Golem - Schicksalstraeger
Farmon. Doch dafür war es nun zu spät. Schließlich war ihm auch zugetragen worden, dass die meisten von Skorns Leuten dem Krieg zum Opfer gefallen waren und daran war Farmon nicht unschuldig.
Obzwar gerade er in der Schuld von Skorn gestanden hatte, schließlich hatte er ihm seine Tochter wiedergebracht.
Esra war, als sie nicht mehr als ein Säugling gewesen war, von Skorn dem Tsurpa zurückgebracht worden. Welch Ironie! Nie war Farmon glücklicher und zu gleich betrübter gewesen.
Skorn hatte ihm damals gesagt, dass Esra in den Flammen eines Waldbrands gefunden worden war. Farmon hatte ihn auch nach seiner Frau gefragt, jedoch hatte der Tsurpa nichts gewusst und so musste Farmon damals wie heute davon ausgehen, dass sie von den Flammen verschlungen worden war. Und ausgerechnet dieser Tsurpa hatte die Streitmacht der Magier angeführt!
Farmon sah nachdenklich abermals seine Hand an und fragte sich, wie viel magisches Blut wohl noch an ihr kleben würde.
Über Dekaden und Jahrhunderte hatte seine Familie den Thron besetzt, dabei war in ihnen allen doch selbst magischen Blut geflossen. Sogar das! Doch sie hatten das »böse« Blut verleugnet und verschwiegen.
Farmon selbst hatte keinerlei magischen Fähigkeiten, doch dass die Magie sich durch seine Ahnenreihe zog wie ein roter Faden hatte er gewusst. Es war jenes Geheimnis, dass seine Familie schon immer totgeschwiegen hatte. Nur untereinander hatten sie darüber gesprochen und das auch nur, weil es notwendig gewesen war.
Es gab nämlich nie eine Garantie, dass die verpönte Magie seine Familie in Frieden ließ. Tatsache war, dass Esra, seine eigene Tochter, selbst eine Wassermagierin war und seine Frau damals, als Esra noch ein Baby war, dafür mit dem Leben bezahlen musste.
So offensichtlich wie bei Esra waren diese Fähigkeiten in seiner Familie bisher aber auch noch nie zu Tage getreten. Das hatte ihn seit je her nur in seinem Glauben bestärkt, dass der Zeitpunkt des Wandels nah gewesen war.
Und so sehr sich die Tsurpa auch dagegen und gegen ihre eigentliche Bestimmung sträubten, wurden immer mehr Magier geboren. Mehr und mehr. Selbst unter den Tsurpa waren Magier geboren worden. Sollte der Krieg ein Ende zum Guten finden, durften keine Morde an Magiern mehr begangen werden.
Denn wie weit sollte das alles dann noch gehen?! Wann würde dann endlich die Erlösung von diesem Irrsinn kommen?
Hätte er das Geheimnis seiner Familie vor dem derzeitigen Krieg gelüftet, wäre das schief gegangen. König oder nicht, man hätte ihn und seine Linie ausgelöscht und ihre Gebeine in Ungnade und Verdammnis verrotten lassen. Sein königliches Blut hatte ihn nicht fähig gemacht die Situation mit der Magie zu ändern.
Zu den Zeiten der Hexe hatte ein Nachkomme dieser ohne magische Fähigkeiten den Thorn bestiegen. Niemand hatte um seine Herkunft gewusst. Keiner hatte in Frage gestellt, dass er kein magisches Blut besaß, da er es ja sogar gewesen war, der die Regeln gegen die Magie erlassen hatte. Er, ein Nichtmagischer aus der mächtigsten magischen Linie.
Nun sollte der Tag endlich gekommen sein an dem Farmon sich gegen diese Regeln erheben würde, die seinem Vorfahr damals den Thorn gebracht hatte.
Wie oft hatte er sich mit seiner Frau wegen der Magie gestritten? Die Streits mit Esra erinnerten ihn sehr an jene, die er mit seiner Gemahlin gehabt hatte. Bis zum Schluss war sie der Meinung gewesen, dass er die Welt neu ordnen könne, damit Magier wieder sicher leben würden. Aber im Gegensatz zu Esra hatte sie verstanden, warum das einfacher gesagt als getan war. Am Ende waren sie sich einig gewesen, dass der rechte Zeitpunkt für diesen Umbruch noch nicht da war. Er vermisste sie.
Doch Esra kam sehr nach ihrer Mutter. Der störrische Dickkopf ihrer Mutter war einfach zu sehr auch der seiner Tochter. Und es gab so vieles, was ihn an seine Frau erinnerte. Esras rotes Haar, ihre zierliche, kleine Gestalt und ihre Art.
Außerdem war sie mit Feuereifer eine Verfechterin für die Akzeptanz der Magie. Zeitweise war dies sogar so schlimm gewesen, dass Farmon nicht ein noch aus mit ihr gewusst hatte. Oft hatte Esra damit gedroht fortzulaufen und ihn als Feigling beschimpft, der keinen Mut zur Wahrheit hatte.
Warum verstand sie nicht, nicht einmal heute, dass die Zeit noch immer nicht reif gewesen war, um sich für die Magie zu entscheiden?
Hätten sie jemals die Wahrheit gesagt, wäre eine Revolution ausgebrochen und das hätte zu einem landesweiten Krieg geführt.
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