Golem - Schicksalstraeger
brauchte nur äußerst wenig davon, sofern es von guter Qualität war. Problematisch wurde es nur, wenn der Wind es fortblies.
Ich wusste, dass keine Zeit zum Zögern blieb. Also griff ich vorsichtig in den Beutel mit dem silbrigen, feinen Staub. Ich brauchte nur ein kleines Häufchen, Skorn und Sykora jeweils nur eine Prise.
Ich sah Skorn und Sykora förmlich unsichtbar werden. Dann bemerkte ich, dass das Mobiliar wackelte, als würde jemand daran vorbeilaufen. Ich war mir sicher, dass es Sykora war, denn sie zog rasch noch einen Lederbeutel hervor und verstaute ihn. Nochmals wackelte der Kram und schließlich warf Sykora alles unachtsam wieder irgendwie hin.
Meine Aufmerksamkeit galt den herannahenden Männern. Ich drückte mich durch den Türrahmen und spähte ihnen entgegen.
»Habt ihr es so bei Kleinem mal?«, fragte ich nervös flüsternd. Ich spürte, wie sich zwei Menschen sich an mir vorbeischoben und da sah ich auch schon die Tsurpa heranhasten.
Wir flohen in entgegengesetzter Richtung, tiefer ins Armenviertel.
Komisch, ich spürte Sykoras Strom durch die schmalen Fugen im Pflaster. Er hatte sich mit etwas von Skorn verbunden und wurde mit einer markanten Note versehen. Unverkennbar.
Es war zwar nicht geplant gewesen uns gegenseitig nicht sehen zu können, und dennoch lief alles richtig.
Es war ein verflucht gutes Spiegelpulver. Das Beste von dem ich je gehört hatte. Es ließ sogar unsere Schritte soweit verstummen, dass nicht einmal ich sie noch hörte. Hätte ich nicht den Strom, hätte ich aufgrund dessen unlängst Skorn und Sykora verloren. Die beiden waren dicht beieinander. Das verriet mir der Strom. Er war stärker als je zuvor.
Ich stellte mir die Frage, weshalb Sykora überhaupt so bereitwillig mit uns ging. Doch sie schien mir ohnehin recht wechselhaft zu sein. Ich meine in so kurzer Zeit hatte ich sie unendlich wütend und böse, verwirrt und hilflos und amüsiert erlebt. Sollte mir das zu denken geben? Oh ja!
Sykora war irgendwie instabil. Sie konnte gleich eines Kartenhauses zusammenklappen und andererseits so schnell wieder auf den Beinen sein. Was war sie? Eine Gewitterhexe? Diese Zauberinnen fielen von einer Emotion direkt in die nächste, waren launisch und wechselhaft. Aber Gewitterhexen hatten andere Fähigkeiten als Sykora. Sie beherrschten, wie ihr Name schon erahnen ließ, das Wetter. Und das, was Sykora in dem Haus getan hatte, hatte rein gar nichts damit zu tun gehabt. Es war eine mentale Fähigkeit, die sie gezeigt hatte. Eine Fähigkeit mittels Verstand und Willen jemanden zu töten. Nicht auf körperlicher Basis so wie es mittels Hagel oder Blitzen geschehen wäre.
In meinen Gedanken verstrickt verlor ich schnell die Orientierung. Und ich will nicht sagen, dass ich trödelte, doch ließ ich Skorn und Sykora vorlaufen. Ich selbst hielt ich an.
Hier im Herzen des Viertels der Habenichtse war ein zweiflügeliges Tor.
Eindrucksvoll und mächtig ragte es unter all dem schäbigen Drumherum hervor. Es war eine filigrane Arbeit bestehend aus Diamant, Gold und dem milchig durchsichtigen Stein der Regenbogenberge, aus dem auch Skorns Diamantklinge gemacht war.
Ein Tor das einladend strotzte. Alles an diesem Ding weckte die Habgier und dennoch war es nicht einem Armen eingefallen sich etwas davon zu stehlen.
Das Tor war verschlossen und meinem Eindruck nach zu urteilen war es das schon sehr lange. Und es war alt, sehr alt. Nur so aus Neugier, betastete ich sanft das Material. Es klang wie wundervolle Musik unter meiner Berührung.
Wieder spürte ich diese uralte Vertrautheit. Ich zuckte zusammen. Es gab nur eine, die je so viel Prunk verwandt hatte. Nur eine die jemals mit ihrem Können gespottet hätte: Dieses Tor war das Werk der Hexe!
Wie konnte jemand so abscheuliches etwas so vollkommenes und makellos Schönes erschaffen?
Obzwar es mir klar war wessen Arbeit dieses Tor war, konnte ich nicht widerstehen. Ich brachte es noch einmal zum Klingen. Lauschte vertieft der Melodie. Es war nicht richtig. Aber es war auch falsch dem zu entsagen, was mir so vertraut erschien. Dieser Moment gehörte nur mir. So wie ein Moment eines Kindes in den wärmenden Armen seiner Mutter. Er gehörte mir.
Ich setzte mich auf den Boden und lehnte mich an das Tor; ließ mich einlullen von seiner Musik; ganz und gar mein !
Im Gegensatz zu allen anderen, wagte ich es schließlich, mir einen einzelnen, winzig kleinen Bogen aus dem Tor herauszubrechen. Ich schnipste dagegen und es erklang wieder
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