Golgrimms wundersame Welt (German Edition)
Piraten zappeln auf und nieder.
Zehn kleine Piraten tun das immer wieder.
Zehn kleine Piraten zappeln ringsherum.
Zehn kleine Piraten die sind gar nicht dumm.
Zehn kleine Piraten spielen jetzt versteck.
Zehn kleine Piraten sind auf einmal weg.
Zehn kleine Piraten rufen laut Hurra.
Zehn kleine Piraten sind auf einmal da!“
Er sang aus vollem Halse, während seine Füße geschickt über die Verstrebungen des Gummibandes hüpften. Dann erblickte auch er die kleine Sarah und Mister Barkley. Seine Füße verstrickten sich im Gummi und er fiel mit einem lautem „Pompf!“ der Länge nach hin.
„Guten Morgen!“ sagte Sarah zaghaft und runzelte gleichzeitig die Stirn über das, was sie dort sah. Irgendwie entsprach dieses Piratennest nicht den Vorstellungen, die sie über Piraten hatte.
„Ich suche Red Jack!“ fuhr sie mit festerer Stimme fort und einige der Piraten zuckten merklich zusammen.
„Schrei doch nicht so! Wir sind sensibel!“ murmelte einer weinerlich und wischte sich eine Träne aus dem Auge. Ein anderer zeigte mit dem ausgestreckten Finger auf eine Tür im hinteren Bereich dieser Spelunke, direkt neben dem Tresen.
Sarah und Mister Barkley schritten voran, vorbei an zwei wirklich gefährlich aussehenden Piraten, welche auf dem Boden knieten und Murmeln spielten.
Gerade in diesem Augenblick spielten sie nicht, denn wie schon erwähnt waren alle Blicke auf Sarah und Mister Barkley gerichtet. Aber zuvor, und das war mehr als offensichtlich, hatten sie dieser Leidenschaft des Murmelspiels gefrönt.
Der eine war untersetzt, trug eine kleine Nickelbrille auf der Nase und ein viel zu enges rot-weiß gestreiftes Hemd.
Der andere war immens groß und sein ganzes Gesicht war von unzähligen Narben übersäht. Und nun widmeten sie sich auch wieder ihrem Spiel.
Im gleichen Augenblick flog Sarah eine Seifenblase in die Nase, wo immer diese auch hergekommen sein mag. Sarah verdrehte die Augen.
„Haaa....!“
Einige schauten sie an.
„Haaaaaa...!“
Andere gingen in Deckung.
„HAAAAAAAAAAATSCHIIIIIIIIIIIIIII!!!“
Der narbengesichtige Pirat erschrak fürchterlich, sein Zeigefinger schnippte im Reflex und seine Murmel schoss weit über das Ziel hinaus. Sie prallte gegen das Schienbein des Untersetzten, flog in hohem Bogen an die Decke, dann gegen die Tür, zerfetzte auf ihrem Flug die Zuckerwatte eines überglücklichen Piraten, der dadurch plötzlich den nackten Holzstab lutschte, sich wunderte und nun gar nicht mehr so glücklich schien, und schoss wie eine Kanonenkugel in das Gesicht des narbengesichtigen Piraten.
Dieser heulte auf, fiel rückwärts um und hielt sich die rechte Wange. Doch der Schock währte nicht lange. Er erhob sich und mit einem grimmigen Blick stellte er sich vor Sarah. Seine Augen funkelten nervös.
„Gesundheit!“ knurrte er.
„Danke.“ flüsterte Sarah ängstlich.
Dann ging der Pirat wieder zu seinem Spielkumpanen und zeigte ihm die Wange.
„Ouuh, wie das brennt. Meinst du, das gibt schon wieder eine Narbe? Oh Gottohgottohgottohgott! Hat jemand einen Eisbeutel? Irgendwas?“ wimmerte er schmerzerfüllt, griff sich das Erdbeereis eines überglücklichen Piraten, w elcher plötzlich seine Hand leckte, sich wunderte und nun gar nicht mehr so glücklich schien, und presste sich das kalte Naschwerk ins schmerzende Gesicht.
Sarah verdrängte diesen seltsamen Zwischenfall mit einem Kopfschütteln der Unfassbarkeit und ging weiter zu der Tür, die ihr gezeigt wurde. Langsam schob die Tür mit der Hand auf. Ein leises Knarren ertönte.
Neben ihr sagte eine Stimme: „An deiner Stelle würde ich da nicht reingehen! Das könnte gefährlich werden!“ Doch Sarah überhörte diesen Piraten, konterte mit einem zynischen „Ohja, das glaub ich gerne!“ und ging hinein.
Just im gleichen Augenblick machte es direkt vor ihr „Patsch!“ und ein Pirat kam ihr entgegen geflogen. Sie und Mister Barkley duckten sich, der Pirat segelte über die beiden hinweg und mitten in die Spelunke hinein. Das Mädchen hörte jemanden schreien und ein anderer sagte: „Tja, das wird wohl Narbe Nummer einhundertachtundsiebzig werden! Mensch, Junge! Kannst du nicht aufpassen, wo du hinfliegst?“
Sarah blickte erschrocken nach vorn.
Ein riesiger Gorilla saß dort an die Wand gelehnt, inmitten unzähliger Fässer mit der Aufschrift „Brause“, Kisten mit den Aufschriften „Zuckerwatte“, „Gummibärchen“ und „Schokolinsen“ und mehreren Gläsern Murmeln.
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