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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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staubige Feld, das sich vor ihnen erstreckte. Transporter fuhren heran. Wachen öffneten die Türen und luden Transkriptoren aus. Insgesamt waren es elf Männer, die sich schließlich in Reih und Glied aufstellen mussten. Sie alle waren Hünen wie Regal Blue, zum Kämpfen und Zerstören gebaut. Bei einigen wurden Gesicht und Körper von langen, hässlichen Narben verunziert, und ihre Bioprints strahlten Gewalttätigkeit aus. Die Nachmittagssonne brannte unbarmherzig auf den ausgedörrten Boden.
    Alle elf Männer schienen Transkriptoren zu sein … außer Roosevelt natürlich … Er war ein Mensch … egal was die TFU glaubte.
    Roosevelt schaute von seinen Mitgefangenen zu dem wirbelnden Chaos, das sich quer über das Feld bewegte. Es war ein Meer aus sich rastlos bewegenden, lärmenden Männern. Roosevelt versuchte, dem Gewimmel und Geschrei irgendeinen Sinn zu entnehmen, und tatsächlich schien es inmitten dieses Chaos so etwas wie eine Ordnung zu geben. Allmählichwurde Roosevelt bewusst, dass die Männer eine Art Training absolvierten. Zu seiner Rechten kämpften die Gegner mit stumpfen Äxten, während vor ihm andere mit Gewehren auf fünfzig Meter entfernte Zielscheiben feuerten. Wieder andere droschen mit den Fäusten aufeinander ein oder rangen verbissen in Sandkreisen, die an Sumo-Ringe erinnerten.
    Roosevelt schaute zu den Tribünen auf der anderen Seite des Feldes. Dort verfolgten Zuschauer das Geschehen: Kinder und Väter, Mütter und Golden Retriever. Dahinter befand sich ein Parkplatz voller SUVs und Kombis.
    Ein Golfwagen fuhr mitten durch das Chaos hindurch auf sie zu. Der Wagen wurde von einem sehnigen Mann in einem T-Shirt mit dem Logo der New York Braves gefahren; neben ihm saß ein anderer Mann in Trainingsanzug und Baseballkappe, der Roosevelt irgendwie bekannt vorkam. Der Golfwagen hielt vor den Neuankömmlingen, und der Mann im Trainingsanzug sprang aus dem Sitz. Er war Mitte vierzig, hatte dunkle Haut, kräftige Hände und ein Gesicht, das wie aus Lehm geformt aussah. Er musterte Roosevelt und die anderen.
    »Ich heiße Samuel Sharp«, sagte der Mann. »Ich bin der Cheftrainer der New York Braves.«
    Roosevelt erinnerte sich aus den Nachrichten an diesen Mann. Sharp verschränkte die Hände hinter dem Rücken und ging langsam an der Reihe der Transkriptoren entlang. »Ein paar von euch fragen sich vielleicht, was sie hier tun. Andere wissen es bereits. Wir werden euch hier trainieren, sodass ihr irgendwann bei den Spielen kämpfen könnt. Wer von euch es nicht schafft …« Sharp zuckte mit den Schultern. »Nun, es gibt immer noch das Meer. Ihr seid Transkriptoren; deshalb habt ihr keine Rechte wie ein Mensch. Solltet ihr hier sterben, wird niemand euren Tod beweinen. Man wird eure Namen und Identifikationsnummern auf ein Stück Papier schreibenund auf einen Stapel legen, auf dem schon viele solcher Zettel gelandet sind und auf dem noch viele landen werden.
    Es wird Tote geben, macht euch da nichts vor. Und betrachtet euch nicht mehr als Teil der Gesellschaft. Vergesst, was ihr früher wart. Hoffentlich werdet ihr hier ein wenig Frieden im Rauschen des Ozeans und im Anblick des Sonnenuntergangs finden, aber nicht zu viel.« Sharp hob den Finger. »Denn die größte Schönheit findet nicht hier statt, sondern auf den blutigen Feldern des Bloomberg-Stadions. Die Wahl liegt bei euch, ob ihr kläglich dahinwelken oder in einer ruhmreichen Schlacht fallen wollt. Jeder von euch kann entscheiden, wie er hier leben will. Entweder fahrt ihr mit der Fähre ins Bloomberg-Stadion, oder ihr landet im Magen von ein paar Dutzend Möwen.«
    Sharp nahm die Kappe ab und deutete damit auf das Feld. »Ihr wisst es jetzt noch nicht, aber dies ist der größte Moment eures Lebens. Wenn ihr überlebt und als alte Männer auf diesen Tag zurückblickt, werdet ihr ihn als Beginn eures Lebens als Männer betrachten. Willkommen im Trainingslager der Braves!«
    Sie schliefen im renovierten Studentenwohnheim eines alten College – ein langes Betongebäude mit Gittern vor den Fenstern und Wachen vor der Tür. Die Zimmer waren klein, die Kojen aber bequem. Roosevelt war in seinem Zimmer und packte gerade seine Trainingsausrüstung aus, die jeder Transkriptor bekommen hatte, als Regal Blue ihn fand.
    »Dein Vater ist tot«, sagte Regal Blue.
    Roosevelts Finger krallten sich in den Trainingsanzug, und er ließ sich langsam auf die Bettkante sinken. Eine ganze Minute verging. Nur langsam drang die Nachricht zu ihm

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