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Golgrimms wundersame Welt (German Edition)

Golgrimms wundersame Welt (German Edition)

Titel: Golgrimms wundersame Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schürmanns-Maasen
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und Gargoyles, Wasserspeiern und allen möglichen Bewohnern und Kreaturen der Finsternis selbst. Man konnte die Boshaftigkeit jenes Turmes förmlich spüren, sie sehen, ja, anfassen, fast konnte man glauben, jene Boshaftigkeit dort sei nicht nur offenkundig, sondern materiell vorhanden. Man konnte sie grinsen sehen und hämisch lachen hören. Man konnte förmlich spüren, wie das Böse dort hinter dem Rücken die Messer gegen das Gute in der Welt wetzte!
    Es war nur zu eindeutig für Servatius: Hier waren sie an der richtigen Adresse!
                  „Ssstoffel! Sssiegberrrt! Da issst derrr Turrrm desss bösssen Hexxxenmeisssterrrsss! Wirrr müsssen aufsssteigen!“ zischte Servatius sodann und flog höher, so hoch er konnte, um den Turm hoch droben dicht unter den Wolken zu erreichen.
    Bereits jetzt erblickte er dort ein kleines Fenster, aus dem Licht schien. Es war ein unheilvoll flackerndes Licht mit dem Charakter von bösartigen und hungrigen Flammen, die aus dem Fenster leckten und nach Nahrung schrien. Beinahe hätte sich Servatius am Himmel, welcher grundsätzlich sehr niedrig hing, den Kopf gestoßen, doch frühzeitig brach er den Steigflug ab und flatterte auf das helle Fenster zu.
    Stoffel vollführte einige ungelenke Pirouetten, die jedoch nicht beabsichtigt waren. Er stieg auf, sank, stieg wieder auf und flog teilweise auf dem Rücken. Sofort fuhr ihn Servatius an.
                  „Lasss endlich den Unsssinn, Ssstoffel! Verrrsssuch doch mal wenigssstensss etwasss mehrrr Prrrofesssionalität aussszzzussstrrrahlen!“
                  „Nicht meine Schuhuld, Chefchen! Turbulenzenehehe!“ quiekte Stoffel und seine Augen rollten schwindelerregend. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, das kann ich ihnen sagen!
    Servatius runzelte die Stirn, seine Augen verengten sich zu messerscharfen Schlitzen.
                  „Turrrbulenzzzen?“
                  „Warme Luft steigt nach oben, kalte Luft fällt nach uhuhunten! Tuhurbulenzehehen!“ pfiff Stoffels Stimme durch die Luft, während er ohne es zu wollen eine Kombination aus Schraube, Drehung und Looping vollführte, die ihm fast den Magen umdrehte.
    Dieser Satz war mit Abstand einer der Intelligentesten, die Stoffel jemals in seinem Leben gesagt hatte. Und wahrscheinlich würde er auch niemals wieder solch kluge Dinge sagen. Die wissenschaftliche Wahrheit seiner Aussage überraschte sogar ihn selbst, so dass er einige Minuten lang nichts mehr sagen konnte.
    Und nein, auch lachen konnte er nicht für diese Minuten. So verblüfft war er über die seltene Regung seines kleinen Fledermausgehirns!
                  Nach einigen harten Flügelschlägen war es Servatius und Stoffel gelungen, den Fenstersims zum Licht zu erreichen. Der Anführer der Fledermäuse sah sich suchend um, doch Siegbert erblickte er nicht. Stoffel sah sich ebenfalls um, aber eher hektisch, doch außer Finsternis um ihn herum, etwas Licht vom Fenster und einigen Wasserspeiern unter ihm, sah er nichts. Keinen Siegbert.
                  Dann erfüllte erschöpftes und angestrengtes Schnaufen die dunkle Nacht. Beide Fledermäuse auf dem Sims blickten herunter und da sahen sie ihr drittes Triomitglied.
    Siegbert schlug wild mit den kleinen Flügelchen, doch bedurfte es vielerlei Anstrengung für die dicke Fledermaus, seine runden Massen höher und höher zu tragen. Stoffel wälzte sich auf dem Sims auf dem Rücken und quiekte kichernd.
                  „Sihihiegbert! Du bist einfach zu fett fürs flihihiegen!“ jauchzte er und konnte sich beim Anblick seines flatternden Vetters kaum halten. Servatius schüttelte nur den Kopf.
                  Siegbert hingegen schien der Spott und Hohn von Stoffel einigen Antrieb zu verleihen. Er flatterte fester, Schweiß stand auf seiner Stirn und Meter um Meter stieg er höher und höher.
                  „Ich bin nicht fett!“ schrie er zurück. „Mein Körper bekommt nur mehr Gegenwind ab als deiner!“
    Dann passierte er die Wasserspeier, steinerne Kreaturen mit Flügeln und Hörnern auf der Stirn, und grüßte sie mit einem freundlichen „Guten Tag, die Herrschaften!“
    Als Antwort erntete er ein mürrisches  und versteinertes „Tach auch!“
                  Und immer höher stieg er. Er sah den Sims, er sah seine Vettern und dann, dann hatte er es endlich geschafft. Mit einem dumpfen Plumpsen landete er zwischen

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