Golem - Schicksalstraeger
irgendein Magiegeschoss den Baum getroffen. Warum erinnerte ich mich nur nicht?
»Hier gab es also tatsächlich einen Kampf …«, flüsterte ich daraufhin.
»Hier muss es geschehen sein … Hier wurde Silvia verbannt«, behauptete ich und spürte, dass diese Behauptung tatsächlich richtig war.
Trotzdem ergab das alles noch keinen Sinn. Es fehlten mir einfach zu viele Teile, um alles so zusammenzusetzen wie es gehörte.
Ich ließ mich am Baum auf den Boden gleiten und starrte auf die Lichtung.
In meinem rätselndem Geist sprang mir schließlich wieder der Name Oskar entgegen. Er war mein Tsurpa, erinnerte ich mich. Ich sah einen stolzen, jungen, vollbärtigen Krieger vor mir mit langem, blondem Haar und klaren, blauen Augen. Doch ein Schatten schlich sich auf sein Gesicht, verfinsterte es, verzog und verzerrte es, bis ich deutlich die Fratze des Fäulnislebenden von heute sah.
Jenem der doch dunkel war. Jenem der versucht hatte mich zu töten. Was für mich so wirken musste, als hätte ich ihn zu all jenem getrieben. Ihn in die Dunkelheit gestürzt, aber dies war nicht so, denn es war nicht möglich.
Die Wahrheit, was war die Wahrheit? Wie war er dunkel geworden und weshalb hatte er mir nach dem Leben getrachtet? Warum hatte er mir Furcht gar nackte Panik eingejagt?
Weil ich gespürt hatte, was er tun musste: Mich töten.
Und als er Sykora niedergeschlagen hatte, da hatte ich erst geglaubt, dass er es nun beenden wollte. Als er mir näher gekommen war, hatte er allerdings gespürt, dass er zu spät war, um das Desaster abzuwenden. Es war bereits geschehen. Wovor auch immer er mich auch hatte schützen wollen, mit meinem und damit auch seinem Tod, konnte er damals bereits nicht mehr aufhalten.
Die Pflicht und die schwerste Bürde eines Tsurpa war, den Tod des eigenen Magiers hervorzurufen, um den Schutz zu gewährleisten.
Gedankenverloren strich meine Hand über die Narben in meinem Gesicht. Das erste Mal war er nicht stark genug gewesen, um seine Aufgabe zu erfüllen. Doch war ich mir sicher, hätte es noch etwas genutzt, wäre er beim zweiten Mal nicht gescheitert. Und weder Edoron oder Diego noch die Wölfin hätte ihn aufhalten können.
Andererseits vielleicht missdeutete ich sein Verhalten auch. Welchen Sinn machte es schließlich uns vor Sykoras Unwetter zu schützen, indem er sie niederschlug, nur um mich hinterher doch zu töten?!
Wovor hatte er wohl schützen wollen? Meine Gedanken kreisten lange und viel um Oskar und ich hatte das erste Mal nicht das Bedürfnis ihn zu suchen, um Schutz zu erfahren und auch nicht für Antworten. Sondern einzig und allein wegen dem uralten Band das sich so fest um uns gelegt hatte, dass offenbar nicht mal Vergessen oder Dunkelheit es zerstören konnte. Wir waren Gefährten bis in alle Zeiten.
»Wie ist es dir ergangen?«, fragte ich das Erste nach einer ganzen Weile der Stille.
»Einsam und ich hatte Angst« , antwortete es mir. Es begann mir zu erzählen, dass, während ich damals aus dem Sumpf geschleudert worden war, auch ein Großteil meiner Magie aus mir herausgeschleudert worden war und das Erste redliche Mühe gehabt hatte diese Magie für mich festzuhalten. Nachdem es das dann geschafft hatte, folgte die Schwierigkeit mit so viel Macht zurecht zukommen, wodurch es sich gezwungen sah sich auszudehnen. Als dann die Tsurpa in diesen Landstrich einfielen, um das Erste zu töten nutzte es meine Magie, um sich ihrer zu erwehren. Es erschuf Kreaturen und gigantische Tiere und lernte Schutzwälle zu formen, solche wie das Meer. Es lernte mit Blättern, Ästen und Lianen zu kämpfen.
Schließlich brachte man es jedoch in die Bedrängnis sich nicht nur zu verteidigen, sondern zu töten. Dabei hörte ich eindeutig wie abscheulich das Erste seine eigene Taten fand.
Doch es war keine andere Wahl geblieben. Bloße Verteidigung hatte die Tsurpa und deren Anhänger nicht aufhalten können.
Sie hatten diese Umgebung gar in Brand gesteckt, das Wasser vergiftet und damit die Tiere getötet und sie hatten tiefe Narben hinterlassen.
Obzwar diese Geschehnisse nun Jahrhunderte her waren, hörte ich doch, dass das Erste sich bei den Gedanken immer noch fürchtete. So wie es auch den derzeitigen Krieg fürchtete.
»Warum hast du die übrigen Tsurpa dann gefangen gehalten?«, fragte ich, als es zu sprechen aufhörte.
»Weil mir keine andere Wahl blieb« , entgegnete es und fuhr fort, dass es die Tsurpa nicht umbringen wollte, da sie das Erste nicht länger bedrohten, sie
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