Golem - Schicksalstraeger
meine Vergangenheit dazu bereit gewesen, dich ihr in den Weg zu stellen?«, fragte ich mit hohler Stimme. Edoron schüttelte den Kopf.
»Ich denke nicht«, flüsterte er kopfschüttelnd.
»Dann war‘s ja richtig so«, sagte ich, schluckte und versuchte mich selbst zu überzeugen.
»So lange sie nur nichts von dem Plan erfährt und damit natürlich auch von den anderen. Sie wird sich ohnehin wundern, was du die ganze Zeit treibst oder nicht?«
»Nein, sie weiß es. Sie selbst hat mich hergeschickt, um dir verwendbare Informationen zu entringen. Ich werde nicht verhindern können, dass sie sie bekommt …«
»Und was genau will sie von mir?«
»Wissen wo der Splitter ist, da das Orakel ihr zu verstehen gab, dass jener mit dem Splitter zu ihrem mächtigsten Verbündeten wird.«
»Aber ich weiß nicht, wo er ist«, sagte ich ehrlich.
»Ich weiß, jedoch wird sie das ganz anders sehen. Denn das Orakel sagte ihr auch, du würdest sie zu diesem Typen führen.«
Wieder schwiegen wir in unangenehmer Stille. Ich mochte gar nicht daran denken, was mich da erwartete …
»Brauchst du noch etwas?«, fragte Edoron. Ich schüttelte den Kopf.
»Es tut mir leid«, sagte er, während er sich zum Gehen abwandte. Das konnte ja heiter werden! Wenn die Hexe von meiner Vergangenheit erfuhr, würde sie mich diese vielleicht wieder und wieder erleben lassen. Ich sah keinen Weg wie ich das packen sollte und ich wusste auch nicht, wie ich meinen Kopf aus dieser Schlinge ziehen sollte.
Oskar , rief ich ihn leise in meinen Gedanken.
Ich hab’sss gehörrrt … , antwortete er mir nachdenklich.
Was mache ich jetzt?
Ich hörte Oskar seufzen.
Dasss wasss du schon vorrr einerrr Ewigkeit hättest tun müsssen: Abschließen. Esss warrr nie deine Schuld und wo keine Schuld issst, gibt esss nichtsss, wasss man zu fürrrchten hat.
Das ist unmöglich! , fuhr ich verzweifelt auf.
Ich hoffe nicht , antwortete er mir. Ich kann dich davorrr nicht schützen, Kaliß. Diesesss Mal issst esss an dirrr. Und bisssherrr hassst du deine Sache doch prrrima gemacht. Du hassst Edorrron überrrzeugt.
Ja, und für welchen Preis? , fragte ich bitter.
Fürrr den Prrreisss, den dich deine tatsächliche Frrreiheit vorrr dirrr selbst kostet.
Ich kroch auf das Lager und hoffte inständig, dass Silvia mir aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen nicht begegnen würde.
Oskar hatte Recht, aber ich fühlte mich nicht bereit. Und so nagte einmal wie so oft die Angst an mir und zermürbte mich wie eine Krankheit.
Ich hatte jegliches Gefühl dafür verloren, wie oft die Hexe mich den Tod meiner Eltern hatte wiedererleben lassen. Ich wusste nur, dass es nie einfacher wurde und die Bilder und Geräusche verloren nichts an ihrer Intensität oder dem Schrecken.
Waren es Stunden, Tage, Wochen oder Jahre, seit denen ich die schlimmsten Momente meines Lebens wieder und wieder durchleben musste?
Zu Anfang hatte sie mich gefragt, wo der Splitter wäre. Wahrheitsgemäß hatte ich ihr geantwortet. Seither brabbelte ich die Worte mechanisch runter: »Ich weiß es nicht.«
Ich wusste nicht einmal, ob die Hexe mich noch weiter malträtierte oder, ob ich inzwischen von selbst wieder und wieder in meine Vergangenheit glitt. So klug der Rat von Oskar auch gewesen sein mag, wurde mir doch deutlich vor Augen geführt, dass ich dieses Ereignis nicht einfach so abschließen konnte.
Wenn ich nur wüsste, wo dieser verdammte Splitter war! Ich würde es Silvia sofort verraten.
»Silvia es ist genug! Du bringst ihn noch um!« Silvia lachte gehässig.
»Du bist ganz schön weich geworden, Medon. Ich habe noch nie gehört, dass jemand vor Erinnerungen umgekommen ist. Außerdem entscheide ich allein wann Schluss ist.«
»Aber - «, wollte Edoron, dessen Name einst Medon gewesen war, einwenden.
»Was haben die Jahre ohne mich nur aus dir gemacht?!«, fragte Silvia und starrte ihm kalt ins Gesicht.
»Hast du vergessen wer ich bin? Deine Schwachstelle kenne ich nur zu gut, mein Lieber. Vielleicht solltest du dankbar sein, dass ich so gut zu dir bin. Und wenn du so weiter machst, werde ich dir deine Schwachstelle vor Augen führen und dich daran erinnern wie gut ich zu dir bin.«
Edoron neigte unwillig das Haupt.
»Jawohl, sehr gerne Herrin. Jetzt, Herrin?«
»Nein, du Trottel! Siehst du nicht, dass ich besch … DU!« Silvia schüttelte in purer wutentbrannter Empörung ihren Kopf, als sie merkte, was Edoron versucht hatte zu tun.
»Du wirst nicht ungeschoren davonkommen,
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