Golem - Schicksalstraeger
sicher wusste, dass Pseiyun in Königsstadt war. Außerdem hatte ich erfahren, das Aidra, seine Tsurparin und Schwester, hier war. Die ganze Zeit über hatte sie uns beobachtet.
Wie in Trance zog ich meine Schuhe wieder an, nuschelte noch was von Pseiyun und Aidra und schlief ein. Genug erlebt für eine Nacht.
Trennung
Während ich mich erholte, schmiedeten die anderen Pläne. Dabei übergingen sie mich allerdings, was die Angelegenheit des Leihtsurpa betraf. So wie es aussah, waren ausnahmslos alle der Meinung, dass ich unbedingt einen bräuchte.
Alle außer Boris. Der hielt sich ganz gepflegt aus allem raus. War der Oberdrache, der mit den weltlichen Problemen nicht pfuschte, was aber, wie sein Handeln in der Vergangenheit gezeigt hatte, nicht zur Untätigkeit führte.
Als ich von den Plänen der anderen erfuhr mir einen Tsurpa an die Fersen zu heften, hatte ich eindeutig genug. Insbesondere, da mir die Aussicht eines permanenten Diego-Überflusses absolut sauer aufstieß.
Also beschloss ich, Boris um Hilfe zu bitten und in einer Nacht und Nebelaktion zu verschwinden. Prophet durfte mit und Boris. Skorn hatte viel zu viel mit seinen Kindern und mit Sykora zu tun. Diego musste ich echt nicht mitnehmen. Silvana wollte ich sicher hier im Feenwald wissen.
Außerdem hatte ich mir gesagt, dass ich Trunkfee anbieten würde, mich zu begleiten. Alle anderen waren aus dem Rennen.
Bevor ich aufbrach, besah ich mir nochmals den friedlichen Wald, genoss die Stille und sog die feuchte Morgenluft tief ein. Versuchte ein Stück Heimat mitzunehmen. Dort wo ich hinging, würde es all das schließlich nicht geben: Das Ascheland. Ein düsterer Ort, an den die Drachen sich zurückgezogen hatten.
Sack und Pack lud ich leise auf Boris Rücken und verschwand in der ansteigenden Morgenröte auf leisen Schwingen.
Ich glaubte nicht, dass irgendwer von meinem heimlichen Aufbruch begeistert war. Wahrscheinlich hielten sie mein Verhalten mal wieder für verantwortungslos.
Dachte, dass sogar Diego oder gerade er bitterböse darüber war. Warum war er auch so scharf darauf mein Leihtsurpa zu sein? Der führte doch was im Schilde!
Hatte selbst auch keinen Schimmer, ob ich das Richtige tat. Nicht zu Letzt auch, weil ich Silvana, nun ja, ich respektierte sie und auch ihre Kräfte … Das konnte Ärger geben, oh weih!
Sogar mit Boris als Fortbewegungsmittel brauchten wir Tage, um überhaupt erst das Reich der Könige und Herrscher zu verlassen. Dahinter folgte das Wilde Land, das an manchen Stellen an das Dunkle Land grenzte und an manchen anderen Stellen direkt vom Wilden Land ins Ascheland überging.
Im Wilden Land rasteten wir das erste Mal vernünftig. Die vorigen Tage hatte ich größtenteils auf Boris‘ Rücken zugebracht. Nur zum Essen und für etwaige andere geschäftlichen Erledigungen hatten wir gestoppt. Ich war heilfroh ein wenig länger auf festem Grund und nicht in der Luft zu verbringen.
Doch im Wilden Land gab es mehr als nur einen Grund für mich, um zu pausieren. Angefangen dabei, dass auch ein Drache seinen Schlaf brauchte, bis hin zu meiner Faszination für diesen Bereich der Welt. Hier erfreute sich die Magie nämlich noch des Lebens. Tsurpa hatten versucht sie auszutreiben, doch wie zum Trotz hatte dieses Land nur mehr magische Wesen ausgespuckt. Im Laufe der Zeit waren diese Wesen immer größer geworden, bis sogar die Tsurpa kniffen und von dannen zogen.
Aus dieser Zeit, so hieß es, stammte noch die Stadtschnecke, die völlig dreist noch heute das Reich der Könige und Herrscher vollschleimte und etlichen magischen und manchen nichtmagischen Rebellen eine Zuflucht war.
Wir landeten in einem dichten Sumpf. Hier war die Luft dick und nebelig, sogar im Himmel hatte man schon die Hand vor Augen kaum noch gesehen. Alles wirkte übermäßig grün und reichlich gigantisch.
Die Gegend bestand aus modrigem, immer feuchtem Boden, durchzogen von Wasser. Eingehüllt in Bäumen, die größer waren als alles was ich jemals gesehen hatte. Überall wuchsen Moos, krüppelige Büsche und Pflanzen, die nur aus tellergroßen Blättern bestanden. Grüne Schlingen hingen hier und da von den Ästen oder hangelten sich von Baum zu Baum. Es war ein Meer aus Grün, das sich über einen enormen Raum erstreckte, unüberschaubar. Und ohne Drachen vermutlich unüberwindbar. Aber sogar Boris hatte bei diesem Gebiet so seine Schwierigkeiten überhaupt zu fliegen, was dem Nebel zuzuschreiben war. Der erschuf eine gespenstische
Weitere Kostenlose Bücher