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Golem - Schicksalstraeger

Golem - Schicksalstraeger

Titel: Golem - Schicksalstraeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline S. Brockmann
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hartem Vulkangestein. Schwarz und matt befand er sich unter meinen Füßen. Rechts, links und unter mir sah ich fließende Lavaströme. Vor mir war nur ein schmaler Pfad, der geradewegs ins Fegefeuer zu führen schien.
    Den restlichen Weg musst du alleine gehen, Tölpel. Dradarko lebt gleich da vorn.
    Sie nickte mit dem Kopf geradeaus.
    Ein schwarzes Ungetüm von einem Drachen. So groß wie keiner sonst, kannst ihn nicht verfehlen …
    Sie setzte sich auf den Boden und kratzte sich mit dem Hinterlauf am Ohr.

Opfer
    Schon bei meinem ersten Schritt spürte ich, dass mir das Gehen schwerer fiel. Mein Körper kribbelte warnend. Nur ein Dummkopf besucht den größten der Drachen oder jemand, der keinerlei Sinn mehr im Leben sah. Das hier würde mein letzter Weg werden.
    Mein Herz flatterte als wollte es davonfliegen. Entkommen. Meine Füße schliffen über den Boden und waren schwerer als jemals zuvor in meinem Leben. Ich spürte, dass ich langsamer wurde.
    Es war mir gelungen weiterzugehen, bis schließlich nur noch ein kleines Stück bis zu Dradarkos Nest blieb.
    Hier war es inzwischen ziemlich heiß. Schweiß rann mir in Rinnsälen am Körper herunter. Der Druck, der schon die ganze Zeit in den Tunneln versucht hatte mich zu erdrücken, stieg, bis ich prustend unter ihm zusammenbrach.
    Ich atmete schwer. Eine blendende Feuerwand stieß vor mir empor. Eine einzige Hitzewelle ließ mein Haar tanzen und mich zugleich erstarren.
    Begann mich dem Bedauern zu übergeben. All die Dinge, die ich noch erleben wollte und all das, was ich nicht gemacht hatte, obwohl ich die Gelegenheit gehabt hätte – wie mich zu verabschieden – jagten durch meinen Kopf.
    Das alles wurde jedoch übertüncht, denn eines vermisste ich mehr als alles andere: Meine beste Freundin Prophet. Ich hatte mit niemandem so viel Zeit verbracht wie mit ihr. Sie hatte mich auf meinen Reisen und Streifzügen durch Wälder, Felder, Täler und Berge immer begleitet. Wir hatten gemeinsam viel erlebt. Sie hatte mich mit ihrer Gesellschaft bereichert und mit ihrer Freundschaft beschenkt.
    Ich erinnerte mich gut an so viele schöne Momente, die wir geteilt hatten. Erst da wurde mir bewusst, dass sie meine beste Freundin war. Seit ich erfahren hatte, dass sie sprechen konnte, hatte ich Zeit damit zugebracht mich still und heimlich zu fragen, warum sie nie mit mir gesprochen hatte. Mir wurde klar warum: Wir hatten es nicht gebraucht. Und während ich in Erinnerungen schwelgte, schöpfte ich wieder Kraft.
    Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Ob ich es wollte oder nicht, ich würde diesen Weg bis zum Ende gehen müssen. Dennoch verharrte ich, denn ich wusste, wenn nicht ein wahres Wunder geschah würde ich sterben und meine Seele würde ewig in Dradarkos Flammen brennen.
    Nur noch einen Moment, sagte ich mir und zögerte mein Verhängnis weiter hinaus.
    Mir wurde deutlich, dass ich mehr gesehen und erlebt hatte als die meisten Menschen. Ich lebte nun schon unzählige Jahre, Jahrhunderte gar, und hatte in diese Zeit kaum etwas ausgelassen. Glasklar sah ich, dass es keinen Grund gab etwas zu bedauern, nicht einmal, dass ich mich nicht verabschiedet hatte. Schließlich hatten meine Freunde gewusst, was ich zu erledigen hatte. Hätte ich mich verabschiedet, hätten sie mich nicht ohne sie ziehen lassen und sich damit vielleicht selbst in Gefahr gebracht.
    Als ich mich aufrichtete, hörte ich Prophets Gesang wie zur Ermutigung in meinem Kopf. Ich ging die letzten Schritte und stand schließlich einem schwarz geschuppten riesen Ungetüm von Drachen gegenüber. Er entfaltete seine Flügel nur halb und wies so schon eine ungeheure Spannweite auf. Sein stacheliger Schweif klopfte lässig auf den Boden, während er mich aus seinen bernsteinfarbigen Augen scharf musterte.
    Er öffnete sein gewaltiges Maul mit den unzählig vielen scharfen Zähnen.
    Ich hörte es tief in seinem Schlund grollen, fühlte die Hitze, die in ihm wuchs. Er machte sich bereit, um mich ins ewige Inferno zu stürzen. Ich spannte mich an und richtete mich so weit ich konnte auf. Seine Augen begannen zu glühen und ich vermeinte lebende Fackeln in ihnen zu sehen.
    Jeder, der noch bei Verstand war, hätte spätestens jetzt die Flucht ergriffen, doch ich sah Dradarko fest an. Prophets Gesang begleitete mich noch immer glasklar.
    »Was willst du?«, dröhnte seine Stimme und hallte von den steinernen Wänden wie ein überwältigender Chor wider.
    »Die Drachenflamme«, entgegnete ich klar und deutlich. Ich

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