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sich langsam in eine Wolke. »Finden Sie mich nicht attraktiv?«
»Natürlich finde ich Sie attraktiv«, versicherte Roosevelt ihr. Es überraschte ihn, dass sie so etwas überhaupt dachte. »Es ist nur … Ich bin mit jemandem zusammen.«
»Meinen Sie das ernst?«, fragte die Frau, als hätte sie so etwas noch nie gehört.
»Es tut mir leid. Sie können natürlich gerne bleiben. Sie können auch hier schlafen … Was immer Sie wollen«, sagte Roosevelt. Er kam sich lächerlich vor, doch diese Frau, die man zu ihm geschickt hatte, um ihm jeden Wunsch zu erfüllen, tat ihm leid.
»Oh.« Die Frau lächelte zum ersten Mal, wenn auch nur schwach. Ihr Bioprint war ein leerer Stuhl, gemalt im Stil von Van Gogh. »Ich muss eine Stunde hierbleiben. Wäre das okay?«
»Kein Problem.«
Sie saßen im Wohnzimmer und schauten sich die Nachrichten im Fernseher seines Vaters an. DNA Design hatte ein neues Anti-Aging-Samp herausgebracht. New York würde auf Bloomberg Island gegen Pittsburgh kämpfen. Transkriptor-Terroristen hatten einen Anschlag auf eine Modifikationsanlage verübt. Drei Menschen waren dabei getötet worden. Doch das war nicht die einzige Aktion der Transkriptoren.
Roosevelt schaute sich den Bericht aufmerksam an.
Dem Reporter zufolge hatten Terroristen eine genetische Sortieranlage in der Bronx angegriffen und mehr als zwanzig Transkriptoren befreit. Im Laufe der letzten Jahre hatten gleich mehrere Aktivistengruppen gegen die Behandlung von Transkriptoren protestiert, einige davon mit Gewalt. Obwohl sie manchmal sogar gegen die Regierung Waffen einsetzten, sympathisierte Roosevelt insgeheim mit ihnen. Vor ein paar hundert Jahren hatte eine andere Gruppe bewaffneter Aktivisten gegen ihre Behandlung durch die Regierung rebelliert, und das war die Geburtsstunde der Vereinigten Staaten von Amerika gewesen.
Andererseits konnte Roosevelt Gewalt nicht gutheißen.
»Diese Anschläge scheinen ihnen gar nichts zu bringen«,bemerkte Roosevelt, als sie sich die brennende Fabrik anschauten.
»Was sollen sie denn sonst tun?«, fragte die Frau. »Nichts?«
»Durch Schweigen zu sündigen macht aus Männern Feiglinge«, erinnerte sich Roosevelt an einen Spruch aus seiner Collegezeit.
»Wer hat das gesagt?«
»Ella Wilcox«, antwortete Roosevelt. »Das sind die Vorteile einer Privatschule. Natürlich sollen sie ihrem Anliegen Ausdruck verleihen, aber friedlich. Das ist der einzig richtige Weg.«
»Warum sagen Sie das?«
»Weil Gewalt die Transkriptoren zu unseren Feinden macht. Wenn den Menschen jeden Tag im Fernsehen gezeigt wird, dass die Transkriptoren irgendetwas in die Luft gejagt haben, werden sie sie als Feinde betrachten.«
»Gewalt als Mittel, jemanden zu überzeugen, ist einladend und scheint für die Unzufriedenen die einzige Möglichkeit zu sein, effektiv zu protestieren«, erwiderte die Frau und zuckte mit den Schultern. Eine stilisierte Welle floss über ihre Schulter und verwandelte sich langsam in ein Schwert. »William Douglas, Vorteile des Autodidaktischen.«
»Die Menschen werden den Transkriptoren ihre Bürgerrechte nur dann geben, wenn sie keine Angst vor gewaltsamen Aufständen haben. Schauen Sie sich Martin Luther King an oder Mahatma Ghandi. Friedlicher Protest. Das ist der einzig gangbare Weg.«
»Schauen Sie sich die Französische Revolution an. Schauen Sie sich Ihre eigene Amerikanische Revolution an. Für jedes Beispiel für friedlichen Protest, das Sie anführen, gibt es mindestens zehn, wo eine bewaffnete Revolution das gleiche Ergebnis erzielt hat. Martin Luther King war in seiner Zeit eingroßer Mann, aber seine Taktik funktioniert nicht für Transkriptoren.«
»Warum nicht?«
»Weil das Leiden der Transkriptoren zu groß ist. Die Transkriptoren kämpfen nicht dafür, dass sie nicht mehr hinten im Bus sitzen müssen. Jeden Tag sterben Hunderte von ihnen – bei den Spielen, bei der Arbeit, in den Bordellen. Wir können uns den Luxus eines friedlichen Protests nicht leisten. Ich will die Leistung von Männern und Frauen wie Martin Luther King und Susan B. Anthony nicht in Abrede stellen, aber der Unterschied zu den Transkriptoren ist gewaltig. Sie waren Menschen. Schwarz zu sein oder eine Frau zu sein mag ein Problem für sie dargestellt haben, aber niemand hat je in Frage gestellt, dass sie Menschen waren. Transkriptoren haben dieses Recht noch nicht.«
Roosevelt kniff die Augen zusammen und schaute sie verwundert an. »Für wen arbeiten Sie noch mal?«
»Äh … nun ja«,
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