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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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überraschendem Gleichmut ertragen.« Aleks Blick ging über Deryns Schulter, doch sie drehte sich nicht um. »Eigentlich ist er gerade eifrig dabei, den französischen Botschafter zu umschmeicheln. Wir brauchen die Anerkennung der Franzosen, wenn ich jemals den Thron besteigen soll.«
    »Der brüllende Thron ist mir vollkommen egal! Ich freue mich nur, dass du nicht tot bist!«
    Alek wandte ihr wieder den Blick zu. »Ich auch.«
    »Tut mir leid, dass ich so bissig bin«, murmelte sie. »Ich habe heute Nacht nicht viel geschlafen.«
    »Es war fast wie beim Unfall von deinem Vater, oder?« Er zeigte ihr seine Hände. »Aber ich bin ohne einen einzigen Kratzer davongekommen. Vielleicht ist der Bann gebrochen. Vorsehung.«
    »Aye, man kann nicht leugnen, wie viel Glück du auf einmal hast.« Sie sah zur Seite. »Aber da ich jetzt wieder Kadett Dylan Sharp bin, werde ich mit der Leviathan weiterfliegen. Unsere vierundzwanzig Stunden sind heute Nacht vorbei.«
    »Ach, ich habe ganz vergessen, dass wir uns immer noch auf neutralem Territorium befinden.« Alek wandte den Blick ab, als sei ihm gerade erst klar geworden, dass er ihre Trennung herbeigeführt hatte, indem er Deryns Geheimnis bewahrte. »Es besteht jetzt wohl keine große Chance mehr, dass sie dich von Bord werfen, oder?«
    »Nein.« Sie blickte sich zwischen all den Menschen in ihrer festlichen Aufmachung um. Niemand beachtete sie und Alek, und trotzdem erschien es ihr falsch, sich mitten zwischen den vielen Leuten voneinander zu verabschieden.
    »Du könntest vielleicht …« Er räusperte sich. »Wenn du einfach von der Leviathan fernbleibst?«
    »Wie? Du meinst, ich soll einfach abhauen?«
    »Warum nicht? Früher oder später werden sie herausfinden, was du bist, Deryn. Und jetzt, da dein Geheimnis gewahrt ist, könntest du dich zu uns gesellen, ohne einen Skandal zu verursachen.«
    »Desertieren ist schlimmer als ein Skandal, Alek. Ich kann meine Schiffskameraden nicht im Stich lassen.«
    »Aber wenn die wüssten, was du bist, würden sie dich im Stich lassen.«
    Sie starrte ihn lange an und zuckte schließlich mit den Schultern. Er hatte recht, aber das spielte keine Rolle. »Mein Land liegt im Krieg, und ich bin kein Deserteur.«
    »Du kannst deinem Land helfen, indem du diesen Krieg beendest . Bleib bei mir, Deryn.«
    Sie schüttelte den Kopf und brachte kein Wort heraus. Natürlich würde sie am liebsten bleiben, aber nicht aus irgendwelchen edlen Motiven. Wie schrecklich dieser Krieg auch sein mochte, so waren es nicht große Taten wie das Friedenstiften, die sie antrieben. Von der Vorsehung auserwählt zu sein war nur etwas für brüllende Prinzen , nicht für gemeine Soldaten.
    Und was Deryn wollte, konnte sie nie erlangen, ob sie nun hierblieb oder zehntausend Meilen fortflog.
    Alek konnte ihre Gedanken nicht lesen. Er richtete sich auf und sagte leise: »Tut mir leid. Das war dumm von mir. Wir haben beide unsere Pflicht zu erfüllen. Mr. Tesla redet dort drüben gerade mit einigen sehr reichen Leuten. Wir brauchen ihr Geld, um notwendige Verbesserungen an Goliath vorzunehmen.«
    »Du solltest dich zu ihnen gesellen und sie mit deinem Latein beeindrucken.«
    »Je eher der Krieg vorüber ist, desto eher können wir uns …« Er unterbrach sich.
    »Wiedersehen, aye.«
    Alek schlug die Hacken zusammen. »Auf Wiedersehen, Deryn Sharp.«
    »Auf Wiedersehen, Aleksandar von Hohenberg.« Plötzlich hatte sie einen Kloß im Hals. Es war tatsächlich so weit. Von nun an wären sie für viele Jahre getrennt, und ihr fiel nur eines zu sagen ein: »Werde jetzt nur nicht rührselig und küss mir die Hand, ja?«
    »Daran würde ich im Traum nicht denken.« Alek verneigte sich und trat einen Schritt zurück, als versuche er zu gehen, bringe es jedoch nicht fertig. Dann blickte er an ihr vorbei und lächelte erleichtert. »Jedenfalls gibt es da noch jemanden, der sich gern einen Augenblick mit dir unterhalten würde.«
    Deryn schloss die Augen. »Bitte, sag, dass es nicht dieser Oberpenner Malone ist.«
    »Aber nicht doch«, antwortete Alek. »Es ist der Botschafter der Osmanischen Republik mit seiner wunderschönen jungen Assistentin.«
    »Der Wer und seine Was?«, fragte Deryn und drehte sich um.
    Vor ihr standen Lilit und der Kizlar Agha.

    »Alte Verbündete.«

35. KAPITEL
    Lilit war die Tochter von Zaven, dem Revolutionär, mit dem sich Alek und Deryn in Istanbul angefreundet hatten. Der Kizlar Agha war hingegen der persönliche Berater des Sultans gewesen.

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