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Golem und Dschinn: Roman (German Edition)

Golem und Dschinn: Roman (German Edition)

Titel: Golem und Dschinn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Wecker
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er die Hand wegschlagen, doch seine Arme gehorchten ihm nicht. Er öffnete das andere Auge und blinzelte in ein grelles Licht.
    Der glühende Mann kniete vor Saleh. »Was machst
du
hier?«
    Lass mich in Ruhe
, sagte Saleh,
ich versuche zu sterben.
Es kam nur ein Krächzen heraus.
    Es folgten ein Ruf und entfernte aufgeregte Geräusche. Der glühende Mann zischte etwas Unverständliches. »Kannst du aufstehen? Nein – du bist zu langsam –«
    Nahezu mühelos beugte sich der glühende Mann vor und hievte Saleh über seine Schulter. Dann drehte er sich um und rannte los.
    Alle Hoffnung auf einen friedvollen Tod erlosch, während Saleh über der Schulter des glühenden Mannes hing und sein Kopf hin und her rollte und gegen seinen Rücken schlug. Das Haus verschwand, als der glühende Mann Saleh durch das Loch im Zaun zerrte. Saleh sah die Männer nicht, die ihnen folgten, aber er hörte ihre Schritte und ihre wütenden Schreie auf Englisch.
    Der glühende Mann rannte schneller, huschte in Seitenstraßen, bog links und rechts ab. Saleh baumelte über der Schulter des Mannes und schrie vor Schmerz auf. Für einen langen Augenblick verschwand die Welt. Als er die Augen wieder öffnete, war aus den Pflastersteinen Waldboden geworden. Die Luft roch nach kaltem Wasser. Bald erstreckte sich über ihnen offener Himmel, und unter den Schritten des glühenden Mannes befand sich der Kies einer Droschkenstraße – und dann waren sie wieder im Wald.
    Die Zeit streckte sich, wurde elastisch; und schließlich hob ihn der glühende Mann vorsichtig von seiner Schulter und lehnte ihn an etwas, was sich wie eine Holzwand anfühlte.
    »Bleib hier«, sagte der glühende Mann. »Beweg dich nicht.« Und dann war er verschwunden, leise Schritte entfernten sich.
    Saleh richtete sich an der Wand auf und schaute sich um. Nur wenige Zentimeter von seiner Nase entfernt befand sich ein staubiges Fenster. Dahinter sah er einen großen Lagerraum, in dem hölzerne Ruderboote in ordentlichen Reihen auf der Seite lagen, dicke Ketten waren durch die Dollen geführt. Er drehte den Kopf in die andere Richtung. Seine Sinne mussten ihn tatsächlich im Stich gelassen haben – oder er war schließlich doch gestorben und hatte es einfach nur nicht bemerkt –, denn vor ihm erstreckte sich ein Anblick von unglaublicher Schönheit. Er befand sich am Rand eines zugefrorenen Sees, der sich in alle Richtungen ausdehnte, sein Ufer geschwungen und dicht mit kahlen Bäumen bestanden. Auf der anderen Seite des Sees – er blinzelte und rieb sich die Augen, aber sie war noch immer da – schwebte eine große geflügelte Gestalt über dem gefrorenen Wasser. Ein Engel.
    Er lachte heiser auf.
Endlich.
    Doch der Engel rührte sich nicht. Er schwebte, als würde er warten. Und überlegen.
    Schritte und dann die Stimme des glühenden Mannes. »Sie suchen uns noch immer – kannst du gehen?« Aber er konnte nicht antworten, Dunkelheit überkam ihn.
    Er erwachte wieder, als der glühende Mann ihn auf die Füße stellte. See und Wald waren verschwunden; sie standen wieder auf einer Straße. »Du musst gehen«, sagte der Mann ungeduldig. »Es ist zu auffällig, wenn ich dich trage.«
    »Wo sind wir?«, krächzte Saleh.
    »Westlich des Central Park.«
    Saleh machte ein paar Schritte, auf den Arm des Mannes gestützt. Der Schmerz in seinen Beinen war unvorstellbar. Er würgte einmal, aber nichts kam heraus. Er sah, wie der glühende Mann angewidert das Gesicht verzog.
    »Wegen dir hätten sie mich beinahe erwischt«, sagte der Mann. »Ich hätte dich dort lassen sollen.«
    »Warum hast du es nicht getan?«
    »Weil du sie womöglich zu mir geführt hättest.«
    Saleh machte noch einen Schritt, und seine Beine gaben nach. Der glühende Mann fing ihn auf, bevor er auf der Straße aufschlug.
    »So geht das nicht«, murmelte der Mann.
    »Dann lass mich hier.«
    »Nein. Du hast mich einmal angesprochen, und heute bist du mir gefolgt. Ich möchte wissen warum.«
    Saleh schluckte. »Weil ich dich sehen kann.«
    »Ja, das hast du schon mal gesagt. Was soll das heißen?«
    »Mit meinen Augen stimmt etwas nicht«, sagte Saleh. »Ich kann niemandem ins Gesicht sehen. Außer dir.« Er blickte zu dem Mann, auf das flackernde Licht hinter seinen Zügen. »Du siehst aus, als würdest du brennen, aber außer mir scheint es niemand zu bemerken.«
    Der glühende Mann betrachtete ihn argwöhnisch und schweigend. Schließlich sagte er: »Und du siehst aus, als wärest du halb tot. Vermutlich

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