Golgrimms wundersame Welt (German Edition)
Blick unter der Krempe des Hutes hervorschaute und die Anwesenden der Reihe nach eindringlich musterte. Dann spuckte der Fremde seinen Dauerlutscher auf den Boden und hob den Kopf.
„Ich bin der GunMan.“ flüsterte er mit rauer, heiserer Stimme und ein langsames, bedrohliches Gitarrensolo schwang in seiner Stimme mit in die Taverne hinein. Jeder kannte den GunMan.
Hierbei verhielt es sich genauso wie mit „der“ Golgrimm, nur dass es sich bei der Herkunft beim GunMan anders verhielt. Jeder kannte ihn, aber niemand wollte ihn wirklich kennen. Die meisten Wesen, welche eine persönliche Beziehung zum GunMan hergestellt hatten, waren tot. Und das hatte auch seinen Grund: Der GunMan war nicht irgendein Kopfgeldjäger, er war der beste aller Kopfgeldjäger. Sogar die anderen Kopfgeldjäger auf Notrak Husch hatten Angst vor ihm. Es hieß, er habe seine Mutter beim Henker abgeliefert, weil sie selbst nach der dritten Mahnung noch nicht ihre Miete bezahlt hatte. So fies war der GunMan, also Obacht! Atmen Sie nun beim weiterlesen möglichst flach und halten Sie sich im Hintergrund. Vermeiden Sie hastige Bewegungen und jede Art von Geräuschen.
Der GunMan wartete einige Sekunden und blickte durch die Taverne, um seine Worte einwirken zu lassen wie Waschpulver in verschmutzte Hemden.
„Ich suche Red Jack, den berüchtigten und bald ziemlich toten Piraten!“ flüsterte der er in gewohnt rauer und heiserer Stimme weiter. Alle schauten sich um. Alle außer... dem Mann neben Caleb, welcher nur aussah wie ein Pirat!
Dieser stürmte plötzlich drei Schritte vor, packte einen Tisch, an dem drei Händler Karten spielten und warf ihn nach vorn. Die Spieler kippten von ihren Stühlen und prallten zu Boden, zweiundsechzig Asse flogen umher. Der Mann, welcher nur aussah wie ein Pirat, nutzte die allgemeine Verwirrung, rannte zum Fenster und warf sich mit einem lauten „Harrrrrr!“ hindurch. Glas- und Holzsplitter flogen umher.
Blitzschnell zog der GunMan seine Pistolen und feuerte. Ohrenbetäubend fetzten die Schüsse Löcher in den qualmigen Dunst, rissen laut große Löcher in den hölzernen Rahmen des Fenster, durch das der Mann, der einfach nur aussah wie ein Pirat, geradeeben noch hindurchgesprungen war. Leise fluchend machte der GunMan daraufhin auf dem Absatz kehrt und stürmte aus der Taverne. Alles war wieder ruhig.
Zu ruhig!
Caleb spürte, wie jemand mit dem Finger auf ihn zeigte.
„He, dieser Halbling hat mit Red Jack, dem berüchtigten Piraten gesprochen! Er gehört bestimmt zu ihm!“ sagte dieser Jemand. Caleb starrte um sich. Alle anderen in der Taverne hingegen starrten ihn an.
„Nun, “ begann Caleb, „nur weil dieser Mann so aussah wie ein Pirat, muss das noch lange nicht heißen, dass er auch ein Pirat...“
„ERGREIFT IHN! UND SEINEN KÖTER!“ brüllte der Mob.
Caleb und Cedric III. sprangen auf und rannten zum Fenster, um mit einem spektakulären Sprung, der Dramatik zuliebe in Zeitlupe, durch das kaputte Fenster zu entkommen. Sie landeten hart auf der Strasse. Caleb sah sich um.
Am einen Ende der Gasse sah er Red Jack der mit weiten Schritten davonlief .
Ja, okay, er ist ein Pirat. Sie hatten ja recht!
A m anderen Ende der Gasse sah er den GunMan, welcher mit den zwei gewaltig wirkenden Pistolen in den Händen und einem bedrohlichen Gesichtausdruck auf ihn zu rannte.
Caleb entschied sich für das Piratengassenende, sprang auf Cedrics Rücken und ritt Jack hinterher. Hinter sich hörte er den GunMan fluchen und langsam entfernten sich seine Stimme und das bedrohliche Gitarrensolo in seiner Stimme aus dem Bereich von Calebs Hörleistung, die lauten Schüsse des Kopfgeldjägers kamen jedoch bedrohlich nahe und nicht nur die Geräusche, die sie verursachten.
In vollem Galopp spürte der Halbling die Kugeln an sich vorbeizischen, sie fraßen sich in die Hauswände zu seinen Seiten, Staub und Holzsplitter flogen ihm regelrecht um die Ohren.
Die Jagd ging um einige viele Gassen. Caleb spornte Cedric III. weiter an, noch immer kamen die tödlichen Geschosse des GunMan gefährlich nahe. Er versuchte sich zu orientieren. Dies war das Hafenviertel, doch sah er den Piraten nirgends. Sollte er besser seine Flucht allein versuchen? Warum sah er sich eigentlich überhaupt nach dem Piraten um? Schließlich war der Kopfgeldjäger nicht hinter ihm her, sondern hinter dem Piraten Red Jack! Er konnte doch einfach stehen bleiben und die Sache mit dem GunMan regeln. Wie zwei erwachsene Menschen. Oder wie
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