Golem - Schicksalstraeger
Ich kann dich nicht sehen.«
»Aber ich bin doch direkt vor dir!«
Außer dem Sumpf sah ich nichts … der Sumpf?!
»Du bist der Sumpf?«, fragte ich vorsichtig. Ich wollte das Erste nicht noch mehr kränken und hoffte, dass ich mit diesem Schuss ins Ungewisse richtig lag.
»Ich bin das Erste. So nanntest du mich, als du mir Leben einhauchtest!«
Aber ich war doch nur ein Formwandler! Kein Magier der etwas wie den Sumpf formen konnte! So etwas konnte kein Magier erschaffen, dachte ich. Auch wenn sich um diesen Ort viele Geschichten rankten.
»Du hast wirklich alles vergessen?« , fragte es mit plötzlicher Sanftmut und Trauer in der Stimme.
Ich wollte gerade antworten, da öffnete sich vor mir ein Korridor. Jegliche Pflanzen und Wasser wichen zur Seite, um mich passieren zu lassen.
»Dann komm, kehre Heim!«
Eine Gänsehaut kribbelte wohltunend über meinen Körper. Obgleich ich nicht wusste, wer ich war, spürte ich, dass dies mein Zuhause war, sogar um etliches mehr als Silvanas Hütte es je hätte sein können.
Mit weichen Knien beschritt ich den Gang, der sich hinter mir sofort wieder schloss, und folgte ihm zu einem Wald, der alles andere, was ich jemals gesehen hatte an Herrlichkeit und Pracht in den Schatten stellte.
Die Bäume waren riesig und trotzdem funkelte Licht durch ihre Blätter, angenehm viel Licht. Blumen, die schöner nicht hätten sein können, versprühten ihren köstlichen Duft. Büsche und Sträucher gedeihten prächtig. Der Boden war weich und angenehm warm, so als wäre er ein Wesen aus Fleisch und Blut.
Es war als hätte ich die Tore zu einem Paradies durchschritten. Ich konnte gar nicht mehr alles erfassen. War überwältigt. Ich sank auf den Boden und spürte Frieden und Glück.
Vielleicht hatte an diesem Punkt nicht alles begonnen, doch hier war ich zu Hause.
»Bette dich auf meinen Weiden und ruhe erst Mal, nach all den Strapazen deiner Reise, die dich endlich wieder Heim führte.«
Ich zögerte nicht einen Moment sondern streckte mich auf dem Boden aus. Sobald ich die Augen geschlossen hatte, spürte ich, wie das Gefühl zurückkehrte in dem gemütlichsten Bett meines Lebens zu liegen. Meine Kopfschmerzen vergingen langsam und auch die immerwährenden Schmerzen in meinem Knie verklangen. Doch das Beste an allem war, das Gefühl zu Haus zu sein.
Hätte ich diesen Ort nicht gefunden, dann hätte ich Zuhause wohl nie so sehr schätzen können wie ich es gerade tat.
Es war als wäre jegliche Last und alles Schlechte am Strand zurückgeblieben. Wenn die anderen das hier nur erleben könnten!
Vergangenheit
Nachdem ich gut ausgeruht und von allen Plagen geheilt erwachte, fand ich neben mir einen Korb aus Blättern voll mit köstlichen süßen Beeren und einem Blätterbehältnis mit klarem Wasser darin. Mein Magen dankte sehr für diese Wohltaten.
Ich stand auf und trottete endlich wieder einmal umher. Fragte mich dabei kurz, ob das Erste wohl auch ruhte oder mir nur Freiraum gewähren wollte, dachte dann jedoch nicht weiter darüber nach. Es war nicht wichtig.
Ich zog meine Schuhe aus, um endlich wieder eine Verbindung zu der wundervollen Erde zu haben. Hatte ich mir doch gemerkt, dass die Ströme mich hier nicht erreichen können.
Ich schlenderte umher, genoss einerseits die wohltuende Sicherheit und andererseits meine eigene Harmonie.
Dennoch versuchte ich mich zu erinnern. Ich spürte, dass an diesem Ort mein Leben, wie ich es zuvor gekannt hatte, geendet hatte. Suchend schweiften meine Blicke umher.
Als ich an eine kleine Lichtung kam, wuchs eine Ahnung in mir. Auf dieser Lichtung hatte ein folgenschweres Ereignis stattgefunden.
Ich hockte mich auf der Lichtung hin und ließ nachdenklich meine Hand übers Gras streifen.
»Hier habe ich dich das letzte Mal gesehen« , sprach das Erste leise und überließ mich wieder meinen Gedanken.
Ich wandte meinen Blick vom Boden ab und schaute hinter mich.
Vor meinem geistigen Auge sah ich wie ich rücklings aus dem Ersten heraus geschleudert wurde und das Erste rasend schnell meinen Blicken entschwand und ich noch immer nicht anhielt.
»Du hast versucht mich aufzuhalten«, sagte ich nachdenklich und dachte an die unzähligen Lianen, die mir damals hinterhergeschossen waren und versucht hatten meinen Flug zu stoppen.
»Es ging alles zu schnell …« , entgegnete es mir reuig.
Ich lief zu einem Baum rechts von mir und tastete über den rauen Stamm. Ich blickte an ihm empor und sah eine verkohlte Stelle. Dort oben hatte
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