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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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York ragte wie ein ägyptischer Obelisk über den geschäftigen Straßen von Downtown empor. Auf dem Bürgersteig wimmelte es von Schlipsträgern, die geschäftig wie Bienen von einem Ort zum anderen eilten. Und hoch über allem thronten die drei Königinnen dieses Schwarms: Genico, Nucleotech Pharmaceuticals und DNA Design, die drei Pfeiler der Genindustrie. Die Schlipsträger befolgten jeden Befehl dieser Königinnen, ohne darüber nachzudenken. Und die Königinnen kannten nur eine Richtung: vorwärts. Stellte sich ihnen jemand in den Weg, wurde er erbarmungslos niedergewalzt.
    Roosevelt jedoch war eine Kraft negativer Energie inmitten all dieser Betriebsamkeit. Regungslos stand er auf dem Bürgersteig, jenem Fließband, das die Massen der Schlipsträger zu den Schwarmköniginnen trug. Immer wieder prallte jemand gegen ihn, das unerwartete Hindernis, und musste sich einen anderen Weg suchen, denn Roosevelt war unverrückbar wie ein Fels. Doch von den Arbeitern wollte er nichts. Es ging ihm nur um die Königinnen. Sie waren es, die er vernichten wollte.
    Aber zuerst musste er seinen Eid einlösen.
    Roosevelt spielte an dem winzigen Chip herum, der in seinen rechten Daumen eingepflanzt war. Sein Stiefvater hatte ihm von dem Bankfach erzählt. Sollte es je zu einer Katastrophekommen, musste Roosevelt zu diesem Bankfach gehen; dieses Versprechen hatte Saxton Senior ihm abgenommen. Und den Schlüssel für das Bankfach hatte er Roosevelt implantiert.
    Nun trat Roosevelt voller Neugier und erfüllt von dem Verlangen, sein Versprechen einzulösen, durch die Drehtür der Bank in die marmorverkleidete Lobby.
    Sofort kam ein Bankangestellter auf ihn zu und musterte abfällig Roosevelts Bauarbeiterkleidung. Gefahr war im Verzug. Hier war jemand gekommen, der die Effektivität des Bienenstocks beeinträchtigen und andere in seinem Umfeld mit gefährlichen Fragen anstecken konnte: Muss ich wirklich ständig konsumieren? Muss ich unbedingt einen Carceni-Anzug tragen, den Roche-Bobois-Stuhl haben und den Hans-Hopfer-Schreibtisch? Transportieren meine roten Blutkörperchen auch ohne Uhr von Blancpain genügend Sauerstoff in mein Gehirn? Zünden meine Synapsen auch ohne einen Jaguar vor der Tür? Bin ich ein Sklave der Schwarmköniginnen? Und bin ich noch ich selbst ohne all das Zeug?
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte der Bankangestellte im gleichen Tonfall, mit dem der Portier des Ritz Carlton einen Obdachlosen bedacht hätte. Der Mann war perfekt in seiner Rolle. »Haben Sie ein Konto?«
    Herablassung. Verachtung. Überheblichkeit.
    »Ich bin hier, um den Inhalt eines Bankfachs abzuholen«, sagte Roosevelt und hielt seinen Daumen in die Höhe. »Ich habe einen Schlüssel.«
    Sichtlich verärgert führte der Bankangestellte Roosevelt eine Reihe von Treppen hinunter und in ein Privatzimmer, wo hinter einer dicken Scheibe zahlreiche Bankfächer zu sehen waren. Ein Bioscanner fuhr aus dem Boden hoch. Der Bankangestellte deutete auf das Gerät wie ein Showmaster, der einem Kandidaten einen Toaster als Gewinn anpreist.
    Roosevelt drückte den Daumen auf den Scanner, und die Maschine las den Chip unter seiner Haut aus. Daten erschienen auf dem Bildschirm, und der Bankangestellte beugte sich vor, um sie zu inspizieren.
    »Sir …« Der Mann wurde blass und schnappte nach Luft. »Ich wusste ja nicht … Sie haben ja ein unfassbar hohes Konto bei uns, Sir. Bitte, gestatten Sie mir, dass ich vorausgehe. Wünschen Sie eine Erfrischung? Frisch gepressten Orangensaft?«
    Unterwürfigkeit. Ein weiteres Merkmal dieser Spezies.
    »Das wäre nett. Danke.«
    Transformation. Veränderungen in Form und/oder Charakter.
    Roosevelt wurde einen Gang hinunter und zu einer verschlossenen Metalltür mit einem Bioscanner geführt. Der Bankangestellte gab einen Code ein, und Roosevelt drückte seinen Daumen auf den Scanner. Schwere Riegel wurden zurückgefahren, und die Metalltür schwang langsam auf.
    »Hier entlang, bitte«, sagte der Mann, und gemeinsam gingen sie durch die Tür. Als sie eintraten, erhellten Lampen einen Raum von der Größe eines U-Bahn-Waggons mit einem einzelnen Tisch aus Ahornholz und einem dick mit Leder gepolsterten Stuhl. Die Wände waren voller Bankfächer.
    »Dann lasse ich Sie jetzt allein, Sir«, sagte der Bankangestellte und schickte sich an, den Raum zu verlassen.
    »Warten Sie«, sagte Roosevelt. »Welches Fach gehört mir?«
    »Ihnen gehören alle Fächer, Sir«, antwortete der Mann.
    Dann war er verschwunden,

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