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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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fuhren sie im Aufzug zum Dach hinauf und ließen sich auf der kurzen Fahrt über die Monitore in der Kabine mit Nachrichten bombardieren. In Ituri hatten die Kämpfe an Heftigkeit zugenommen; im Nahen Osten ging es mit der Wirtschaft weiter bergab; die Sterberate in Indien war drastisch gesunken, und das Samp gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs versagte bei einem klinischen Test nach dem anderen.
    »Machst du dir nie Gedanken darüber, dass du in Vergessenheit geraten könntest?«, fragte Saxton.
    »Was meinst du damit?«
    »Ich meine, du hast dein Leben, und für dich ist das offensichtlich auch wichtig. Aber was ist mit dem großen Ganzen? Hat dein Leben wirklich eine Bedeutung?« Saxton wusste, dass er Unsinn redete, doch sein von Drogen umnebelter Geist brachte nichts anderes mehr zustande.
    Auf dem Dach angekommen, öffnete sich die Aufzugtür und gab den Blick auf eine wahre Gebirgskette von Hochhäusern frei. Im Westen erhob sich der Gipfel von Nuclotech Pharmaceuticals, eine diamantenförmige Spitze aus purem Granit, Markenzeichen jenes Pharmaunternehmens, das die ersten militärischen Transkriptoren entwickelt hatte. Nördlich davon waren die auffälligen Türme von DNA Design zu sehen, die den Dienstleistungsmarkt für Transkriptoren beherrschten. Gemeinsam bildeten diese drei Gipfel eine Gebirgskette, die sich durch ganz Lower Manhattan zog. Es war eine wunderbare Zurschaustellung des reinen Kapitalismus und der Macht der Genindustrie, die den menschlichen Code auf ewig verändert hatte und immer noch veränderte; daran würden die Menschen sich noch in tausend Jahren erinnern.
    »Ich halte es für sehr wichtig, dass man seine Erfüllung findet«, sagte Dolce.
    »Ich finde es wichtig, berühmt, reich und mächtig zu sein.«
    »So kann man es auch sehen.«
    »Warum seid ihr eigentlich noch nicht verheiratet?«, wechselte Saxton das Thema und überraschte sich damit selbst. Normalerweise sprachen sie nicht über so etwas, aber er konnte nicht anders. Er wollte Unsicherheit verbreiten. Schmerz. Er war schon immer auf seinen Bruder eifersüchtig gewesen; doch jahrelang hatte er sein Bestes getan, diese Gefühle zu unterdrücken. Nun aber konnte er nicht mehr widerstehen.
    »Wir haben es nicht eilig«, antwortete Dolce und fügte nachdenklich hinzu: »Aber das wird sich wohl bald ändern. Du solltest es auch mal versuchen: nur eine Frau, dich häuslich niederlassen …«
    »Ich ziehe ein breit gefächertes Portfolio vor.«
    »Hier geht es nicht ums Geschäft.«
    »Es geht immer nur ums Geschäft.«
    Der Himmel hatte sich bewölkt. Regen lag in der Luft, und dunkle Wolken warfen ihre Schatten auf die umliegenden Gebäude. Dann ertönte plötzlich ein Ping vom Aufzug, und Roosevelt trat zu ihnen aufs Dach.
    »Na, wie geht’s mit der Rettung der Welt voran?«, fragte Saxton spöttisch.
    Dolce strahlte und küsste Roosevelt auf den Mund, und die beiden hielten einander peinlich lange eng umschlugen. Dolce war wie ein treuer Hund, der sein Herrchen begrüßte.
    »Ich reiße euch nur ungern aus euren Emotionen, aber essieht nach Regen aus, und mein Anzug ist nicht gerade wetterfest«, sagte Saxton.
    Roosevelt löste sich von Dolce und schaute die beiden dann an. »Ich bin froh, dass ihr zwei gekommen seid.«
    »Ach?« Saxton hob die Augenbraue. »Auch ich mag Familientreffen. Hätte ich das gewusst, ich hätte meinen Fotoapparat mitgebracht.«
    Roosevelt ignorierte den Kommentar. Er wirkte aufgeregt, was ziemlich ungewöhnlich für ihn war. »Ich habe wichtige Neuigkeiten«, erklärte er.
    Saxton wusste, was kam.
    Roosevelt schaute seinen Bruder an. »Er hat uns die Firma übertragen.«
    »Was?« Dolce schnappte hörbar nach Luft. Sie war ehrlich überrascht.
    »Der alte Herr hat uns die Firma gegeben. Er geht in den Ruhestand.«
    »Und da hat er uns die Firma gegeben?«, hakte Saxton nach.
    »Nun ja, eigentlich hat er sie mir gegeben. Zumindest auf dem Papier.« Roosevelt hielt kurz inne und fügte dann strahlend hinzu: »Aber wir werden sie gemeinsam führen.«
    »Aha …«, sagte Saxton. Endlich Klarheit. Lieberman, der alte Bastard, hatte also recht gehabt. Alle schienen es zu wissen, nur Saxton nicht.
    Die Firma gemeinsam führen? Es gab immer nur einen König.
    Dolce sprudelte so etwas wie einen Glückwunsch hervor und umarmte Roosevelt. Saxton schaute über den Rand der Brüstung hinweg nach unten in den Nebel. Er stellte sich da unten ein Basislager vor, kleine nepalesische Dörfer, Mönche in scharlachroten

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