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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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sprach.

    »Abfluss.«
    »Willst du mich jetzt wieder schlagen?«, fragte Alek. »Nur damit ich mich festhalten kann. Es geht hier ziemlich tief nach unten.«
    Sie grinste, aber ihr Blick wurde nicht milder.
    »Du bist ganz schön stark«, meinte Alek.
    »Aye, und ich bin auch größer als du.«
    Alek verdrehte die Augen. »Hör mal, Deryn –«
    »Es ist keine gute Angewohnheit, mich so zu nennen.«
    »Vielleicht nicht. Nur habe ich dich so lange mit dem falschen Namen angeredet, dass ich das Gefühl habe, ich hätte einiges gutzumachen.«
    »Ist nicht deine Schuld, dass ich zwei Namen habe.«
    Alek sah hinab ins vorbeiziehende Wasser. »Wessen Schuld ist es dann? Ich meine, selbst Volger hält dich für einen guten Soldaten, und trotzdem hältst du geheim, wer du wirklich bist.«
    »So ist es nun mal im Leben.« Sie zuckte mit den Schultern. »Es ist niemandes Schuld.«
    »Oder die Schuld aller«, meinte Alek. »Deryn.«
    »Deryn Sharp«, sagte Bovril leise.
    Die beiden starrten den Perspikuitiven Loris entsetzt an.
    »Brillant«, sagte Deryn. »Einfach brüllend brillant . Nun sagt es das Tierchen auch schon!«
    »Tut mir leid.« Alek schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht bemerkt –«
    Plötzlich legte sie ihm die Hand auf den Mund. Er roch Motorschmiere und Brühe, dann entdeckte er eine Boteneidechse, die unter dem Bauch des Schiffes unterwegs war. Deryn zog ihre Hand zurück und machte ihm ein Zeichen zu schweigen.
    Die Eidechse sagte in Dr. Barlows Stimme: »Mr. Sharp, morgen Nachmittag werden Sie mich zu Mr. Teslas Treffen mit dem Botschafter begleiten. Ich meine mich zu erinnern, dass Sie keine Ausgehuniform haben. Wir müssen uns darum kümmern, wenn wir in Tokio ankommen.«
    Deryn fluchte, und Alek erinnerte sich, dass sie ihre Ausgehuniform beim Kampf auf dem Unerschrockenen ruiniert hatte. Zu einem Schneider zu gehen und sie zu ersetzen wäre selbst ohne die Begleitung von Miss Eierkopf schon recht heikel.
    »Hm, äh, aber – aber, Ma’am«, stotterte Deryn. »Ich muss –«
    »Dr. Barlow«, mischte sich Alek ein, »hier spricht Prinz Aleksandar. Gewiss wollen Sie, dass der junge Dylan sich von seiner besten Seite zeigen wird, aber Herrenschneiderei dürfte nicht Ihre Stärke sein. Es wäre mir ein Vergnügen, ihn zu begleiten. Ende der Nachricht.«
    Das Tierchen wartete einen Moment, blinzelte und huschte davon.
    Deryn starrte ihn lange an und schüttelte schließlich den Kopf. »Ihr seid beide beknackt. Um meine eigene Kleidung kann ich mich allein kümmern, ja?«
    »Natürlich.« Alek zupfte an seinem eigenen abgetragenen Hemd. »Aber ich könnte selbst einen Schneider gebrauchen.«
    »Stimmt allerdings. Du siehst inzwischen nicht mehr ganz so prinzlich aus.« Deryn richtete sich seufzend auf. »Nun, ich habe noch Arbeit zu erledigen. Vermutlich werden wir uns sehen, wenn wir Tokio erreichen.«
    »Vermutlich.« Er lächelte sie an.
    Deryn drehte sich um und ging zurück in die Motorengondel, wo sie die Ingenieure anfauchte, sie sollten Mr. Tesla in Ruhe arbeiten lassen. Alek blieb noch auf dem Steg, starrte eine Weile ins Wasser und fragte sich, was er eigentlich tief in sich fühlte.
    Wie auch immer ihr Name lautete, er hatte seinen guten Freund während der letzten Tage vermisst, und zwar sehr.
    »Einen Schneider gebrauchen«, sagte Bovril nachdenklich. »Ende der Nachricht.«

17. KAPITEL
    Alek zog eine andere Jacke über und betrachtete sein Spie gelbild missmutig. Seine Uniform des Habsburger Korps war genauso abgetragen wie die anderen, glänzte an den Ellbogen und hatte zwei Knöpfe eingebüßt. War er während der letzten Wochen tatsächlich in solch liederlichem Zustand herumgelaufen?
    »Das erscheint mir nicht weise«, sagte Graf Volger.
    Alek fummelte an den ausgefransten Schulterstücken herum. »Ich muss bei einem Botschafter einen guten Eindruck hinterlassen, und sicherlich sind die Schneider in Tokio nicht so teuer.«
    »Ich spreche nicht über die Kosten, Alek. Obwohl Sie ja praktisch über keinen Pfennig mehr verfügen.« Der Wildgraf blickte aus dem Fenster, als einer der Türme von Tokio alarmierend nah an der Gondel vorbeiglitt. »Ich spreche von dem Mädchen.«
    Alek zog die seidene Pilotenjacke über, die er in der Nacht der Osmanischen Revolution getragen hatte. »Sie heißt Deryn.«
    »Wie auch immer sie heißt, Sie haben sich endlich von ihrem Einfluss befreit. Warum sollten Sie neue Verwicklungen riskieren?«
    »Deryn ist keine Verwicklung.« Alek zog die Jacke an und

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