Golem - Schicksalstraeger
verursacht, dass er ein König war. Mochte ich vielleicht einfach prinzipiell keine Könige? Ich hatte schließlich noch nie vorher einen getroffen.
Aber nein, das war es nicht. Es erschien mir, als hätte er etwas dunkles an sich. Etwas das er versteckte; gelungen, das konnte man wohl sagen!
Ach, vermutlich bildete ich mir das nur ein! Ich meine, selbst wenn ich es ernsthaft gewollt hätte, hätte ich wirklich ignorieren können, dass Prophet an seinem Feuer starb? – Wegen mir?
Nein.
Folglich waren alle meine Überlegungen ohnehin für die Katz und meine Missgunst und mein Misstrauen lagen doch genau hier!
Boris war schließlich mein Freund und er traute seinem König! Und Boris konnte gut zwischen einem Ekel und einer guten Seele unterscheiden. Andererseits war Dradarko aber auch sein König! Oh man! Für meinen Kopf wurden diese kontroversen Überlegungen, die doch nur an dem Punkt mündeten, dass ich Dradarko nicht ausstehen konnte, zu Kopfschmerzen.
Ich versuchte also mein Hirn auszuschalten und das gelang mir. Jedenfalls bis ich vernahm wie die Schuppen von Dradarkos Schwanz über den Boden schrappten.
»Und so soll das Schicksal dieser Welt in den Händen eines Menschen liegen«, sagte er. In meinen Ohren klang es verächtlich. Vermutlich war das jedoch auch nur meiner Abneigung gegen ihn zuzuschreiben und ich musste mich beherrschen, um keinen bissigen Kommentar abzugeben wie: Besser als in deinen blutverschmierten Klauen!
Ich nickte einfach nur stumm und versuchte mein Gesicht zu versteinern, damit sich keine Fratze aus Zorn und Verachtung zeigte.
Es wäre bestimmt nicht gut einem Drachenkönig so zu begegnen.
»Hast du Angst?« fragte er. Er klang so … amüsiert und herablassend, in meinen Ohren. Als fehlte hier nur der drohende Zusatz: Solltest du haben!
Ich machte eine unbestimmte Kopfbewegung, die sowohl ein Nicken, ein Kopfschütteln als auch die bloße Lockerung der Nackenmuskulatur gewesen sein könnte und lief langsam vor ihm weg.
Aber Dradarko folgte mir.
Schließlich kam ich mir nach einer Weile ungehobelt vor, einem König nicht zu antworten.
»Ich fürchte mich …«, sagte ich deshalb und erwog noch ein Mal, ob ich den Rest des Satzes sagen sollte, »vor dir.«
Dradarko sah mich irritiert an. Überraschte ihn das wirklich?!
»Das brauchst du nicht«, versicherte er mir. Aber ich sollte, ergänzte ich gedanklich.
»Warum denn auch? Weil ich ein Drache bin? Wir sind nicht diese blutrünstigen fliegenden Echsen wie es in den Geschichten erzählt wird. Ich mein, mit meinem Berater hast du doch auch keine Probleme?« Tja, dachte ich, Drachen im Allgemeinen mochten keine blutrünstigen Bestien sein, aber was war mit ihm? Dradarko, deren König?!
»Und was war …«, ich wandte mich zu ihm um und sah mit unterdrücktem Schauder in die gelben Augen des Raubtieres, in denen ich deutlich die lebenden Fackeln erkennen konnte, »mit dem Vogel? Dem Wetterpropheten, den du verbrannt hast?«, fragte ich und versuchte weder eine Mine zu verziehen noch emotional zu klingen.
»Vogel?! Welcher …? Moment Mal, der dreiste Bursche, der mir einen Teil meines Atems nahm, warst tatsächlich du?!«
»Ein Teil deines Atems?«, fragte ich, ohne auf Dradarkos Frage einzugehen.
»Wäre ich nicht ich und damit mächtig …«, mächtig genug um mich zu töten, fügte ich hinzu, während er sprach, »dann hätte ich mich in Rauch aufgelöst. Denn das ist es, was mit einem Drachen geschieht, der seines Feuers beraubt wird.«
»Das mit deinem Haustier tut mir leid«, setzte er nach.
Haustier?! Verhöhnte er mich? Dieses … Mistvieh! Was glaubte er wer er war? König?! Ein absoluter …!
Mit dem Begriff »Haustier« hatte er so mal eben jeden kleinen Funken zerstört, der eventuell noch da gewesen war, um ihn doch nicht so suspekt zu finden. Haustier! Wo sind wir denn hier? Im Streichelzoo?! Blöder Drache! Dem werde ich eines Tages sein viel zu großes Maul stopfen! Oder ich »raube« ihm noch mehr seines Feuers, damit er nur noch auf Sparflamme lief und klein und mickrig wurde und … Oh, was für ein Ekel! Aufgeblasener Schnösel! War ich froh, sobald ich den nicht mehr ertragen musste.
Besser die Hexe als DER!
Ich starrte ihm in seine kaltblütigen Augen und schauderte. Es war der falsche Weg gewesen. Ich hätte Dradarkos Hilfe nie verlangen sollen.
Ich mein, konnte ich sicher sein, dass Drachen keine Ungetüme waren wie in den Geschichten? Kaltblütig waren sie auf alle Fälle.
Aber was war,
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