Golem - Schicksalstraeger
den Boden gegenüber seines Bettes und sah ihn einfach nur an. Skorn fühlte sich wahrlich nicht wohl dabei. Es war als würde Pseiyun in ihm lesen und das war es nicht, was er sollte. Doch er konnte und tat es auch. Er konnte die Erinnerungen seines Vaters betreten und verlassen wie es ihm beliebte. Er konnte vieles. Erst recht seit er hier auf der Stadtschnecke Zuflucht gefunden hatte und andere Magier ihn darin unterstützten seine Fähigkeiten zu akzeptieren und zu nutzen.
Sein Vater hatte so recht gehabt, als er ihn damals in Königsstadt aufgesucht hatte, um ihn von der Dummheit abzuhalten sich endgültig der Garde anzuschließen.
Ihm gefiel nicht, was Silvia mit seinem Vater angestellt hatte, absolut nicht. Er selbst erkannte ihre Tricks. Er sah wie sehr die Hexe Skorn getäuscht hatte, da auch seine Fähigkeiten in den Bereich der Manipulation reichten. Dass sein Vater dieses Martyrium überhaupt überstanden hatte, grenzte an ein Wunder.
Skorn wollte seiner Haut gerade am liebsten entschlüpfen. Die Anwesenheit seines Sohnes weckte die Erinnerung daran, wie er gegen ihn gekämpft hatte. Pseiyun hätte damals sein Leben verwirkt, wäre Skorn nicht in letzter Sekunde durch die Fassungslosigkeit in Pseiyuns Gesicht, als er am Boden lag, wieder zu Verstand gekommen.
»Ihr seid beide Idioten. Du, weil du nicht auf deinen Vater gehört hast und du, weil du deinem Freund nicht gefolgt bist«, mischte sich auf einmal Trunkfee ein. Skorn zuckte zusammen. Er hatte sie völlig vergessen.
Zornig schwebte Trunkfee einen Moment vor Skorns Nase. Irgendetwas ließ ihre Wut jedoch so schnell verrauchen wie sie gekommen war. Stattdessen lächelte sie unglücklich und flatterte zum Fenster.
»Recht hast du«, entgegnete Skorn leise.
»Es tut mir leid«, setzte er Pseiyun gegenüber nach. Pseiyun nickte.
»Weißt du … es ist gar nicht schlecht Magier zu sein«, meinte sein Sohn schließlich mit verschmitztem Lächeln.
»Ich mein, ständig wurde ich darauf trainiert Tsurpa zu werden. Aber das hier ist so viel besser!«
Skorn verstand ihn. Ein Ah-Erlebnis hatte Sykora schließlich auch erlebt und er hatte es gespürt.
Königlich
In Königsstadt wurde es derweil reichlich ungemütlich. König Farmon lief unruhig in seinem Arbeitszimmer auf und ab. Er hatte seine Truppen entsandt. Er bedauerte zu tiefst, dass nur wenige seiner tapferen Krieger zurückgekehrt waren und jene hatten Angst.
Sie gaben es nicht zu und niemand der Königlichen Garde würde sich je seinem Befehl verweigern, aber Farmon las es in ihren Augen. Sie hatten gesehen und erlebt wie schrecklich die Hexe und ihr Werk war.
Sie waren gute Kämpfer. Stark, tapfer, geschickt, ehrenhafte Männer, die für ihren König und dessen Land in den Krieg zogen. Aber die Hexe war zu mächtig.
Die Tür wurde geöffnet, was Farmon innehalten ließ. Sein Berichtserstatter, ein pummeliger Mann mit schlechter Ausdauer und spärlichem blondem Haar, trat schnaubend ein.
»Mein König«, sprach sein Berichtserstatter und kniete sich untertänig vor ihm auf den Boden.
»Wir werden Königsstadt nicht halten können«, berichtete er. Ihm entging nicht der Schatten auf seines Königs Gesicht, dabei war dies nicht einmal die halbe Wahrheit.
»Laut unseren Kundschaftern ist die Hexe bereits nicht mehr fern. Unsere Truppenstärke in Königsstadt beschränkt sich nun gerade auf 30 Mann. Dabei sind auch alle verletzten Krieger eingerechnet.« Farmon stockte der Atem. 30!
So viele waren gefallen oder schlimmer willentlich oder unwillentlich Silvias Anhänger geworden.
Der König stützte sich auf sein Schreibpult und seufzte schwer.
»Wir müssen die Stadt verlassen. Nutzen Sie alle verfügbaren Gardisten und jene, die an der Waffe taugen würden, um die Menschen in Sicherheit zu bringen und rufen Sie alle zusammen«, befahl er. Sein Berichtserstatter nickte steif und folgte dem Geheiß seines Königs.
Farmon betrachtete grübelnd die blauen Adern an seiner Hand. Das alte Blut in seinen Adern hatte einst viele Opfer gefordert und die Folgen davon forderten noch heute ihren Tribut.
Er ballte seine Hand grimmig zur Faust. Er würde selbst gegen Silvia antreten, wenn er es könnte. Doch war er zu sehr von ihrer Magie kontrolliert. Er konnte ja nicht einmal in weiter Entfernung an einem ihrer Tore vorbeigehen, ohne den einnehmenden Sog zu spüren. Wie also gedachte er sie aufzuhalten?
Er schüttelte den Kopf.
Sie hätten sich mit den Magiern verbünden müssen, dachte
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