Golem - Golem - Genome, Inc.
und schlank, eine Frau von der Art, wie sie in Krimis aus den 40ern zu sehen war, Typ unschuldiges Mädchen mit Schmollmund und großen Augen. Sie war so schön wie eines der alten Hollywood-Starlets.
»Hey«, sagte sie langsam, und strahlend weiße Zähne kamen hinter ihren Lippen zum Vorschein. »Sind Sie beschäftigt?«
»Nein. Nein, bin ich nicht.«
»Darf ich reinkommen?«
»Tut mir leid …« Roosevelt zögerte kurz. Der Bombenanschlag und der Mord an Dr. Smalls hatten ihn vorsichtig gemacht. »Wer sind Sie?«
»Eine Freundin Ihres Bruders«, antwortete die Blondine. Sie bemerkte Roosevelts Zögern. »Ist schon okay.«
Roosevelt öffnete die Tür weiter und erlaubte der Frau, an ihm vorbei die Wohnung zu betreten. Sie ging direkt in die Küche, nahm eine Tasche von ihrer Schulter und stellte sie auf den Boden. Dann griff sie hinein, holte etwas heraus und hielt es Roosevelt hin.
»Was ist das?«
Das Ding in ihrer Hand klingelte.
»Ein Telefon.«
Höflich trat die junge Frau einen Schritt zurück und senkte den Blick, während Roosevelt den Anruf entgegennahm. Es war ein altes Handy, kein Video, kein Hologramm, doch Roosevelt erkannte die Stimme sofort.
»Hallo, kleiner Bruder«, sagte Saxton. »Tut mir leid, wie ich mich auf dem Dach benommen habe. Ich war nur müde.«
»Entschuldigung angenommen.«
»Ich wollte es wiedergutmachen. Ihr Name ist Queen Elizabeth. Sie ist eine Freundin von mir – und nun auch deine.«
»Ich verstehe nicht …«
»Doch, tust du«, erwiderte Saxton. »Niemand muss davon erfahren. Indianerehrenwort.«
Queen Elizabeth hatte noch immer den Blick gesenkt. Falls sie hörte, was Saxton sagte, ließ sie es sich nicht anmerken. Über ihrer linken Brust war ihr Bioprint zu sehen: ein blattloser Baum.
Roosevelt trat ein paar Schritte von ihr weg und legte die Hand wie einen Trichter um den Hörer. »Hast du mir wirklich eine Prostituierte in Dads Wohnung geschickt? Willst du mich verarschen?«
»Pass auf, was du sagst. Eine Prostituierte ist eine abgehalfterte Menschenfrau, die sich mit Euphoria zudröhnt und dir für zwanzig Dollar nachts um drei am Times Square einen bläst. Queen Elizabeth ist eine Entspannungsdame. Jeder entspannt sich doch gerne, oder? Aber ich muss jetzt los. Wenn du sie nicht willst, schick sie wieder weg. Es ist deine Entscheidung.«
Roosevelt wollte noch etwas sagen, doch sein Bruder hatte bereits aufgelegt. Roosevelt klappte das Handy zu und gab es der Frau zurück.
»Sind Sie fertig, Sir?«, fragte Queen Elizabeth.
Roosevelt nickte. »Ich glaub schon.«
Die Frau ließ das Handy in ihrer Tasche verschwinden; dann stand sie einfach nur da und schaute ihn an. Es folgte längeres Schweigen, bis sie schließlich mit den Schultern zuckte und fragte: »Wo wollen wir hingehen?«
»Für was?«
»Damit ich Ihnen helfen kann, sich zu entspannen.«
Damit ich Ihnen helfen kann, sich zu entspannen. Roosevelt war überrascht, wie beiläufig das klang. Er war Entspannung durch Transkriptorengirls nicht gewöhnt, und ihre Unterwürfigkeit machte ihn verlegen. Diese Entspannungsmädchen waren weibliche Versionen der Transkriptorenkrieger, ausschließlich dafür erschaffen, Menschen zu unterhalten. Roosevelt könnte sich die Frau einfach nehmen und sich jedes dunkle Verlangen erfüllen, das er je gehabt haben mochte. Und sie würde sich nie beschweren, nie widersprechen. Das war ihr Job. Dafür war sie produziert worden.
»Tut mir leid, aber es hat da einen Fehler gegeben«, sagte Roosevelt. »Ich brauche Ihre Dienste nicht.«
Als hätte sie ihn nicht gehört, warf Queen Elizabeth sich die Tasche über die Schulter und ging langsam zum Gästezimmer. Roosevelt schaute ihr hinterher und bewunderte, wie ihr Kleid sich um ihre Hüfte schmiegte. Irgendjemand hatte diese Frau perfekt designt. Eine zum Leben erwachte Männerfantasie. In der Tür blieb sie stehen und drehte sich noch mal zu Roosevelt um. »Hier entlang, Sir.«
Überrascht ging Roosevelt den langen Gang zum Gästezimmer hinunter. Die Frau folgte ihm und schaute sich im Zimmer um, während sie ihr Top auszog. Roosevelt dachte an Dolce und dann daran, zu was diese Frau gezwungen wurde. Wie man ihr alles nahm. Er konnte das unmöglich zulassen.
»Immer langsam«, sagte er. »Bitte.«
»Stimmt etwas nicht, Sir?«
»Ich kann das nicht tun. Ich … äh, bin mit jemandem zusammen.«
Die Frau legte leicht die Stirn in Falten und hielt in ihren Bewegungen inne. Ihr Bioprint, der Baum, verwandelte
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