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Golem - Schicksalstraeger

Golem - Schicksalstraeger

Titel: Golem - Schicksalstraeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline S. Brockmann
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schmälern.
    Die Illusion Prophets verformte und änderte sich rapide. Ich sah mich wieder dem Anführer der Fäulnislebenden gegenüber, blickte tief in seine schwarzen finsteren Augen, während es in Strömen regnete und Blitz und Donner, das Gesicht von ihm nur noch bizarrer erscheinen ließen. Wir starrten uns einfach nur an und irgendetwas wollte sein Blick in mir wachrütteln, etwas von dem ich wusste, dass es da war und es sich zum Greifen nah anfühlte …
    Das Gewitter nahm zu, wurde lauter. Regen schlug meine Haut und ließ mich frösteln. Stärker, immer stärker.
    Bis es mich zurück in die Realität holte. Skorns ernste Mine sprang mir entgegen.
    »Kleiner!«, schrie er.
    Was suchte Skorn hier?
    Ich wandte den Blick, sah wie Sykora Blitz und Hagel nutzte, um die Fäulnislebenden zurückzudrängen. Silvana war an ihrer Seite erschuf mit wilden Tänzen, schlängelnden Gesten und geflüsterten Worten Kuppeln, die uns einhüllten und schützten. Zu meiner Linken kämpfte Edoron mit seinem Schwert gegen eines dieser Wesen.
    Trotz all ihren Anstrengungen sah ich wie tiefere Schatten aus Schatten wuchsen und ich wurde gewahr, dass sie den Fäulnislebenden nicht mehr lange standhalten konnten.
    Boris Stimme drang zu mir: »Wir müssen los!«, brüllte er und entfesselte zugleich einen Feuerschlag gegen diese Kreaturen. Als ich sie zurückfallen und –taumeln sah, fühlte ich mich mies. Dieses Bild war falsch. Sie waren nicht unsere Gegner.
    Jedoch blieb wohl kaum eine andere Wahl. Oder?
    Ehe ich mir im Klaren sein konnte was ich tat, sprang ich voran, visierte den Anführer an und stürmte auf ihn zu. Sprang ihm entgegen und riss ihn zusammen mit mir in den Abgrund.
    In einander verkeilt sausten wir hinab, während wir beide uns einerseits schlugen und andererseits versuchten voneinander los zu kommen.
    Der Fallwind peitschte uns wütend entgegen. Unter uns sah ich das schwarze Land. Die Schwärze weckte das Nichts, das Prophet hinterlassen hatte. Und auf einmal spürte ich brennende Wut in mir und zerstörerische Trauer. Ich begann zu schreien und zu zetern, prügelte so energisch auf den Fäulnislebenden ein, das dieser sich noch in mir festkrallte, aber aufhörte sich zu wehren. Und trotzdem schlug ich weiter. Wurde mir gar nicht bewusst, dass er wehrlos war. Es war mir egal, wo ich ihn traf. Es war auch egal, ob er es war. Es hätte auch alles andere sein können, das mir einen Widerstand bot. Irgendwas woran ich meine Energie verschwenden und zugleich meine Wut hinausschleudern konnte. Irgendwas, das mich hielt.
    Ich hatte Prophet länger gekannt, als irgendwen sonst. Sie hatte mich schon begleitet, da hatte ich Silvana noch nie gesehen.
    Einmal wurden meine Fäuste noch schnell, gruben sich tiefer in den Fäulnislebenden, dann wurden meine Schläge schwächer, kraftlos, und ich konnte nicht aufhören zu weinen. Es war nicht fair.
    Ich hörte den Knall unseres Aufpralls. Nahm wahr, wie der Boden von uns zersprengt wurde und sich eine Dunstwolke um uns legte.
    Und ich hasste Prophet, weil ich sie so sehr liebte. Warum hatte sie sich in den Tod gestürzt? Sie musste gewusst haben was Dradarkos Flammen mit ihr täten. Alles hatte sie gewusst. So auch, dass ich mit ihrem Tod zum Feuerkoloss werden würde.
    Alles hatte sie gewusst.
    Sie hatte immer gesungen vor … Vorfreude. Diese Erkenntnis jagte ein Schauer über und durch meinen Körper, als ich erkannte was Prophet gewesen war: Die Verkörperung der Magie, die Botin.
    Sie hatte Skorn erwählt und Edoron. Sie hatte keinen Gräuel gegen Diego gehegt oder gegen die Hexe. Alles was sie gewollt hatte war, die Decke der Täuschung vom Land zu ziehen. Denn es gab sie noch überall: Die Hexen und Hexer, Zauberer und Zauberinnen, Magierinnen und Magier. Und das war es was es Prophet wert gewesen war, um zu sterben. Denn das war meine Aufgabe, meine wahre Bestimmung: Der Magie wieder einen Platz in dieser Welt zu geben. Und deshalb spielte es auch keine Rolle, ob sie hell oder dunkel war. Es ging nicht um den Krieg gegen die Hexe. Es ging ausschließlich um die Akzeptanz für die Magie.
    Ich schluckte, machte mich klein. Mein Schluchzen verstummte.
    Die Magie hatte mir meinen Namen genannt: Kaliß.
    Was gab es also noch was ich nicht über mich wusste?
    Ich wusste, wie ich hieß und wofür ich bestimmt war. Wusste woher ich kam und wer ich war oder jedenfalls mal gewesen war, denn ich war mir nicht sicher, ob die heutigen Ereignisse mich nicht verändert

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