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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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benutzen, Mr. Tesla. Ein wahrlich geniales Konzept.«
    »Sie sind zu freundlich.« Mr. Tesla verneigte sich vor den Eierköpfen, und Alek führte ihn von der Brücke nach hinten zum Heck.
    Unterwegs rutschte Bovril nervös auf Aleks Schulter herum.
    »Ein bisschen schwierig«, flüsterte er ihm ins Ohr.
    Selbst in der Hitze des Gefechts war der Steg, der von der Hauptgondel zum Bauchmotor führte, nicht bemannt gewesen. Er war nicht sehr breit und mit niedrigem Dach versehen, da er eigentlich eher zur Stabilisierung des Schiffes und weniger als Gang diente, und Mr. Tesla musste wegen seiner langen Beine gebückt gehen.
    »Das war eine grässliche Sache«, sagte Alek, als sie allein waren.
    »Krieg ist immer grässlich, ob er nun mit Maschinen oder Tieren geführt wird.« Tesla blieb abrupt stehen und beobachtete eine Boteneidechse, die über ihnen vorbeihuschte. »Wenigstens spüren Maschinen keinen Schmerz.«
    Alek nickte. »Sogar das große Flugtier hat Gefühle, was allerdings auch Vorteile haben kann. Es ist vor einer Ihrer Tesla-Kanonen zurückgewichen, während die Offiziere der Leviathan die Gefahr noch nicht erkannt hatten.«
    »Vermutlich nützlich.« Tesla schüttelte den Kopf. »Aber das Gemetzel von Tieren zerstört die menschliche Moral.«
    Alek erinnerte an ein Argument, das Deryn in Istanbul benutzt hatte. »Aber Sie essen doch Fleisch, Mr. Tesla?«
    »Eine persönliche Schwäche. Eines Tages werde ich diese barbarische Ernährungsweise aufgeben.«
    »Und in Sibirien haben Sie Ihr Flugtier geopfert!«
    »Nicht ohne guten Grund«, sagte Tesla und tippte mit dem Gehstock auf den Boden. »Ich hätte es nicht ertragen, wenn diese Bären verhungert wären, daher ließ ich der Natur einfach ihren Lauf.«
    Bovril rutschte auf Aleks Schulter hin und her und murmelte vor sich hin. In Gegenwart von Tesla war der Loris meistens still, als würde der Mann ihn einschüchtern. Oder vielleicht hörte er einfach aufmerksam zu.
    Alek wusste nicht, was er von den Worten des Erfinders halten sollte. Vielleicht ergab es Sinn, ein Wesen zu opfern, wenn man viele rettete. Doch wenn Tesla die gleiche Logik nun auf den Krieg anwendete?
    Als sie sich der Motorengondel näherten, wurde der Boden des Übergangs nass und klebrig, und ein fauler Gestank stieg Alek in die Nase. Durch eine offene Luke hörte er das Scheppern von Werkzeugen.
    »Hallo?«, rief Alek.
    Eine Gestalt in einem schmierigen Fliegeranzug erschien durchnässt und übel riechend. Während die Person salutierte, erkannte Alek mit Schrecken, wer unter dem Dreck steckte.
    » Mr. Sharp!«, rief Bovril, beugte sich auf Aleks Schulter vor und streckte ihr die Arme entgegen.
    Natürlich. Wenn es irgendwo an Bord Chaos gab, konnte man sich darauf verlassen, dass Deryn Sharp mitten drin steckte.
    Alek erwiderte den Salut steif. »Mr. Tesla, ich glaube, Sie haben Kadett Sharp schon kennengelernt?«
    »Er war so freundlich und hat in Sibirien bei mir vorbeigeschaut«, antwortete der Erfinder. »Sind das Federn?«
    Deryn sah an sich nach unten. Tatsächlich klebten in dem Motorenschmier an ihrer Fliegermontur ein paar Federn.
    Deryn zupfte eine davon ab und ließ die Hacken zusammenknallen, als wäre sie auf einem Tanzabend und nicht in einem Motorenraum voller Bilgewasser. »Ich habe bei den Kampffalken gearbeitet. Wie freundlich von Ihnen, uns einen Besuch abzustatten, Mr. Tesla.«
    Tesla fuchtelte mit dem Gehstock. »Das ist kein Besuch, ich bin hier, um zu helfen. Dieser Motor wurde auf Basis meiner Entwicklungen gebaut, wissen Sie?«
    »Was ist denn eigentlich genau passiert?«, erkundigte sich Alek.
    »Die Propeller haben etwas von der Rakete angesaugt«, sagte Deryn und mied Aleks Blick. »Dadurch hat es einen kleinen Brand gegeben, woraufhin die Ingenieure eine Herkules-Überschwemmung erbeten haben. Rutschen Sie nicht aus, bitte!«
    Im Inneren der Motorengondel roch es wie im Darm des Schiffes. Der Boden war mit Schmier überzogen, und die Maschine vom Feuer verrußt. Die Ingenieure unterbrachen ihre Arbeit und starrten Mr. Tesla mit großen Augen an.
    »Eine Herkules-Überschwemmung?«, fragte der Erfinder. »Wie beim Ausmisten der Augiasställe?«
    Deryn sah ihn verwirrt an, daher half Alek aus. »Sie haben wohl den Ballast vom Heck durch die Gondel geleitet. Dadurch ist der plötzliche Sinkflug zu erklären.«
    Tesla hob einen Schuh und betrachtete dessen schmutzige Sohle. »Gleichermaßen genial wie unhygienisch, wie so viele darwinistische

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