang, dann strafft er die Schultern, hebt den Kopf und sieht mich direkt an. »Ja, Maike, das habe ich gesagt. Und weißt du, was? So ganz verkehrt ist das auch nicht, du suhlst dich schon ziemlich lange im Selbstmitleid.«
    »Stefan«, will Kiki dazwischengehen, aber er spricht unbeirrt weiter.
    »Versteh mich nicht falsch, ich mag dich sehr gern. Wirklich. Aber immerhin bin ich mit Kiki zusammen und mache mir natürlich Gedanken um meine Freundin, die Situation mit dir belastet sie ziemlich.«
    »Wie bitte?« Mir bleibt vor Schreck glatt die Spucke weg.
    »Ja, Maike«, bestätigt mir Stefan.
    »Hör auf«, fährt Kiki ihn an und rückt ein Stück von ihm ab, »das reicht jetzt wirklich.«
    »Nein«, er zieht sie wieder näher an sich heran, »wenn wir hier schon so offen miteinander reden, finde ich, dass das Thema ruhig mal auf den Tisch kommen darf.«
    »Maike hat heute Geburtstag«, wendet meine Cousine ein.
    »Schon gut«, sage ich, »mich würde in der Tat sehr interessieren, was Stefan meint.«
    Stefan wirft Kiki einen kurzen Blick zu, dann spricht er weiter. »Ich wollte lediglich sagen, dass du nicht immer alle deine Probleme bei Kiki abladen kannst. Damit ist auf Dauer jeder Mensch überfordert.«
    »Das mache ich doch gar nicht!«
    »Doch, das tust du. Vielleicht merkst du es nicht, aber es ist so.«
    »Aha.« Am liebsten würde ich jetzt mit dem Fuß aufstampfen. »Dann tut es mir natürlich leid, dass ich eine ach so große Belastung bin. Verzeihung!« Ich spüre, wie mir die Tränen in die Augen schießen. »Vor diesem Hintergrund kann ich auch verstehen, dass ich hier so schnell wie möglich verschwinden soll. Ist ja auch echt egoistisch von mir, eure traute Zweisamkeit zu stören!«
    »Maike«, beschwichtigt Kiki, »so ist das gar nicht gemeint. Stefan und ich wollen nur …«
    »Nein, ich hab das schon richtig verstanden«, unterbreche
    ich sie, wobei meine Stimme schon verdächtig zittert. »Keiner von euch hat mehr Lust, die unglückliche Maike zu sehen. Deshalb soll ich lieber woanders unglücklich sein. Irgendwo, wo es niemanden stört.«
    »Das ist totaler Quatsch!«, ruft Kiki aus. Aber irgendetwas an ihrem Gesichtsausdruck sagt mir, dass ich mit meiner Aussage gar nicht mal so

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