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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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Augenblicke später.
    Im einen Moment war das Transkriptoren-Verkaufszentrum noch der Inbegriff des genetischen Konsumdenkens, im nächsten Augenblick wurden Glas und Metall zerfetzt. Splitter schossen über den Platz, begleitet von explosiver Gluthitze. Menschen schrien und brachen auf dem Gehsteig zusammen. Dann traf die Druckwelle auch Roosevelt und riss ihn von den Beinen.
    Er spürte eine Hand am Arm. Wilson schaute zu ihm hinunter. »Sind Sie verletzt, Sir?«
    Wilsons seltsam förmlicher Tonfall passte einfach nicht zu der chaotischen Szene, und so dauerte es einen Augenblick, bis Roosevelts Hirn die Worte des Pförtners zu einer Frage zusammengefügt hatte, die einen Sinn für ihn ergab.
    »Alles in Ordnung.« Roosevelt stützte sich an seinem Fahrrad ab und stemmte sich vorsichtig hoch. Das Verkehrsgewühl an der Plaza war abrupt zum Stillstand gekommen. Passanten, die zu Boden geschleudert worden waren, rappelten sich auf und blickten zu dem brennenden Laden hinüber. Die Explosion hatte sich auf das Innere des Geschäfts beschränkt, und abgesehen von ein paar Rußflecken und Kratzern auf den Gesichtern war offenbar niemand auf der Straße ernsthaft verletzt worden.
    In der Ferne waren bereits Sirenen zu hören. Über ihnen glitt eine Magnetschwebebahn durch die Lobby; die Flammen spiegelten sich auf den grünlichen Algenflossen.
    »Wieder ein Transkriptorenangriff?«, fragte Wilson.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Und das genau vor unserer Tür«, bemerkte Wilson nachdenklich; dann erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht. »Aber vielleicht war es ja nur ein Problem mit dem Kundenservice.«
    »Man kann nicht einen Teil der Bevölkerung versklaven und dann erwarten, dass sie sich auch noch darüber freuen. Früher oder später werden sie es leid, unsere Wäsche zu waschen.«
    »Und dann geschieht was?«
    Roosevelt spürte die Hitze, die aus dem brennenden Geschäft nach draußen drang. Über ihnen erschien ein Transkriptoren-Jagdhubschrauber, der aus Richtung Hudson River kam; seine Rotoren wirbelten den dichten schwarzen Rauch über die Plaza.
    »Ich weiß nicht, was dann geschieht«, antwortete Roosevelt. »Aber es ist noch nicht vorbei.«
    Er schob sein Fahrrad durch die Genico-Lobby und in den wartenden Aufzug. Neugierige hatten sich an den großen Fenstern der Lobby versammelt; immer mehr Menschen strömten aus den Büros, um das Drama zu verfolgen. Die Aufzugtür schloss sich, und Roosevelt wurde nach oben getragen, umhüllt von dem holografischen Nachrichtenbild, das in der Fahrstuhlkabine gezeigt wurde. Der Wiederaufbau der Brooklyn Bridge war aus Furcht vor einem weiterem Transkriptorenangriff vorläufig eingestellt worden. Dieser Angriff gerade eben würde die Lage weiter verschlimmern.
    Im Vorbeifahren hörte Roosevelt den Lärm des 89. Stocks durch die geschlossenen Aufzugtüren. Hier war das Stockwerk seines Bruders, Saxtons Welt. Roosevelts Welt war vollkommen anders.
    Ein Stockwerk weiter hielt der Aufzug, und die Tür öffnete sich.
    Die Welt hatte sich schneller verändert, als irgendjemand für möglich gehalten hätte. Nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch der Vereinigten Staaten galt die Devise: Exzess bis zur Ausrottung. Die amerikanische Sucht nach leichtemGeld und gutem Leben und die damit einhergehende zunehmende globale Erwärmung hatten die natürlichen Ressourcen der Erde in atemberaubender Geschwindigkeit aufgebraucht. Gleichzeitig hatten Unternehmen neue, profitable Märkte auf dem Gebiet des Umweltschutzes erschlossen, um sich dem veränderten Konsumentenverhalten anzupassen. So tranken die Leute lieber teuren Kaffee, der zu gerechten Löhnen in Costa Rica produziert worden war, oder trugen dünne Hemden aus Recyclingmaterial, als dass sie zur weiteren Verschmutzung der Meere oder der Ausrottung des mexikanischen Grauwolfs beigetragen hätten.
    Phrasen wie »Umweltwirkung«, »Nachhaltigkeit« und »Energieeffizienz« wurden zu Modewörtern auf Cocktailpartys. Die Sprecher betonten sie stets über Gebühr, wann immer jemand in der Nähe war, um das eigene Engagement zur Rettung der Delfine oder des Ökosystems der Meeresküsten zur Schau zu stellen. Roosevelt kannte diese Art von Heuchelei, und er hasste sie. Aber wenn der Grauwolf als Modeerscheinung tatsächlich die Rettung dieses Tieres bedeutete, war Roosevelt bereit, abgeschmackte Cocktailgespräche zu führen.
    Und das wurde zur Sprache des 90. Stocks.
    Im Unterschied zu dem Stockwerk darunter mit seinen Brokern und

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