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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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in der Kabine ein. Bis zum Dach, auf dem gerade aus Marmorblöcken Saxtons Ebenbild gehauen wurde, war esnicht weit. Saxton erstarrte, als er sein eigenes Abbild sah, nur den Oberkörper, in einem Admiralsmantel, den Blick zur Wall Street gerichtet, halb fertig und noch immer im Stein gefangen. Die Skulpturen starrten ihn verunsichert an, als wären sie plötzlich zum Leben erwacht.
    Saxton brauchte Führung, brauchte einen Ausweg. Um ihn her war es dunkel geworden. Dunkle Wolken zogen über den Himmel, und Regen setzte ein.
    Saxton brauchte die Weisheit seines Vaters. Er brauchte seinen Rat. Er ging zum Reliquiar seines alten Herrn, öffnete die Bronzetür, betrat die kühle, dunkle Kammer und ergriff die Urne mit der Asche seines Vaters. Kurz hob er sie über den Kopf; dann warf sie zu Boden. Die Urne zerbrach, und die Asche verteilte sich auf dem Boden.
    Saxton sank auf die Knie. Er holte einen kleinen Beutel Mama Blanca aus der Tasche, öffnete ihn und schüttete den Inhalt in die Asche. Das weiße Pulver legte sich auf die grauen Überreste seines Vaters. Saxton vermischte Weiß und Grau, rollte dann einen Hundertdollarschein zusammen und zog sich die Mischung rein. Er spürte die vertraute Berührung von Mama Blanca, gemischt mit etwas Härterem. Seine Nase brannte von der starken Hand seines Vaters. Saxton konzentrierte sich auf den Schmerz, und das schärfte seinen Verstand. Von Mama Blanca geführt, erklomm er einen neuen Gipfel der Klarheit.
    »Das nenne ich gutes Koks.«
    Jetzt war er konzentriert. Voller Energie. Entschlossen. Saxton fuhr mit dem Aufzug wieder zum Schlachtfeld zurück. Er rief seine vertrauenswürdigsten Berater zusammen und hielt im York-Zimmer Kriegsrat.
    »Wie ist die Lage?«, fragte er und drehte sich zu der Führungsriege des Unternehmens um.
    »Nun, im Bürgerkrieg in Ituri sind tote Transkriptoren von Genico aufgetaucht. Irgendeine Reporterin der New York Times hat Beweise dafür, dass die Regierung von Ituri diese Transkriptoren bezahlt hat, indem sie Genico gestattete, Samps in Ituri-Dörfern zu testen – infektiöse Samps, die inzwischen auf dem freien Markt gelandet sind«, antwortete eines der Vorstandsmitglieder. »Bis jetzt wurde nur Lieberman verhaftet, aber die Sache reicht weiter. Er wird mit Sicherheit nicht der Letzte sein.«
    »Nein«, sagte Saxton und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Das wird er nicht. Wir werden uns jetzt erst einmal von Lieberman distanzieren. Er war ein visionärer Börsenhändler, aber er hat stets auf eigene Faust gehandelt, nicht wahr? Eben deshalb ist er seit einer Woche nicht mehr bei Genico beschäftigt. Sorgen Sie dafür, dass die Personalabteilung die entsprechenden Papiere erstellt. Aber machen Sie aus der einen Woche zwei. Wir werden Lieberman nur eine kleine Abfindung zugestehen, denn wir hatten den Eindruck, sein Handeln entspräche nicht den moralischen Prinzipien von Genico.«
    »Aber niemand wird uns glauben, dass er allein gehandelt hat«, gab eine andere Stimme zu bedenken.
    »Möglich. Vielleicht hat er ja Hilfe gehabt …« Saxton hielt kurz inne und dachte nach. »Ja, klar! Er hat natürlich mit Smalls zusammengearbeitet.«
    »Smalls ist tot«, sagte jemand.
    »Und wie neue Beweise belegen werden, hat Lieberman diesen Mord befohlen, ebenso den Mord an Johann Woerner, der ebenfalls an der Verschwörung beteiligt gewesen ist. Nun, Gentlemen? Wie hört sich das an?«
    Die Aufsichtsratsmitglieder schauten einander verlegen an. »Das wäre vielleicht machbar.«
    »Vielleicht? Das ist perfekt! Holen Sie ein paar Leute zusammen, und regeln Sie das. Geben Sie eine Presseerklärung im Fall Lieberman heraus. Wir müssen in dieser Sache fest zusammenstehen. Und jetzt an die Arbeit!«
    Die Aufsichtsratsmitglieder erhoben sich und zogen langsam zur Tür wie eine Herde Bisons. Es würde nicht billig werden, aber Genico konnte sich aus seiner verfahrenen Lage freikaufen. Saxton würde schon einen Sündenbock finden. Seine Nase kribbelte wieder. Die Asche seines Vaters lenkte sein Tun mit der Kraft von Mama Blanca. Oben auf dem Dach schälte sich Saxtons Gestalt aus dem Marmor. Der Kopf war schon zu sehen; er schaute zur Wall Street, zum Horizont, zur Zukunft.
    Es klopfte.
    »Herein«, rief Saxton.
    Einer der jüngeren Broker betrat den Raum, den Kopf reumütig gesenkt. Wieder so ein Versager, dachte Saxton, der pervers hohe Summen bei mies geführten Geschäften verloren hat. Saxton hatte jetzt nicht den Nerv dafür.
    »Was

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