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Golem - Schicksalstraeger

Golem - Schicksalstraeger

Titel: Golem - Schicksalstraeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline S. Brockmann
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hatten.
    Prophet hatte sich auf die kommende Zeit gefreut. Groll gegen Prophet löste meine Trauer ab. Es hätte sicher einen anderen Weg gegeben. Sie hätte nicht für mich in den Tod gehen dürfen!
    Ich zog schniefend die Nase hoch, wischte mir mit der Hand die Tränen weg. Die Haut meiner Handknöchel war aufgeschlagen und meine Hände zitterten.
    Mein Blick wanderte zum Gesicht meines Widersachers. Ich erschrak. Seine Augen waren ein Spalt breit geöffnet. Er lebte und atmete.
    Ich sah den Schimmer in seinen Augen. Er knurrte leise und streckte den Kopf zurück.
    Der Schimmer wurde deutlicher.
    »Tsurpa …«, flüsterte ich entsetzt, »ihr seid Tsurpa. Die Armee, die einst der Hexe diente.«
    Meine Augen huschten aufgebracht über seinen Körper. Es war nichts menschliches geblieben. Nur dieser Schimmer in seinen Augen. Man sagte, dass die Augen das Tor zur Seele wären. Bei diesen Wesen, die einstmals Tsurpa gewesen waren, war das der einzige Weg, der nur erahnen ließ was sie waren. Beinah hätte was auch immer das letzte Quäntchen Menschlichkeit aus ihren Seelen gelöscht.
    Ich war erschüttert. Fragte mich, wie sie zu den Fäulnislebenden geworden waren.
    Ich sah seine krallenbewehrte Pranke nicht mit voller Wucht auf mich zugeschnellt kommen. Spürte nur, wie sie mir ins Gesicht klatschte, was sich so anfühlte, als würde er mir meinen Schädel vom Hals dreschen. Merkte noch, wie ich in die Asche geschleudert wurde und versank. Danach war ich weit weg von mir. Begleitet wurde ich vom Gesang der Hexe und ich glaubte zu wissen was sie sagte: Mein Tag kommt.
    Meine Nackenhaare stellten sich vor Grauen auf. Ich konnte die Sprache der Hexe verstehen, dachte ich alarmiert.

Flucht
    Ich konnte nicht lange weggetreten gewesen sein, denn ich sah den Fäulnislebenden noch davonhumpeln. Er war verletzt und ich glaubte auch nicht, dass seine Gefolgsschar bei dem Kampf unbeschadet geblieben war. Aber jetzt, als ich erkannt hatte was sie waren, verstand ich das Höhlensystem und die Stadt. Es war einst ihre Stadt gewesen.
    Die Säulen erzählten die Geschichte, wie sie mehr und mehr ihre Menschlichkeit verloren hatten und sie erzählten, wie sie den Krieg im Nachhinein am liebsten geändert hätten.
    Dieses Land, das Ascheland, es war das Schlachtfeld des Krieges gegen die Hexe. Hier hatte er geendet. Ich nahm nachdenklich eine Hand voll Asche und ließ sie mir durch die Finger rieseln.
    Die Tsurpa mussten hier nach der letzten Schlacht gefangen worden sein. Vielleicht durch einen Zauber von ihren Gegnern, vielleicht aber auch von der Hexe selbst, damit sie ihr dienten, sobald sie wiederkehrte.
    Ich pfefferte zornig die restlich Asche aus meine Hand auf den Boden. Ich war auf einmal so unglaublich wütend auf mich. Ich spürte nämlich, wie ich mich an etwas erinnern wollte und es nicht konnte. All das hier wollte mir etwas sagen. Doch vielleicht war ich einfach zu nah dran, um das Große Ganze zu sehen, oder noch nicht nah genug.
    Stattdessen hatten die heutigen Geschehnisse etwas nun völlig niedergewalzt: Meine Welt war ihrer Farben beraubt worden. Und das hatte bereits mit dem Beginn meiner Reise angefangen. Schleichend. Nun war der Hoffnungsschimmer des immer währenden Regenbogens fort. Mit seiner Abwesenheit war meine Welt nun vollständig trist und trostlos geworden. Sie war wie dieses Ascheland; Die Sonne ging unter. Noch wusste ich das nicht.
    So wenig wie ich wissen sollte, dass mein Name und meine Bestimmung vielleicht festgeschrieben waren, aber wer ich war, war eine ganz andere Sache. Ich hatte mir schon oft die Frage gestellt, wer ich war und wozu ich war, aber das Wissen, das mich selbst anging schien mir wieder und wieder zu entfleuchen. Und weder Bestimmung noch Name machten mich aus, nur der Brocken mit Vergangenheit … Und nur mit meiner Vergangenheit konnte ich ich sein.
    Und statt mich wieder in die Geborgenheit meiner Freunde zu begeben, wandelte ich mich zum Feuerkoloss, um diesem lebensfeindlichen Land zu trotzen.
    Da ich schon meine beste Freundin verloren hatte, hoffte ich, Schutz zu finden. Jemanden, der vermied, dass mir so etwas jemals wieder geschah auch wenn es mehr Irrsinn denn Vernunft war, der mich zu dieser Suche trieb. Noch nie vorher war jemand der mir am Herzen lag aus dem Leben geschieden.
    Also verhielt ich mich gerade gar nicht. Hatte meinen Verstand und jede Beharrlichkeit hinter mir gelassen, da mir auf schmerzhafte Art und Weise gezeigt worden war, wie schnell ein wichtiger

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