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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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der auf Aleks Schulter saß, imitierte leise das Schnarchen, Atmen und die Windgeräusche, die durch die Schiffsbewegung entstanden.
    In der Nähe des Hecks kamen sie an eine verschlossene Tür, deren Holzrahmen mit Metall verstärkt war. Deryn zog einen Schlüsselbund hervor, den Dr. Barlow ihr nachmittags gegeben hatte.
    Kurz darauf schwang die Tür leise auf, und Deryn schlüpfte mit Alek hinein. »Wie wäre es mit ein wenig Licht, Euer Prinzlichkeit?«, flüsterte sie.
    Während Alek nach seiner Kommandopfeife kramte, verschloss sie die Tür hinter ihnen. Seine zittrige Melodie hallte durchs Dunkel, dann fiel Bovril mit ein, und das grüne Licht der Glühwürmer leuchtete auf.
    Es war der kleinste Lagerraum des Luftschiffs, der einzige mit einer stabilen Tür. Hier wurden Wein und Schnaps für die Offiziere sowie Güter von besonderem Wert gelagert. Im Augenblick war der Raum leer, wenn man von der Kassette des Kapitäns und der eigenartigen Magnetapparatur absah.
    »Die Mannschaft hat diese Maschine aufbewahrt?«, fragte Alek. »Und gleichzeitig die Vorräte abgeworfen?«
    »Aye. Miss Eierkopf musste ganz schön herumschreien, um das Abwerfen zu verhindern. Sie ist ein ganz schöner Schlaustiefel, denn sie denkt voraus.«
    »Schlaustiefel«, sagte Bovril und gluckste.
    Alek riss die Augen auf. »Natürlich. Mit dieser Apparatur wollte Tesla finden, wonach er gesucht hat.«
    »Aye. Aber er hat es bereits gefunden! Kapitän Jegorow hat gesagt, vor einigen Tagen hätten Teslas Männer etwas ausgebuddelt. Was immer sie entdeckt haben, es muss sich jetzt an Bord der Leviathan befinden.« Sie betrachtete die Apparatur. »Und er hat uns eine Möglichkeit geliefert, herauszubekommen, wo genau.«
    Aleks grinste breit, während er die Hände an die Steuerung der Apparatur legte.
    Typisch, dachte Deryn. Es brauchte nur ein kluges Komplott und eine Mechanistenmaschine, um Aleks Laune aufzumuntern. Trotzdem freute sie sich, den Jungen glücklich zu sehen, denn vorher hatte er den Kopf hängen lassen, als würde gerade die Welt untergehen.
    »Diese Wände sind dick«, meinte sie. »Die Russen werden es nicht hören, wenn du das Ding anstellst.«
    Alek tippte gegen eine der Skalen und drückte dann den Schalter.
    Das tiefe Sirren der Maschine nahm zu und erfüllte den Raum. Die drei Glaskugeln begannen zu schimmern, und in jeder erwachte ein winziger verharrender Blitz zum Leben. Einen Augenblick lang flackerte die Elektrizität ziellos, ehe sie sich stabilisierte.
    Deryn fluchte und beugte sich vor. »Genau das Gleiche wie heute Morgen – zwei zeigen nach oben und eine nach achtern. Das Ding hat wieder die Motoren entdeckt.«
    »Augenblick mal«, sagte Alek.
    Deryn schaute zu, wie er an der eleganten Steuerung herumstellte. Die Teile der Maschine sahen aus, als wären sie von Hand gefertigt, eher wie die Ausrüstung an Bord der Leviathan und weniger wie Mechanistentechnik. Sie erinnerte sich, dass Klopp sich darüber beschwert hatte.
    »Es sieht fast aus, als würde es zum Schiff gehören«, murmelte sie.
    Alek nickte. »Mr. Tesla hat eine Weile in Amerika gelebt. Da dürfte es ihm schwergefallen sein, sich dem Einfluss der Darwinisten zu entziehen.«
    »Aye, der arme Mann. Bestimmt hat er sich insgeheim gewünscht, es brüllend hässlich zu entwerfen.«
    »Dort!«, sagte Alek. »Es hat etwas entdeckt.«
    Die Dauerblitze waren kurz erloschen, um dann wieder aufzuflammen. Alle drei zeigten in die gleiche Richtung, aufwärts in Richtung Bug.
    Deryn runzelte die Stirn. »Dort sind die Kabinen der Offiziere und die Brücke. Vielleicht hat es das Metall in den Schiffsinstrumenten entdeckt?«
    »Vielleicht. Um sicherzugehen, müssen wir triangulieren.«
    »Wie, du willst das Ding bewegen?«
    Alek zuckte mit den Schultern. »Schließlich ist es so konstruiert, dass man es tragen kann.«
    »Aye, und wir sollten eine Schleichtour machen, nicht mit diesem lauten Britzelapparat im Dunkeln herumpoltern.«
    »Britzelapparat!«, verkündete Bovril und imitierte die Geräusche der Apparatur.
    »Na ja, ich kann sie niedriger einstellen«, meinte Alek und drehte an der Steuerung. Die Glaskugeln wurden dunkler. »Wie ist es so?«
    »Das Ding macht immer noch einen brüllenden Lärm«, murmelte Deryn, aber daran ließ sich nichts ändern. Wenn sie nur diese eine Richtungsangabe hätten, müssten sie ein Viertel des Schiffes durchsuchen. »Pst, Tierchen!«
    »Psssst«, machte Bovril, und einen Augenblick später veränderten sich die Geräusche

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