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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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und die Mechanisten mit Elektrizität zähmte.
    Aber nichts über ein verrücktes Fliegermädchen.
    Deryn stöhnte. »Malone wartet nur noch ab, oder?«
    »Ich glaube, Ihnen ist da etwas Entscheidendes entgangen, junger Mann. Die erste Schlagzeile sagt alles.«
    Deryn blätterte zur Titelseite zurück und starrte die Worte an.
    »Geheimer Thronfolger Österreichs«, murmelte sie, und plötzlich begriff sie. »Aber wie hat Eddie Malone die Sache mit dem Papstbrief herausgefunden?«
    Dr. Barlow schnaubte. »Papstbrief? Ha! Ich habe mir schon gedacht, dass Sie darüber Bescheid wissen!«
    »Aye, Ma’am. Alek hat es mir in Istanbul erzählt.«
    »Aha. Man fragt sich ja so langsam, ob jeder auf diesem Schiff eine geheime Identität verbirgt.«
    »Hoffentlich nicht, Ma’am. Das ist ganz schön anstrengend.« Deryn schüttelte den Kopf. »Aber warum verrät er es diesem …«
    »Diesem Oberpenner«, half der Loris von Miss Eierkopf höflich aus.
    Und plötzlich dämmerte es Deryn. Alek hatte sich auf einen Handel eingelassen. Genau wie in Istanbul, als Malone die Revolutionspläne enthüllen wollte und Alek sich bereit erklärt hatte, seine Lebensgeschichte zu erzählen, um das Schweigen des Mannes zu erkaufen.
    Aber diesmal hatte er seine Geheimnisse für ihre eingetauscht.
    »Oh«, sagte Deryn.
    »In der Tat: ›oh‹«, erwiderte Miss Eierkopf. »Das hat aber lange gedauert, Mr. Sharp. Sie haben sich doch zusammen mit dem Knie nicht auch den Kopf gestoßen, Mr. Sharp?«
    Deryn blickte von der Zeitung auf. »Warum nennen Sie mich eigentlich Mr. Sharp?«
    »Weil Sie ganz offensichtlich der Kadett dieses Namens sind. Und angesichts dieser Neuigkeiten« – Dr. Barlow tippte auf die Zeitung – »wird niemand etwas anderes vermuten. Jetzt machen Sie sich bitte fertig. Wir müssen in einer Stunde aufbrechen.«
    »Aufbrechen, Ma’am?«
    »Nach New York City. Das serbische Konsulat veranstaltet heute Nachmittag ein Fest für Mr. Tesla und Prinz Aleksandar. Natürlich wird ein Gesellschaftsanzug erwartet. Wie ich sehe, können Sie sich inzwischen wieder selbst anziehen.«
    »Aye. Aber warum wollen Sie mich mitschleppen?«
    »Mr. Sharp, wie mir scheinen will, gehört Ihnen das Ohr – und vielleicht sogar die Zuneigung, obwohl mir bei dem Gedanken schaudert – des rechtmäßigen Thronfolgers von Österreich-Ungarn.« Dr. Barlow schnippte mit den Fingern, damit Tazza kam. »Solange Sie Ihre Leichen hübsch im Keller lassen, kann die Zoologische Gesellschaft von London Sie vielfältig einsetzen. Jetzt machen Sie sich fertig, Mr. Sharp.«
    » Mr. Sharp«, sagte der Loris.
    Die Fahrt über den Hudson River war unvergleichlich. Im Süden stand die Freiheitsstatue, die Wolkenkratzer von Manhattan ragten gleich vor ihnen auf. Selbst der Rauch, den die Motoren der Fähre in den blauen Himmel spuckten, sah ziemlich großartig aus. Deryn hatte sich wohl während der letzten drei Monate an Mechanistenmotoren gewöhnt. Auch Alek war im Gegenzug ein wenig zum Darwinisten geworden. Die Vibrationen der Motoren, die sie spürte, fühlten sich fast natürlich an und schienen sogar ihr verletztes Knie zu lindern.
    Sie und Dr. Barlow wurden mitsamt der Eskorte aus Marinesoldaten von einem Panzerläufer am Fähranleger erwartet. Er war kleiner als eine richtige Kriegsmaschine, konnte sich dafür besser in den belebten Straßen New Yorks bewegen und war außerdem eindeutig kugelsicher. Nach dem Anschlag gestern Abend wagte sich kein Besatzungsmitglied der Leviathan mehr ohne Schutz an die Öffentlichkeit. Deryn trug ihr Taklermesser in der Jacke, und der Gehstock, den Klopp für sie angefertigt hatte, endete oben mit einer pflaumengroßen Messingkugel.
    Auch wenn sie noch nicht wieder ganz sicher auf den Beinen war, würde sich Deryn durchaus zu wehren wissen.
    Der Läufer suchte sich einen Weg durch das Gewimmel der Menschen und unter den Hochbahnen hindurch. Je weiter sie nach Norden kamen, desto niedriger waren die Gebäude, und sie ähnelten eher den Häuserreihen in London als Wolkenkratzern. Hier war die Luft besser als in Istanbul, da in der Stadt mehr Elektrizität als Dampf zum Einsatz kam, was wiederum dem Einfluss Teslas und des anderen großen amerikanischen Erfinders, Mr. Thomas Edison, zu verdanken war.
    Endlich erreichte der Läufer das serbische Konsulat, ein großes, ehrwürdiges Steingebäude. Auf dem Bürgersteig davor hatte eine Reihe von Polizisten Posten bezogen.
    »Pusteln und Karbunkel. Die sehen aus, als wären sie auf

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