Golem - Schicksalstraeger
sagte.
»Das bezweifle ich.«
»Was dann?«
»Kleiner, du hast mir erzählt, dass Esra dich verändert hätte und, dass du in der Zeit deiner Abwesenheit hauptsächlich irgendwelche Bücher gewälzt hast?« Ich nickte.
»Dann denke über das nach, was du weißt, denn alles sollte ich dir besser nicht beantworten.« Ehe ich darum bitten konnte, kam Skorn mir zuvor: »Und da werde ich dir gegenüber auch keine Mutmaßungen anstellen. Glaub mir, es ist besser so.«
»Aber Skorn? Ist das hier …«, ich wies mit der Hand meinen Körper entlang, »auch bei der Ruine mit mir passiert?«, fragte ich, nur um wirklich sicherzugehen. Skorn nickte.
»Und wie wurde ich dann wieder zu dem was ich bin? Ich dachte es hätte an der Musik gelegen.« Mannomann, am liebsten hätte ich mir auf die Zunge gebissen. Dummerweise tat ich das auch.
»Au!«, Reflexartig zuckte meine Hand gen Mund. Ein komischer Geschmack breitete sich darin aus. Ich schaute Skorn verdattert an.
»Blut, schmeckt salzig und nach Eisen.« Natürlich kam er gleich darauf wieder auf das alte Thema zu sprechen:
»Wie du wieder ein Brocken wirst, solltest du auch selbst herausbekommen, aber was für eine Musik?« Bei dem letzten Wort war sein Gesicht tierisch ernst geworden. Die Stirn hatte sich gekräuselt, die Augen zusammen gezogen und zu Schlitzen geformt. Ein Schatten huschte flüchtig über seine Züge. Von meiner Perspektive aus konnte ich seine Mimik wunderbar beobachten. Der Schatten jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken.
»Kleiner, was für eine Melodie?«
»Warum ist das so wichtig?«
Skorn legte den Kopf schräg und sah ziemlich besorgt drein.
»Na gut, dann anders: Wenn es eine Melodie war, die wie eine Sprache klang, ist es wichtig, denn dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass es die Hexe selbst war, sehr hoch. Wenn es die Hexe war kann es verschiedene Bedeutungen haben unter anderem die, dass die Hexe ihr Kräfte wieder in sich bündelt.« Ich schluckte und merkte, dass mein Mund ganz trocken geworden war.
»Oder …«, ich fühlte mich nicht wohl dabei Skorn jetzt damit zu konfrontieren, aber es wollte gesagt werden um endlich eine Erklärung für Skorns Fluchresistenz zu finden. »… durch die Adern von einem von uns fließt das Blut von einem aus ihre Anhängerschaft.«
»Oder das«, bestätigte Skorn mir, ohne jedwedes Gefühl und mit emotionslosem Gesicht.
»Ist das der Fall?« Ich begegnete nichts außer diesem leeren Gesicht und Stille.
»Du hast gesagt, ohne Minchen wäre alles anders gelaufen.«
Skorn nickte schließlich kaum merklich.
»Ein Vorfahr meines Vaters stand als Tsurpa in ihrem Dienst. Und wenn du deshalb nun über mich urteilen willst, Golem, dann lass dir vorher sagen, dass dein Urteil vorschnell getroffen wäre.«
Nun war ich es, der schwieg. Oskar, schwirrte wieder dieser Name in meinem Kopf herum. Diesmal erinnerte ich mich aber auch an Tsurpa. Ich erinnerte mich an Tsurpa wie es sie heute nicht mehr gab. So wusste ich auf einmal, dass Skorn sofern er ein echter Tsurpa war von seinen Ahnen Erinnerungen geschickt bekommen hatte.
Sein Gesicht war jetzt keine leere Maske mehr. Es war hart und ernst und irgendwo dahinter versteckte sich Angst. Das konnte ich deutlich sehen, obwohl er es zu verstecken versuchte und gerade das machte ihn glaubhaft.
»Wenn es dir recht ist, Kleiner, würde ich mich gerne mal mit deiner Mentorin unterhalten und zwar möglichst bald.«
»Skorn, lass mich bitte runter. Am besten irgendwo, wo Erde ist«, wechselte ich das Thema. Ich wurde dort runtergelassen, wo ein Pflasterstein fehlte. Puh, fühlten sich meine Beine schlapp an und mein Körper zog und schmerzte sonderbar.
Nachdem ich das überwunden hatte, schloss ich die Augen und konzentrierte mich völlig auf den Strom. Er war hier, einige Gassen weiter. Etwas führte allerdings dazu, dass der Strom sich bei seiner Quelle verstärkte. Das konnte nur bedeuten, dass derjenige im Begriff war seine Kräfte zu gebrauchen.
Skorn lief schnellen Schrittes die Straßen entlang. Mich hatte er wieder in den Rucksack verfrachtet, wofür ich überaus dankbar war.
Dort kuschelte ich mich in die Kleider, und als ob ich heute noch nicht genug Neues erlebt hätte, nahm ich die verschiedenen Stoffe, um herauszufinden wie sich die unterschiedlichen Stoffe auf der Haut anfühlten. Den angenehmsten riss ich mir unter den Nagel und baute mir daraus ein bequemes Bett.
Im Bett musste ich wieder und wieder an die ganzen Veränderungen und
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