Golem - Golem - Genome, Inc.
zusammengefalteter Ballon aus einem Kompositmaterial. Sie rollte den Ballon aus. Er war fast vier Meter lang und hatte an einem Ende ein Ventil, an das man einen Kompressor anschließen konnte, sowie einen biegsamen Schlauch von ungefähr einem Meter Länge. Queen Elizabeth befestigte das eine Ende des Schlauchs an der Ventilatoröffnung, schaute auf die Uhr und wartete.
Der Ventilator war direkt mit der Galerie der Impressionisten verbunden, sodass der Ballon sich nun mit dem mit Helium angereicherten Rauch füllte. Normalweise bildete Helium nur 0,6 Prozent der Erdatmosphäre, doch in der Galeriewar mittlerweile eine Sättigung von siebzig Prozent erreicht. Um Atemnot bei den Gästen zu vermeiden und es den Museumsangestellten zu ermöglichen, den Raum zu betreten, wurde das Sicherheitssystem von einem Timer gesteuert. In genau vier Minuten würde das System Pumpen in Gang setzen und mit dem Absaugen des Rauchs beginnen. Auf dem Weg durch das Ventilationssystem wurde das Helium dann vom Rauch getrennt und kam oben mit einer Konzentration von achtundneunzig Prozent an. Dann würde das Helium sich in der Luft verteilen – es sei denn, man stülpte etwas über die Öffnung.
Zum Beispiel einen Ballon.
Queen Elizabeth schaute weiter auf die Uhr. Sie hörte, wie die Polizeisirenen näher kamen. Reifen kreischten, als die Streifenwagen in die Museumsauffahrt einbogen. Wahrscheinlich war auch schon ein Polizeihubschrauber unterwegs.
Der Ventilator war noch immer abgeschaltet. Allmählich lief Queen Elizabeth die Zeit davon. Sie konnte nicht mehr lange warten. Aber ohne das Helium aus der Galerie musste sie den Monet zurücklassen.
Von ihrem Standort aus konnte sie auf den Ostflügel schauen. Polizei und Museumsbedienstete bewegten sich durch die Räume. Allerdings war an so vielen Stellen ein Alarm losgegangen, dass die Beamten und Sicherheitsleute sich im ganzen Gebäude hatten verteilen müssen. Sie hatten bestimmt noch nicht herausgefunden, was wirklich geschehen war.
Als der Ventilator endlich ansprang, wandte Queen Elizabeth sich von den Fenstern ab. Langsam begann der Propeller sich zu drehen und sog den Rauch aus der Galerie der Impressionisten. Elizabeth schaltete ihren kleinen, tragbaren Kompressor ein und leitete das Helium in den Ballon.
Der Ballon glich in seiner Form einem Zeppelin. Einzelne Luftkammern funktionierten ähnlich wie die Ballasttanks einesU-Boots und gestatteten es dem Ballon, entweder zu steigen oder zu sinken, und mithilfe kleiner avionischer Geräte ließen sich Flugrichtung und Geschwindigkeit bestimmen. Zwei batteriebetriebene Motoren verliehen dem Ballon eine Spitzengeschwindigkeit von dreißig Stundenkilometern.
Eine Gondel gab es allerdings nicht, nur Metallhaken, an die man einen Stoffsack hängen konnte.
Das Fassungsvermögen des Ballons war exakt dafür berechnet worden, den Sack und das Gemälde mitsamt Rahmen vom Dach zu heben. An Helium selbst bestand kein Mangel; die Galerie war bei Weitem groß genug.
Ein Sender in der Bronx, nicht weit von hier entfernt, gab alle zwanzig Sekunden ein Signal ab, das der Ballon über einen kleinen Transponder empfing. War er erst in der Luft, würden die Motoren von selbst anspringen. Der Ballon würde auf sechshundert Meter Höhe steigen und dann langsam über die Stadt hinweg zum Sender gleiten.
Der Ballon füllte sich rasch mit Helium, und Queen Elizabeth hatte zunehmend Mühe, ihn festzuhalten. Im Ostflügel suchte man noch immer mit Taschenlampen den Griechischen und Römischen Flügel ab.
Queen Elizabeth fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis jemand bemerkte, dass der Monet verschwunden war.
Der Ventilator surrte immer noch, und der inzwischen fast gefüllte Ballon ließ sich kaum noch festhalten. Dann war der Auftrieb plötzlich zu stark, und der Ballon erhob sich vom Boden und schwebte in Höhe von Elizabeths Knie. Die beiden kleinen Motoren erwachten zum Leben, und ein rotes Licht unter dem Ballon blinkte auf und zeigte, dass der Sender in der Bronx aktiv war. Der Ballon war nun vollständig aufgeblasen – eine schwarze Masse von gut vier Metern Durchmesser. Das Gemälde hing darunter und zog und zerrte wie ein wildes Tier.
An der Seite des Ballons befand sich ein zusammengerolltes Nylonseil. Queen Elizabeth entrollte die fast hundert Meter. Sollte der Ballon auf den ersten Metern in Schwierigkeiten geraten, würde sie ihn damit steuern können; jenseits von hundert Metern war er auf sich allein
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