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Golem - Schicksalstraeger

Golem - Schicksalstraeger

Titel: Golem - Schicksalstraeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline S. Brockmann
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musste wohl Sykoras Vergangenheit sein, dachte ich und betrachtet die beiden Parteien bang.
    »Du Schützt sie! Ich bin dein Bruder –«
    Ich presste mir die Hände auf die Ohren und begann ein Lied anzustimmen. Ich wollte eigentlich auch die Augen zukneifen, da ich mich ernsthaft fragte, was ich in ihrer Vergangenheit zu suchen hatte, aber etwas hielt meinen Blick wo er war und auch mich wo ich war. Die beiden Männer keiften sich noch einen Moment lang wütend an, dann rückte hinter dem Ankläger ein ganzer Trupp Tsurpa an.
    Ich sah wie die Mutter Sykoras ihre Tochter hastig an sich riss und versuchte mit ihr heimlich zu verschwinden. Aber Sykora reckte ihre Hände in Richtung ihres Vaters und sagte weinend etwas.
    Eine furchtbare Ahnung was geschehen würde, machte sich in mir breit. Ich sah die Tsurpa mit erhobenen Waffen und einem Kampfschrei auf den Lippen losstürmen. Gerade sprang einer mit hoch erhobener Waffe auf Sykoras Vater zu, um ihn zu töten, doch in jenem Moment stoppte das Bild.
    Zögernd zog ich die Hände von den Ohren. Alles war still.
    Mir fröstelte. Zitternd betrachtete ich Sykoras Vergangenheit; dieses erstarrte Bild, bei dem man genau wusste, was passieren würde und atemlos erwartete, dass diese grausame Szene weiterlief. Doch selbst ohne den Fortlauf wusste ich, wo dieses Schreckensschauspiel enden würde. Und obwohl die Gestalten eher geisterhaft wirkten, nahm das den Bildern keinen Deut ihrer Kraft.
    Am Rande nahm ich wahr, dass jemand mir die Hand gereicht hatte und den Kopf gegen meinen Arm lehnte. Mit großer Mühe riss ich meinem Blick von Sykoras Vergangenheit los und sah hinab.
    An meiner Hand hing ein kleines Kind, bei dem ich nicht wusste, ob es ein Junge oder Mädchen war. Nach einem Moment sah es mit traurigen, großen Augen auf. Es hatte knall buntes Haar, das mich stark an Prophets Federkleid erinnerte und wache, warme und ebenfalls bunte Augen, freche Sommersprossen auf den Wangen und eine schmale Zahnlücke zwischen den Schneidezähnen.
    »Das muss aufhören«, sagte es seufzend, aber vollkommen überzeugt. Diese Schwermut passte so wenig zu diesem Kind wie die Härte und Entschlossenheit, die in dessen Stimme mitschwangen. Es presste sich vollends an mich.
    »Wer bist du?«, fragte ich irritiert. Das Kind kicherte ein helles, frohes Lachen, das ihm viel besser stand, als der vorherige Ausdruck. Es blickte mich verschmitzt an und grinste. Es wog den Kopf nachdenklich hin und her und meinte dann:
    »Du kennst mich sehr gut.«
    Ich legte die Stirn kraus und dachte angestrengt nach. Mir fiel, wie schon von Vornherein, nur Prophet ein.
    »Prophet?!«, fragte ich unsicher. Das Kind blies amüsiert die Backen auf und prustete lautstark sein kindliches Lachen aus. Es schüttelte vehement den Kopf und hielt sich den Bauch.
    Es sah mich immer noch lachend mit funkelnden Augen an. Nachdem es sich wieder gefangen hatte, wurde es abermals Ernst, was wieder nicht zu dem Kind passte. Einen Moment lang sah es mich schweigend an, dann nahm es wieder meine Hand und sagte.
    »Es wird aufhören, …« Ich merkte wie es zögerte und mich durchdringen ansah. Dann schüttelte es den Kopf, als beantworte das die Frage in seinem Kopf.
    »… Golem«, schloss es. Sein Blick harrte erwartungsvoll auf mir. Dann wandte es sich schulterzuckend um und meinte:
    »So oder so.«
    Es sah sich ein letztes Mal zu mir um.
    »Prophet«, lachte es kopfschüttelnd und löste sich auf, während dieses schöne, unbeschwerte Gelächter noch immer in meinen Ohren hallte.
    Auch die schreckliche Szene aus Sykoras Vergangenheit und das Nichts verblassten. Wie dichte Nebelschwaden die vergingen wurde meine Sicht wieder frei für das Hier und Jetzt.
    Ich schaute betrübt zu Sykora, jemanden der dauerhaft an schwerer Atemnot litt und an den eigenen Tränen ertrank. Den Tränen aus dem das Meer der Trauer gemacht war.
    Ich verstand Sykora. Warum? Und warum hatte ich ihre Vergangenheit gesehen und wer war der Buntschopf gewesen, der mich an Prophet erinnert hatte? Keine Ahnung. Vielleicht lag es am Strom. Vielleicht machte er Sykora für mich gläsern und dieses Kind war nur … Ich wusste es nicht.
    Wohl hatte mich dieser Einblick in Sykoras Leben auch einen Moment im Jetzt verpassen lassen. Denn kaum, dass ich das Geschehen wieder wahrnahm, sprang mir der grimmig schauende Tsurpa mit gezückter Waffe entgegen.
    Er schubste Sykora mit angewidertem Kopfschütteln beiseite und preschte auf mich los. Ich rührte mich nicht,

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