Golgrimms wundersame Welt (German Edition)
ein erwachsener Halbling und ein erwachsener Mensch.
Doch dann schoss dem Halbling ein weiterer Gedanke durch den Kopf: Er hatte sich mit Jack unterhalten, zumindest hatten sie einige Worte und ein Grummeln miteinander gewechselt! Mit Sicherheit glaubte der GunMan nun wirklich, sie würden zusammen gehören und seine Flucht aus der Taverne hatte dazu nichts Entkräftendes beigetragen, eher ganz im Gegenteil.
Also waren seine Chancen zu überleben mit dem Piraten durchaus höher als alleine.
Ein Blick zu dem Kopfgeldjäger bekräftigte den Halbling in seiner Theorie. Der Gesichtsausdruck dieses Mannes verhieß nichts Gutes und die beiden Pistolen in seinen Händen, die sich nun wieder auf den Halbling richteten, genauso wenig. Also trieb Caleb seinen Reithund erneut an und gemeinsam preschten sie zum Hafen von Port Mazedor.
Es dauerte nicht lange, bis sie die ersten Möwen kreischen hörten und die Weiten des Meeres sahen und die Schiffe die im Hafenbecken vor Anker lagen. Und nach kurzem Umschauen erblickte er auch den Piraten: Dieser manövrierte gerade ein riesiges Segelschiff aus seinem Ankerplatz heraus aufs offene Meer und ja, dieses Schiff hisste eine schwarze Flagge mit einem Totenkopf darauf! Und ja, dessen Schiffsheck war aus Holz gearbeitet wie ein riesiger Totenschädel! Und nein, es hatte keine schwarzen Segel!
Sofort trieb Caleb Cedric III. härter an. Der große wuschelige Hund lief so schnell er konnte. Noch gab es einen überwindbaren Zwischenraum zwischen Schiff und Steg, welcher jedoch zunehmend größer und unüberwindbarer wurde. Cedric kläffte, Caleb verkrampfte seine Hände ins dessen Fell. Sie kamen näher, immer näher. Hinter sich hörten sie die schnellen Schritte des Kopfgeldjägern, die Geräusche vom nachladen seiner Waffen. Auch die schnellen Schritte kamen näher und näher. Dieser Kopfgeldjäger legte ein unglaubliches Tempo beim Laufen vor. Nun, das musste man wohl auch, wenn man der beste und gefürchtetste aller Kopfgeldjäger sein wollte. Dem Nachladen folgten kurze klickende Geräusche, dann fetzten erneut Schüsse durch die Luft, sie flogen pfeifend an dem Halbling vorbei, er konnte sie förmlich hören, sie spüren, sie fast schon neben sich sehen, als sie mit wahnsinniger Geschwindigkeit an ihm vorbeizischten.
Und dann sprang Cedric III. am Steg ab, gemeinsam flogen Hund und Halbling durch die Luft, dem Piratenschiff entgegen. Sie flogen und flogen, das Oberdeck des Schiffes kam näher und näher, genauso wie die Sicherheit vor dem Kopfgeldjäger näher und näher kam. Sie hatten es fast geschafft.
Und dann merkten Halbling und Hund wie sich ihre Flugbahn senkte, wie die Schwerkraft sie ergriff und dann fielen sie und fielen und fielen.
Die Spinne hinter der Uhr
“Tick tack tick tack tick tack tick tack…”
Bereits seit zwei Stunden saß Sarah in ihrem Bett, Mister Barcley, ihr Teddybär, lag neben ihr und gemeinsam starrten sie auf die große Uhr, die ihnen gegenüber an der Wand hing.
Das Buch aus der Bibliothek lag geöffnet vor Sarah auf der dicken weichen Bettdecke. Noch immer tobte draußen das Unwetter, wieder und wieder krachte Donner und Blitze zuckten durch die nächtliche Düsternis hindurch.
“...tick tack tick tack tick tack…”
Das laute Ticken der riesigen Uhr übertönte irgendwann sogar das Gewitter und ließ Mister Barcley nicht einschlafen, doch Sarah fand, dass sie dieses ganze Schloss nicht einschlafen ließ. Und noch viel weniger konnte sie in Ruhe lesen.
Das dicke Buch über den Zauberer Nepomuk von Hinterhausen war außerdem eine recht seltsame Lektüre. Es war in Tagebuchform geschrieben und jener Zauberer erzählte darin von Ritualen, von Zaubern und vor allem von anderen Welten. Insbesondere von einer bestimmten Welt, die Notrak Husch hieß. Dort lebte der Zauberer. Und diese Welt mutete wahrlich seltsam an.
Aber sollte es nun eine Geschichte sein? Eine Fiktion? Es war so geschrieben, als würde all das tatsächlich existieren, wie eine Abhandlung oder ein Bericht. Es war mehr als nur seltsam.
Sarah legte den Kopf etwas schief und dachte nach.
Warum ist der Nordturm verboten? schoss es dem Mädchen plötzlich durch den Kopf.
“...tick tack tick tack...”
Hatte der alte Lord womöglich dort irgendetwas versteckt? Etwas, was niemand jemals zu sehen bekommen durfte?
“...tick tack tick...”
Welche Geheimnisse lagen dort begraben?
“...tick tack Pssssst!”
Sarah runzelte die Stirn. Hatte
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