Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Golem - Schicksalstraeger

Golem - Schicksalstraeger

Titel: Golem - Schicksalstraeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline S. Brockmann
Vom Netzwerk:
Schwäche zitternd richtete ich mich auf. Dradarko sah zum Himmel. Ich folgte seinem Blick. Über uns kreiste der weiße Drache, dessen Anblick und Gesellschaft ich schon seit ich aus dem Koma erwacht war vermisst hatte.
    »Boris«, flüsterte ich krächzend. Der Drache hatte mich wohl gehört, flog tiefer, zwinkerte mir zu und landete schließlich direkt hinter seinem König. Er neigte untertänig den Kopf nach unten, funkelte mich aber mit seinen Augen an.
    Von den Menschen hörte ich ein aufgebrachtes und nervöses Raunen. Zwei Drachen an einem Fleck waren wohl niemandem geheuer, der nicht ein wenig mehr Zeit mit diesen Gesellen zugebracht hatte - jedenfalls was Boris anbelangte. Was Dradarko betraf so wusste ich gar nicht mehr woran ich war.
    Dradarko warf Boris einen kurzen Blick zu und preschte dann auf mich zu. Er drückte mich mit seiner Pranke in den Boden, dass mir jegliche Luft entwich.
    Ich verstand dies nicht. Dradarko hatte doch gesagt ich sei würdig. Warum versuchte er mich dann jetzt zu töten?
    Boris sah ruhig zu wie Dradarko seine übergroßen Klaue noch stärker auf mich presste. Dradarko hatte mir das letzten Bisschen Luft aus den Lungen gestemmt und ich wurde ohnmächtig.
    Danach packte Boris mich mit seiner Pranke, und brachte mich fort von den Schaulustigen, die dem Treiben atemlos gefolgt waren und erleichtert und schockiert zu gleich aufatmeten, als Boris hinter seinem König in der Dunkelheit verschwand.
    Ich erwachte als Boris mich behutsam mit einer Kralle anstupste.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er und musterte mich forschend. Ich brachte mich in eine sitzende Position und sah mich verwirrt um. Ich befand mich in einer Höhle die durch Feuerschein erleuchtet wurde.
    »Wo sind wir?«, fragte ich.
    Boris grinste schief.
    »Im Vulkan, der Heimat der Drachen«, ertönte da mächtig wie gewohnt Dradarkos Stimme. Ich zuckte zusammen. Dradarko kam auf uns zu. Automatisch trat Boris respektvoll einen Schritt hinter seinen König und senkte das Haupt.
    Dieser schielte Boris an und fragte schlichtweg: »Und alles noch dran?«
    Ich verschluckte mit dem dicken Kloß in meinem Hals auch meine Stimme, als Boris gelassen sagte: »Der ist zäh.«
    Dradarko nickte schweigend.
    »Warum hast du dich auch nicht tot gestellt? Dann wäre dir zumindest dieser Abschluss erspart geblieben!«, fragte Dradarko verständnislos.
    »Warum war das nötig?«, wagte ich mich schließlich zu fragen. Dradarko lachte laut.
    »Ich muss doch meinen guten Ruf wahren«, entgegnete er und ließ Boris und mich wieder allein.
    »Weißt du, Dradarko hat ein Hang für Theatralik. Außerdem ist es tatsächlich so, dass uns sein genaugenommen schlechter Ruf, davor bewahrt von jedem mir nichts dir nichts als fliegendes Fortbewegungsmittel abgestempelt zu werden. Dann wären wir vielleicht nur Touristenattraktionen. Und durch Dradarkos Ruf sind wir es nicht. Er ist etwas schroff manchmal und gibt sich gern übellaunig.«
    »Es war also alles nur gespielt?«, fragte ich ungläubig.
    »Hätte Dradarko dich töten wollen, dann wärst du heute gestorben. Aber die Menschen müssen in dem Glauben leben, diese Eideskämpfe würden entweder zum Tod oder zum Sieg des Menschen führen. Aber …«, in Boris Augen funkelte es sehr belustigt, »die Worte mit denen du Dradarko riefst haben ihn so sehr zum Lachen gebracht, dass er mit seinem Feuerodem beinah den Vulkan in die Luft gejagt hätte.« Boris lachte freudig. »Und ich glaube die Wortklaubereien, während eures kleinen Getänzels fand er auch überaus amüsant.«
    »Er ist dein Freund, oder?«, fragte ich und war überrascht.
    »Zunächst einmal ist er mein König. Aber ich bin sein Vertrauter und Berater seit so vielen Jahrhunderten. Du kennst es selbst. Prophet war schließlich deine Vertraute …«
    Boris kam auf mich zu und rieb behutsam seine Schnauze an mir.
    »Hab dich vermisst, kleiner Held«, meinte er.
    »Und nun sollte ich vielleicht einmal erfahren, warum du überhaupt meines Königs Hilfe willst.«
    Boris legte sich vor mir auf den Boden und lauschte meinen Worten. Er unterbrach mich nie, und erst als ich am Ende angelangt war, sagte er:
    »Unser aller Schicksal, kleiner Held, liegt zuweilen in den Händen eines Einzigen. Es ist beinah als sei das Schicksal geneigt einmal in etlichen Zeiten ein solches Spektakel auf den Plan zu rufen. Und glaube mir in meinem langen Leben habe ich schon manch einen erlebt, der vom Schicksal auserkoren wurde und manch andere die es nur

Weitere Kostenlose Bücher