Golem - Schicksalstraeger
Schulterblättern. Ich hab’s gesehen. Und im Gegensatz zu dir selbst und obwohl du kein Krieger zu sein scheinst, glaube ich an dich.«
Ich schluckte und spürte ein Mal mehr die Last auf meinen Schultern.
»Aber wir werden es gemeinsam schaffen«, fuhr Skorn fort, reckte seine müden Glieder und glitt strauchelnd von Boris Rücken.
Ich folgte ihm. Bei seinen ersten Schritten krümmte er sich ein wenig und wankte gefährlich, doch, als er ein paar Schritte mehr gegangen war, verschwand das. Was nun blieb war der Krieger.
»Du bist nicht allein«, flüsterte er mir zu und machte mir Mut.
Los geht‘s
Ein letztes Mal sah ich in die Gesichter derer, die mir folgen wollten, auch wenn das ihren Tod bedeuten würde. Der Knirps flitzte auf mich zu, umarmte mich und sagte: »Ich werde sogar Feuer machen.« Er weinte. Ich drückte ihn an mich. Er sollte nicht hier sein.
Nun, wenn er eine bessere Erziehung genossen hätte, hätte er auch auf uns gehört! , schnappte die Wölfin als Erwiderung auf meine Gedanken.
Aber nein! Wäre der mal unter Wölfen groß geworden, dann wäre er nicht so ein Bengel!
Ich blickte den Knirps an. Seine Verbrennungsnarben erinnerten mich daran, dass dieser Krieg ein Ende finden musste.
»Du solltest wieder zum Ersten gehen«, meinte ich zu ihm. Knirps schüttelte den Kopf.
»Ich will mit dir gehen!«, sagte er energisch.
»Aber du bist noch - «
»Was? Zu jung?«, fragte er gereizt. Ich nickte.
»Alle reden davon, dass das Ende naht und ich soll im Sumpf darauf warten?! Bitte lass mich mit dir gehen!«, bat er. Ich drückte ihn an mich und nickte unwillig.
Es war schon komisch, inzwischen hatte ich das Gefühl jemanden vor mir zu haben, den ich um jeden Preis beschützen musste, aber Knirps hatte Recht. Scheiterten wir wäre er auch beim Ersten nicht ewig sicher. Wenn es doch nur einen sicheren Ort für ihn gäbe!
Dann schritt ich auf Dradarko zu und kletterte auf seinen Rücken. Die anderen folgten meinem Beispiel. Dradarko war echt ein Ungetüm, dachte ich, als ich merkte, dass wir alle ausreichend Platz auf seinem Rücken fanden.
Ich hatte keinen Plan, als wir uns auf den Weg durch die Nacht machten, nur ein Ziel: Das Ende des Krieges.
Mein Körper kribbelte jetzt schon vor Anspannung.
Boris folgte seinem König, jedoch war er bald außer Sichtweite, weil Dradarko pfeilschnell dahinschoss. Der beißende Flugwind trieb mir die Tränen in die Augen. Die Kräfte die auf uns wirkten, zwangen uns, uns so flach wie möglich auf Dradarkos Rücken zu legen und uns an seinen Schuppen festzukrallen.
Wir waren nur wenige und still fragte ich mich, wie wir unser Ziel jemals erreichen sollten. Ich zweifelte und wünschte mir die Entschlossenheit und Zuversicht von Skorn zu besitzen: Er schien so felsenfest davon überzeugt zu sein, dass wir es schafften oder vielmehr, dass ich es schaffen konnte.
Aber ich war nicht wie er. Und wir wussten nicht einmal, was wir vorfinden würden, wenn wir die Schlachtfelder erreichten. Keiner von uns war kürzlich in dem Gebiet gewesen in dem die Kämpfe tobten.
Wenn ich nur an diesen einzelnen Gnork dachte, der uns begegnet war und den wir nur mit vereinten Kräften ausgebootet hatten, wurde mir bange. Es war schließlich nur ein einzelner gewesen und den hatten wir nicht einmal vernichten können!
Schon bald erreichten wir die ersten Ausläufer der Schlachtfelder. Dradarko wurde langsamer.
Unter uns konnte ich nur regungslose Körper liegen sehen. Es war still. Das war kein Schlachtfeld mehr, das war ein Friedhof. Ich war geschockt und Panik baute sich in mir auf. Ich presste mein Gesicht fest auf die Schuppen von Dradarko und beweinte leise die Toten. All diese Menschen, unzählige! Namenlose Männer, Frauen, gar Kinder…
Was hatte ich auch erwartet?!
Die vormals grünen Wiesen waren eine einzige Suppe aus Schlamm und Blut. Ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Spürte wie mein Körper zittern wollte und versuchte diesen Impuls zu unterdrücken.
Ich musste jetzt stark sein. Vielleicht war ich kein Krieger, sicher sogar, aber ich war definitiv ein Magier. Alles was unter uns lag brachte mich dazu innerlich aufzuschreien in purem Zorn und blanker Verzweiflung. Ich würde alles tun, damit dieser Krieg zum Guten beendet wurde, soweit man in dieser Situation noch von gut sprechen konnte.
Dieser Krieg musste aufhören! Ich hob meinen Blick und sah nun trotzig nach unten. All jene die bereits gestorben waren, sollten weder umsonst
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