Golem - Schicksalstraeger
Leder. Ich sah mich um. Skorn hatte bereits einen Laubhaufen für mich aufgeschichtet auf den ich mich setzte.
»Draufstellen«, sagte er schlicht. Ich tat wie mir geheißen. Danach begann er mit einer groben Nadel und festem, dicken Garn zu nähen. Wieder und wieder sollte ich mich drauf und reinstellen. Die Zeit strich vorbei und abgesehen davon, dass Skorn sich hin und wieder um den Tsurpa kümmerte, nähte er nur.
Irgendwann sagte er mir dann, ich solle mich schlafen legen. Dankbar rollte ich mich zusammen.
Für den Splitter hatte ich Skorn ein Stück Stoff gemopst, ihn darin eingewickelt und behielt ihn dann in meiner Hand. Dort würde niemand darauf stoßen.
Nach allem, was ich von diesem Tor wusste, war es mir lieber, wenn niemand zufällig dessen Splitter fand. Zum einen, weil ich es nicht für sicher hielt, zum anderen wollte ich aber auch nicht, dass jemand von meinem Handeln in der Stadt erfuhr. Ich war mir meiner einfach nicht mehr sicher und ich schämte mich.
Als ich wieder erwachte, war Skorn doch tatsächlich mal am Ratzen. Meine Schuhe standen vor meinem Lager. Sie waren sauber und gut verarbeitet und sahen so aus, als würde ich sie nicht gleich kaputt machen. Ich schlüpfte hinein und lief ein paar Schritte.
Viel besser! Ich hätte nicht erwartet, dass es solch einen Unterschied machte. Ich rekelte und streckte mich. Lief herum und blieb dabei so leise wie möglich, denn ich dachte mir, dass Skorn sonst sicher aufwachte und ich gönnte ihm seinen Schlaf.
Der andere Tsurpa lag unweit von Skorn entfernt. Ob er wohl schon mal die Augen geöffnet hatte?
Ich zuckte mit den Achseln. Was sollte ich mit dem anstellen? Skorn wäre nicht begeistert, wenn ich ihn mitnehmen wollen würde. Und falls Sykora sich blicken ließ, wäre sie garantiert seiner Meinung. Aber in dem Zustand könnte ich ihn auch nicht zurücklassen.
Ich kniete mich neben ihn und sah ihm das Fieber an. Die Wunden hatte Skorn gut versorgt. Auch im Allgemeinen glaubte ich, dass Skorn diesem Mann das Leben gerettet hatte. Weshalb sollte er also darauf bestehen, dass wir ihn zurückließen? Immerhin wäre das fast sicher das Ende dieses Tsurpa. Warum sollten wir ihn also erst retten, um ihn dann doch sterben zu lassen?
Aber vielleicht wollte Skorn auch nur Informationen und ihm war das Leben von diesem Mann gleichgültig.
Hatte Skorn diesem Tsurpa aus der Stadt nicht auch erst seine Hilfe verweigern wollen? Hmm …
Ich trottete genüsslich durch die Gegend. Das hatte ich schon lange nicht mehr gemacht. Es war eine gute Idee einfach unbekümmert zu trotten.
Ich versuchte nicht an das zu denken, was wohl vor uns lag und auch nicht daran, dass ich mich gerade ziemlich unachtsam verhielt. Ich brauchte es für mich zu trotten. So wie sonst, vor allem jetzt nachdem sich in so kurzer Zeit so viel zugetragen hatte.
Ich schloss die Augen und sog die herrliche Luft ein, hörte die Vögel singen und streifte mit den Händen sanft über die niedrigen Blätter von Bäumen und hohen Sträuchern. Oh, wie hatte ich mich vermisst! War mir gar nicht bewusst gewesen, wie weit ich seit einiger Zeit von mir selbst entfernt gewesen war.
Prophet flatterte freudig auf meinen Finger und sah mich an als wollte er sagen: Schön dich wiederzusehen, alter Freund. Ich lächelte ihn an.
Gut, ich war wohl nicht gerade recht geraten, um irgendwelche schicksalhaften oder gar prophetische Wege zu gehen, doch irgendwer schien wohl gesehen zu haben, dass ich es dennoch täte.
Und mir war gleich, was Skorn dabei dachte, ich würde diesen fremden Tsurpa mitnehmen. Was Sykora betraf, so hatte Skorn vermutlich recht. Sie war, obschon sie mit uns gegangen war, extrem scheu. Das brauchte Zeit keine Überredungskunst.
Und ich spürte sie in meiner Nähe. Nicht durch meine Füße, die waren ja wunderbarer Weise gut verpackt, aber meine anderen Sinne nahmen sie schon sehr genau wahr. Ich wusste, dass mich diese junge Frau beobachtete.
Ich ließ mir nichts anmerken. Stattdessen schöpfte ich Wasser aus einem kleinen freudig gurgelnden Bach, der zwischen Bäumen und Sträuchern verlief. Darin schwammen ein paar lilagelbe Spuckfische mit großen ausladenden Flossen und grünen Bärten an ihrem Mund. Gleich zur Begrüßung bespuckten sie mich mit Wasser. Ich lachte verzückt. Putzige Kerlchen, dachte ich. Ich schichtete etwas Laub auf, ließ mich dort nieder und beobachtete sie.
Es hieß, dass sie Wassermagie wirken konnten und die Gewässer sauber hielten. Wassermagie
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