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Golem - Schicksalstraeger

Golem - Schicksalstraeger

Titel: Golem - Schicksalstraeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline S. Brockmann
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kaum etwas von dem, was sie mir da erzählte. Es war aber auch nicht sehr wichtig. Es tat einfach gut, jemanden reden zu hören.
    »Was ist sonst …?« Zu viel gesprochen, meine Stimme versagte. Silvana hatte mich aber trotz der mangelnden Ausführung verstanden und begann einfach zu erzählen. Sie redete mich zurück in den Schlaf.
    Als ich das nächste Mal erwachte, fühlte ich mich bedeutend besser. Konnte mich sogar unbedenklich aufsetzen und wurde sofort von einem freudigen Quieklaut empfangen. Sykora kam freudestrahlend auf mich zu.
    »Golem! Endlich erwisch ich dich wach! Wie geht es dir? Fühlst du dich besser? Ich hab mir ja solche Sorgen gemacht!« Sie umarmte mich vorsichtig, als könnte ich gleich zerbrechen und ich muss schon sagen, als Mensch erschien mir auch alles unsicherer. So als könnte ich tatsächlich zerbrechen.
    »Mir geht’s besser«, entgegnete ich ihrer Frage, als sie mich wieder losließ. Sie sah ernsthaft erleichtert aus. Stellte viel zu viele Fragen und, um ihrer stürmischen Art Herr zu werden, ließ ich sie lieber erzählen, was sie so alles erlebt hatte. Es haute mich glatt um, dass Skorn ihr Tsurpa war. Und, dass sie ihn beinah getötet hatte, raubte mir den Atem. Einfach unheimlich!
    So viel war geschehen. Ich wäre gerne dabei gewesen. Aber vielleicht hätte ich ja selbst eines Tages die Chance, auch so einen Bund einzugehen. Sykora war inzwischen nämlich begeistert davon und pries es an wie Marktschreier seine Waren.
    Nachdem ich mich kräftig genug fühlte, stand ich wackelig auf und von allen Seiten wurde mir sofort Unterstützung angeboten, um die ich zwar verlegen war, doch ablehnen mochte ich sie heute nicht.
    »Wir sollten jetzt zur Königsstadt«, meinte ich und erntete prompt leises Gelächter. Frei nach dem Motto: In deinem Zustand?!
    »Gehst gerade nirgends hin, außer zurück in den Feenwald, Kleiner. Da ist es sicher und du kannst dich auskurieren.« Ich sah Skorn entgeistert an. Wir hatten so viel Zeit vergeudet nur durch meine Achtlosigkeit. Das wollte ich wettmachen, aber alle anderen schienen komplett dagegen, also blieb mir keine andere Wahl. Vielleicht auch gar nicht so schlecht, da ich mich, wie mir erzählt wurde, ans Menschsein gewöhnen dürfte. Tolle Suppe!
    Super gemacht, Brocken! Echt! Dafür bekam ich bestimmt keinen Orden. Sicherlich ärgerte sich das Schicksal jetzt, ausgerechnet mich ausgewählt zu haben. Vorausgesetzt Schicksal konnte sich ärgern.
    Kopfschüttelnd stand ich da. Wie dumm ich doch gewesen war!
    Ich spürte den Blick von Boris, so hieß der Drache, der sich mir endlich vorgestellt hatte, ohne mich abermals zu erschrecken.
    Drachenreiten sollte ich nun. Alle hielten die Fischpforte für mich für keine gute Idee, da sie wohl etwas turbulenter war und ich das vermutlich noch nicht gut abkonnte. Skorn würde mich begleiten und die beiden Hexen würden die Fischpforte nutzen – inzwischen wusste ich auch, was eine Fischpforte war.
    Sie hatten mich vor dem anderen Tsurpa gewarnt oder vielmehr versucht mich darauf vorzubereiten. Wohl, damit ich mich nicht erschreckte, aber allein die Nachricht, dass der Namenlose seine Hülle verloren hatte, und in seinem Körper nun der Tsurpa der dunklen Hexe namens Diego steckte, machte mich bang.
    Mulmig war mir zumute, als Boris abhob. Er hatte versprochen, dass der Flug ruhig und angenehm werden würde. Außerdem behauptete er doch glatt, nur weil er weiß war, dass zufällige Beobachter ihn für eine Wolke halten würden. Ich hoffte nur, dass diese »Tarnung« nicht aufflog. Ansonsten wäre Silvanas und mein Heim nicht mehr sicher.
    Doch alles Schlechte blieb irgendwie unten am Boden zurück, während ich durch die Luft flog. Gewöhnlich war ich sehr verwurzelt mit dem Boden, vermutlich schon alleine, weil ich mein Leben lang in Stein gehüllt gelebt hatte. Aber die Luft gefiel mir wirklich gut. So richtig! Das erste Mal, seit einiger Zeit, atmete ich richtig durch, und welche unsichtbaren Lasten auch auf meinen Schultern geruht haben mochten, ohne dass ich mir dessen bewusst gewesen war, waren wie fortgeblasen. Weit weg, herrlich! Öffnete die Arme, ließ mich von der Umarmung des Windes Willkommen heißen.
    Ich beobachtete Vögel. Betrachtete den Boden weit unter uns. Alles war klein und wirkte unbedeutend und im selben Augenblick merkte ich, wie wichtig alles da unten war. Wie kostbar es für mich war. Die Bäume, Wälder, Felder, Menschen, Tiere … Ich liebte diese Welt! Kein Krieg durfte sie

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