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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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was wir tun? Wie kommen sie dazu, das Brokerdasein als Zeitverschwendung zu bezeichnen? Als moralisch … wie war das?«
    »Moralisch verwerflich.«
    »Als moralisch verwerflich. Was machen sie denn selbst so Großartiges?«
    »Sie sind beide Ärzte und arbeiten in einem Aids-Hospiz in Afrika.«
    »Das ist ja gut und schön«, erwiderte Saxton, »aber wenn ich der Gesellschaft helfen will, spende ich an Greenpeace oder an das Rote Kreuz. Ich spende Geld . Sich für irgendwas freiwillig zu melden ist selbstsüchtig. Damit helfen diese Leute nur sich allein, nicht aber der Gesellschaft. Wenn ein Anwalt sich besser fühlen will, hilft er dann in einer Suppenküche aus? Ergibt das Sinn? Soll er eine Stunde lang Karotten schnibbeln, um seine Schuldgefühle loszuwerden? Hältst du das für sinnvoll genutzte Zeit? Wäre es nicht vernünftiger, eine Überstunde im Büro zu machen, den Mandanten noch einmal tausend Dollar aus dem Kreuz zu leiern und das Geld dann zu spenden? Weißt du, wie viele Suppen du für tausend Dollar kaufen kannst?«
    »Nein …«, antwortete Gorfinkle zögernd.
    »Ehrenämter! Das nenne ich Zeitverschwendung. Medizin? Wenn du etwas gegen Aids in Afrika tun willst, dann verkaufe mehr Samps. Schick Geld rüber. Ich stecke mein hart verdientes Geld lieber Miss Hawaiian Tropic hinten in den String. Aber du kannst ja tun und lassen, was du willst.«
    »Und was ist mit Roosevelt?«, fragte Gorfinkle. »Hatten seine sozialen Programme denn gar nichts Gutes?«
    »Jetzt machst du mich wirklich wütend. Sieh dir doch nur mal an, was mit Roosevelt passiert ist. Er war ein Transkriptor. Die TFU hat ihn verhaftet und weggesperrt. Was zeigt dir das? Es zeigt dir, dass es der Gesellschaft egal ist, was du machst. Egal, wie viel Gutes du tust, es interessiert die Gesellschaft nicht. Sie ist denen gegenüber blind, die ihr helfen wollen.
    Wenn deine Eltern an Aids erkrankten und hier in New York in ihrem Apartment liegen würden … Glaubst du, dann würde irgendein Afrikaner kommen und an ihre Tür klopfen, um zu helfen? Nein. Natürlich nicht. Und Roosevelt? Er hat seine Karriere bei Genico einzig und allein darauf ausgerichtet, anderen zu helfen. Und haben diese Menschen jetzt ihm geholfen? Nein. Hat die viele Zeit und Kraft, die er in seine Projekte investiert hat, seine Lage jetzt irgendwie verbessert? Nein. Ich will hier nur was essen und mir die hübschen Mädels ansehen. Also reg mich bloß nicht auf.«
    Saxton starrte auf sein organisches Hähnchen. Das war Geografie, eine kleine Welt im Miniformat. Im Westen erhoben sich die Hähnchenberge am Tellerrand, und zerklüftete Hähnchengipfel ragten über dem wilden Zwiebelsoßenfluss auf, der sich durch den verbotenen Gemüsedschungel schlängelte. Saxton wünschte sich, er könnte schrumpfen und dieses unbekannte Königreich erkunden. Dort würde er den Gefahren der Kartoffelpüreehügel trotzen, den Wald des dampfenden Broccoli erkunden und die höchsten Gipfel der Hähnchenberge erklimmen, um dort seine Flagge am Tellerrand zu hissen.
    Plötzlich fühlte er eine bedrohliche Präsenz neben sich. Gorfinkle und Miller waren verstummt. Langsam zog Saxton sich aus seinem Königreich zurück, wuchs wieder zu normaler Größe heran und drehte sich um. Lieberman stand vor ihm.
    »Ich muss mit Ihnen reden«, sagte Lieberman und blickte dann zu Gorfinkle und Miller.
    Miller räusperte sich. »Mein Mund ist ein bisschen trocken. Ich hole mir ein Tonic, okay?«
    Die beiden Broker standen auf und gingen zur Bar, weg von Lieberman, denn dieser Kerl war Nosferatu, der Untote, und Sterbliche zitterten in seiner Gegenwart.
    »Sie wissen wirklich, wie man Schwung in eine Party bringt«, bemerkte Saxton, als Lieberman sich auf einen der frei gewordenen Stühle setzte. »Jetzt weiß ich, wen ich anrufen muss, wenn ich bei meiner Geburtstagsparty Spaß haben will.«
    »Wir haben ein Problem«, sagte Lieberman und verschränkte die Hände auf dem Tisch. Sein Diener, Rasputin, stellte sich ein paar Schritte hinter dem Tisch auf und ließ den Blick durchs Restaurant schweifen.
    »Worum geht’s?«, fragte Saxton.
    »Johann Woerner.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Er stellt Fragen. Ärgerliche Fragen. Über Ihr Afrikaprojekt.«
    »Über Dr. Gorfinkles Arbeit in dem Aids-Hospiz?«, hakte Saxton verwirrt und ein wenig nervös nach.
    Auf der Bühne tanzte Girl Nummer acht, eine Brünette mit schmaler Taille und langen Beinen, vor einem Bild des Mount Everest. Saxton schluckte.

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