Golem und Dschinn: Roman (German Edition)
das für Maloof?«
»Natürlich«, sagte der Dschinn in einem Tonfall, der darauf schließen ließ, dass er Arbeely für ziemlich begriffsstutzig hielt. »Ich brauche mindestens noch zwei Tage, bis ich fertig bin. Ich habe eine Idee, wie man die Teile für die Wände mit der Decke verbinden kann, aber das muss ich erst noch ausprobieren. Ich will keine Schweißnähte. Eine Naht würde die Wirkung ruinieren.« Er schaute Arbeely genauer an. »Ist der Hut neu?«
Arbeely hörte kaum, was der Dschinn sagte; eine Sache erforderte seine ganze Aufmerksamkeit. »Du hast das
gesamte
Blech verbraucht?«
»So eine Decke ist sehr groß. Und ich brauche noch mehr. Wenn möglich heute Nachmittag.«
»Das ganze Blech«, sagte Arbeely tonlos und setzte sich auf einen Schemel.
Endlich bemerkte der Dschinn die Not des Mannes. »Gibt es ein Problem?«
»Hast du auch nur eine vage Vorstellung«, sagte Arbeely zunehmend zornig, »wie viel Geld du mich gekostet hast? Du hast den Blechvorrat für vier Monate verbraucht! Und wir haben keine Garantie, dass Maloof nächste Woche kommen wird. Und selbst wenn er kommt, wird er dieses Ding bestimmt nicht wollen – er hat nach Platten gefragt, nicht nach einem einzigen riesigen Teil. Wie konntest du …« Er fand keine Worte mehr und starrte auf den Blechteppich. »Blech für vier Monate«, murmelte er. »Das könnte mich ruinieren.«
Der Dschinn runzelte die Stirn. »Aber es wird funktionieren. Arbeely, du hast es dir noch nicht einmal richtig angeschaut.«
Der lähmende Schock machte Verzweiflung Platz. »Ich hätte es wissen müssen«, sagte Arbeely. »Du verstehst nicht, wie man ein Geschäft führt. Letztlich ist es mein Fehler. Es tut mir leid, aber ich muss unsere Vereinbarung überdenken. Vielleicht werde ich dich nicht mehr zahlen können. Allein die Einbußen wegen des Blechs.«
Der gekränkte Gesichtsausdruck des Dschinns verwandelte sich in Ärger. Er blickte auf sein Werk aus Blech und dann zu Arbeely. Zu wütend, um noch etwas zu sagen, griff er nach seinem Mantel, ging an Arbeely vorbei – der keinen Finger rührte, um ihn aufzuhalten – und verließ die Werkstatt mit einem lauten Knallen der Tür.
In der darauffolgenden Stille wägte Arbeely seine Optionen ab. Er hatte etwas Geld gespart; er könnte sich noch etwas leihen. Er würde nur noch Reparaturen annehmen, und die meisten Neubestellungen müsste er stornieren. Sein Ruf würde sich möglicherweise nie wieder erholen.
Er ging an dem Blechteppich vorbei – etwas an den Wellen und Falten forderte seine Aufmerksamkeit, aber er wollte sich nicht ablenken lassen – und ins Hinterzimmer, wo er rasch Inventur machte. Es stimmte: Das ganze Blech war weg. Auf den Regalen befanden sich nur kleine Stücke und unfertige Bestellungen.
Er kehrte in den vorderen Raum zurück, um sich noch einmal das vergeudete Blech anzusehen – vielleicht konnte er Teile davon für die Arbeit der nächsten Tage noch gebrauchen. Während er den Teppich betrachtete, filterte Licht aus dem hohen Fenster die staubige Luft und fiel auf den Blechteppich, hob die Erhebungen und Schrägen hervor, erfüllte die kleinen Vertiefungen mit Schatten. Und plötzlich realisierte Arbeely mit einem schwindelerregenden Schock, was der Dschinn erschaffen hatte: das Bild einer weiten Wüstenlandschaft, aus der Luft gesehen.
Es war kein guter Tag, um Eiscreme zu verkaufen.
Wind und Graupelschauer hatten nachgelassen, aber auf den Gehwegen lag gefrorener Schneematsch und blendete im fahlen Licht Mahmoud Salehs Augen. Gewissenhaft zog er seinen kleinen Wagen von Restaurant zu Café, klopfte an eine Tür nach der anderen, löffelte sein Eis in jeden Behälter, den man ihm hinhielt, und steckte die Münzen ein, die er dafür bekam. Er zweifelte nicht daran, dass sein Eis sofort im Mülleimer landete, denn wer würde an einem Tag wie diesem Eis essen? Er hörte die kaum unterdrückten Seufzer und das beredte Schweigen der Besitzer, das gemurmelte Gott-sei-mit-dir, das mehr nach Aberglauben als nach Höflichkeit klang, als wäre Saleh ein ungezogener Geist, der beschwichtigt werden musste.
Er zog den schmutzigen Mantel fester um sich und war schon fast bei Maryams Kaffeehaus, als die Straße von einem zweiten Sonnenaufgang erhellt wurde. Verdutzt hielt er sich eine Hand vor die Augen.
Es war der Mann, der glühende Mann! Er kam aus einer Kellerwerkstatt, seine Miene wutentbrannt. In einer Hand hielt er seinen Mantel. Nur ein dünnes Hemd und eine
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