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Golem und Dschinn: Roman (German Edition)

Golem und Dschinn: Roman (German Edition)

Titel: Golem und Dschinn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Wecker
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entdeckten Formel, die weiterentwickelt wurde von …
    … sollte einundvierzig Mal wiederholt werden, um höchste Wirksamkeit …
    … Unterstützung für gute Gesundheit nach dem Fasten, sammle neun Zweige von einem Haselstrauch, jeder Zweig mit neun Blättern …
    … für eine verführerische Stimme, richte diesen Aufruf an den Engel des …
    … Steigerung der Manneskraft, mische diese sechs Kräuter und verzehre sie um Mitternacht, während du den folgenden Namen Gottes aufsagst …
    … spreche diesen Psalm, um teuflische Einflüsse abzuwehren …
    … eines Golems ist nur in Zeiten größter Gefahr erlaubt, und Achtsamkeit muss walten, um sicher zu sein …
    … wiederhole den Namen des Teufels und lasse jedes Mal einen Buchstaben weg, bis der Name auf einen Buchstaben geschrumpft ist, und gleicherweise wird der Teufel schrumpfen …
    … um die schädliche Wirkung zu beheben, die eine zwischen zwei Männern hindurchgehende Frau ausübt …
    … der aus sechzig Buchstaben bestehende Name Gottes ist besonders nützlich, er darf jedoch nicht im Monat Adar gesprochen werden …
    Seite um Seite eröffneten sich ihm die Geheimnisse längst verstorbener Mystiker. Viele waren unwiederbringlich verloren, abgesehen von ein paar Wörtern, doch manche waren ganz und unbeschädigt erhalten, wieder andere waren auf quälende Weise nur fast vollständig. Vor ihm breitete sich das verbotene Wissen aus, das nur den Frömmsten und Gelehrtesten zugänglich war. Seine Lehrer hatten einst angedeutet, dass ihm eines Tages Wunder wie diese zuteil würden; sie hatten ihm jedoch jeglichen Blick darauf verweigert mit der Begründung, dass er noch viel zu jung dafür sei. Wer einen der zahlreichen Namen Gottes, einen Zauber oder Exorzismus ausspreche, ohne ein reines Herz und gute Absichten zu haben, so hatten sie gesagt, riskiere, dass seine Seele in den Feuern der Gehenna schmoren werde.
    Aber die Feuer der Gehenna waren für Schaalman schon seit langem eine ausgemachte Sache. Wenn sie seine Bestimmung waren, dann wollte er bis dahin das meiste aus dem Leben herausholen. Irgendeine Kraft, ob göttlich oder teuflisch, hatte ihn hierher geführt und ihm unaussprechliche Geheimnisse in die Hand gegeben. Er würde diese Macht annehmen und sie für seine Zwecke nutzen.
    Die Seiten lagen spröde und leise knisternd unter seinen Fingern. Schwindlig, wie ihm vor Hunger war, hätte er schwören können, dass sie vibrierten wie eine gezupfte Saite.

Kapitel  5
    N ach ein paar weiteren Tagen Unterrichts in gereizter Atmosphäre entschied Arbeely, dass es an der Zeit war, den Dschinn dem Rest von Little Syria vorzustellen. Der Plan, den er dafür ausgearbeitet hatte, baute auf die Frau, die in gewisser Weise für das neue Leben des Dschinns in Manhattan verantwortlich war: Maryam Faddoul, die Kaffeehausbesitzerin, die Arbeely die Kupferflasche mit den Dellen zum Reparieren gebracht hatte.
    Das Kaffeehaus der Faddouls war berühmt dafür, dass dort der beste Klatsch des Viertels serviert wurde, eine Auszeichnung, die völlig der weiblichen Hälfte der Geschäftsführung zu verdanken war. Maryam Faddouls große Gabe waren zwei unschuldig dreinblickende braune Augen und der tiefe Wunsch, allen ihren Bekannten zu Glück und Erfolg zu verhelfen. Ihre mitfühlende Natur machte sie zur beliebten Zuhörerin für alle Kümmernisse; sie stimmte aus ganzem Herzen jeder Ansicht zu und erkannte die Weisheit jeden Arguments. »Der arme Salim«, sagte sie seufzend, »man sieht auf hundert Meter, wie sehr er Nadia Haddad liebt! Das merkt sogar ein Blinder. Es ist eine Schande, dass ihre Eltern nichts von ihm halten.«
    Und dann protestierte der Gast. »Aber, Maryam, erst gestern war ihr Vater hier, und du warst wie er der Meinung, dass Salim noch zu jung und nicht in der Lage ist, gut für eine Familie zu sorgen. Wie können da beide recht haben?«
    »Wenn unsere Eltern alle gewartet hätten, bis sie zum Heiraten bereit waren«, entgegnete sie, »wie viele von uns wären dann hier?«
    Maryam war eine Meisterin darin, Klatsch auf wohltätige Weise zu verbreiten. Wenn ein Geschäftsmann bei ihr Kaffee trank, eine Wasserpfeife rauchte und sich über seine zu kleine Werkstatt beschwerte – das Geschäft florierte, doch er brauchte mehr Platz für größere Aufträge! –, ging Maryam zu ihm, schenkte ihm mit einer kaum merklichen Bewegung ihres Handgelenks frischen Kaffee ein und sagte: »Du solltest George Shalhoub fragen, ob du seinen Mietvertrag

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